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Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Titel: Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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hast. Du hast ihn nicht entdeckt. Es ist ein großes Haus, und man hat nicht genug Zeit, es zu durchsuchen – besonders wenn eine tote Frau im Schlafzimmer liegt. Das kann man nicht so leicht erklären, falls jemand vorbeikommt. Mach dir keine Sorgen, ich hab’ ihn gefunden. Schade, daß du nicht Hawthorne liest. Der Brief steckte im Buch. Schade. Aber wie ich sagte, sie hat dich geschlagen. Vielleicht gibt es doch manchmal Gerechtigkeit.«
    Bremmer hatte keine schlagfertige Antwort. Bosch sah ihn an und fand, daß alles gut lief. Er war fast am Ziel.
    »Sie hatte auch das Kuvert aufbewahrt, falls du dich das fragen solltest. Ich fand es ebenfalls. Also habe ich mir überlegt, warum hat er sie wegen dieses Briefs gefoltert, wenn es der gleiche war, den er mir zukommen ließ? Es war bloß eine Fotokopie. Dann kam ich drauf. Du warst nicht an dem Schreiben interessiert. Du wolltest das Kuvert.«
    Bremmer schaute auf seine Hände herab.
    »Kannst du mir noch folgen?«
    »Keine Ahnung«, sagte Bremmer und sah wieder auf. »Meiner Ansicht nach faselst du total im Delirium.«
    »Nun, ich muß mir nur Sorgen machen, daß es für den Staatsanwalt einen Sinn ergibt. Oder? Und ich werde ihm erklären, daß das Gedicht eine Reaktion auf deinen Artikel ist, der am Montag, dem ersten Prozeßtag, in der Zeitung stand. Aber der Stempel auf dem Kuvert ist vom Samstag davor, und das ist rätselhaft. Wie konnte der Jünger in seinem Gedicht einen Zeitungsartikel erwähnen, bevor der Artikel in der Zeitung stand? Die Lösung ist natürlich, daß der Jünger schon vorher Kenntnis von dem Artikel hatte. Er schrieb ihn. Das erklärt auch, wie du über den Brief am nächsten Tag berichten konntest. Du warst deine eigene Quelle, Bremmer. Und das ist Fehler Nummer drei. Drei Fehler, und du bist raus.«
    Die Stille, die danach eintrat, war so groß, daß Bosch das leise Zischen von Bremmers Bierflasche hören konnte.
    »Du vergißt etwas, Bosch«, sagte Bremmer endlich. »Ich habe die Waffe. Nun, wem hast du diese verrückte Geschichte noch erzählt?«
    »Ich bin mit dem Abwasch noch nicht fertig«, sagte Bosch. »Das Gedicht, das du für mich am Wochenende abgegeben hast, war nur ein Tarnungsmanöver. Der Seelenklempner und alle anderen sollten glauben, daß du Chandler umgebracht hast, um mir einen Gefallen zu tun oder wegen irgendwelcher Psychoscheiße. Stimmt’s?«
    Bremmer sagte nichts.
    »Auf die Weise würde niemand den wahren Grund erkennen. Daß du das Schreiben und das Kuvert zurückwolltest … Scheiße, sie hat dich wahrscheinlich selbst ins Haus gebeten, als du angeklingelt hast. Sie kennt dich schließlich als Reporter. Ungefähr so, wie du mich ins Haus gelassen hast. Die Gefahr trägt meistens ein bekanntes Gesicht, Bremmer.«
    Bremmer sagte nichts.
    »Beantworte mir eine Frage, Bremmer. Ich würde gern wissen, warum du den einen Brief abgegeben und den anderen per Post geschickt hast. Als Reporter fielst du natürlich nicht besonders auf dem Revier auf; du konntest ihn am Schalter hinlegen, und niemand würde sich an dich erinnern. Aber warum hast du ihr den Brief geschickt? Offensichtlich war das ein Fehler – deshalb bist du zurück und hast sie umgebracht. Warum?«
    Der Reporter schaute Bosch lange an. Dann schielte er auf die Waffe, wie um sich zu vergewissern, daß er Herr der Lage war und aus dieser Situation herauskommen würde. Die Waffe war ein unwiderstehlicher Köder. Bosch wußte, er hatte ihn an der Angel.
    »Die Story sollte am Samstag gedruckt werden, aber so ein saudummer Redakteur hielt sie zurück und ließ sie erst montags erscheinen. Ich hatte den Brief abgeschickt, bevor ich die Zeitung vom Samstag gelesen habe. Das war mein einziger Fehler. Aber du hast einen großen Fehler begangen.«
    »Ach ja? Und was für einen?«
    »Alleine hierherzukommen …«
    Jetzt war es Bosch, der schwieg.
    »Warum bist du alleine hierhergekommen, Bosch? Hast du es so beim Puppenmacher gemacht. Du gingst allein, damit du ihn kaltblütig umbringen konntest?«
    Bosch dachte einen Moment nach.
    »Das ist eine gute Frage.«
    »Nun, das war dein zweiter Fehler. Zu denken, daß ich gleichfalls kein ebenbürtiger Gegner sei. Der Puppenmacher war ein Nichts. Du hast ihn getötet, und daher verdiente er es zu sterben. Aber jetzt bist du es, der zu sterben verdient.«
    »Gib mir die Waffe, Bremmer.«
    Er lachte, als hätte Bosch eine verrückte Frage gestellt.
    »Du denkst …«
    »Wie viele gab es? Wie viele Frauen hast du

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