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Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton

Titel: Harry Bosch 03 - Die Frau im Beton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Hollywood. Unterwegs hielt er bei einem Vons-Supermarkt an und kam eine Viertelstunde später mit einer großen Tüte Lebensmittel heraus. Dann ging es weiter in eine Gegend nördlich des Paramount-Studios, in der Einfamilienhäuser standen. Bei einem kleinen, verputzten Haus fuhr er an der Seitenwand vorbei zur Garage, die sich hinter dem Haus befand. Bosch parkte ein Haus weiter am Straßenrand und wartete.
    Die Häuser in der Nachbarschaft waren alle Variationen von drei Grundmodellen. Es war eine der Wohngegenden, die nach dem Zweiten Weltkrieg für die zurückkehrenden Soldaten am Fließband produziert wurden. Jetzt brauchte man wahrscheinlich ein Generalsgehalt, um sich eins kaufen zu können. Das war das Ergebnis der achtziger Jahre. Die Besatzungsarmee der Yuppies hatte inzwischen Stellung bezogen.
    Auf dem Rasen vor den Häusern standen kleine Schilder, die von drei oder vier verschiedenen Wachgesellschaften stammten. Aber auf allen stand das gleiche. BEI ALARM BEWAFFNETER EINSATZ. Es war die Grabinschrift der Stadt. Manchmal dachte Bosch, daß man das Hollywood-Zeichen mit diesen Worten ersetzen sollte.
    Bosch wartete darauf, daß Bremmer zur Haustür kam, um nach Post zu sehen, oder daß er Licht im Haus anschaltete. Als beides nach fünf Minuten nicht geschehen war, stieg er aus und näherte sich der Auffahrt. Mit der Hand strich er sich unbewußt an der Seite auf die Jacke, um sich zu vergewissern, daß er seinen Smith & Wesson dabei hatte. Der Revolver war da, aber er ließ ihn im Halfter stecken.
    Die Auffahrt war unbeleuchtet, und in dem dunklen Raum der offenen Garage konnte Bosch nur schwache Lichtreflexe auf den roten Bremslichtern des Wagens ausmachen – von Bremmer keine Spur.
    Ein fast zwei Meter hoher Lattenzaun stand rechts von der Auffahrt und trennte Bremmers Grundstück von dem seines Nachbarn. Blühende Bougainvilleazweige hingen über den Holzzaun, und Bosch hörte schwach einen Fernseher von nebenan.
    Während er zwischen dem Zaun und Bremmers Haus auf die Garage zuging, war er sich seiner Schutzlosigkeit bewußt.
    Aber er wußte, daß es nutzlos wäre, seine Waffe zu ziehen. Er ging die Auffahrt auf der Hausseite entlang und blieb vor der dunklen Garage stehen: »Bremmer?«
    Außer dem Ticken des noch warmen Automotors war nichts zu vernehmen. Dann hörte Bosch hinter sich das leichte Schürfen von Schuhen auf Zementboden. Er drehte sich um. Bremmer stand da, mit der Tüte Lebensmittel in der Hand.
    »Was machst du?« fragte Bosch.
    »Das sollte ich dich fragen.«
    Bosch beobachtete seine Hände, während er sprach.
    »Du hast nie angerufen. Also bin ich vorbeigekommen.«
    »Anrufen? Weswegen?«
    »Du wolltest einen Kommentar über das Urteil.«
    »Du solltest mich anrufen. Erinnerst du dich? Aber es ist egal, der Artikel ist geschrieben. Außerdem wurde er aufgrund neuer Entwicklungen sowieso auf die hinteren Seiten verbannt. Die Story über den Jünger – Irving hat den Namen offiziell verwendet – kommt auf die erste Seite.«
    Bosch machte ein paar Schritte auf ihn zu.
    »Weshalb bist du dann nicht im Red Wind? Du hast doch gesagt, daß du dir dort immer einen Drink genehmigst, wenn du aufs Titelblatt kommst.«
    Bremmer hielt die große Tüte im rechten Arm und griff mit der anderen Hand in seine Jackentasche. Bosch hörte das Geräusch von Schlüsseln.
    »Ich war heute abend nicht in der Stimmung. Irgendwie mochte ich Honey Chandler, verstehst du? Was tust du eigentlich hier, Harry? Ich hab’ gesehen, wie du mir gefolgt bist.«
    »Bittest du mich nicht ins Haus? Vielleicht können wir ein Bier trinken und auf deinen Artikel auf der ersten Seite anstoßen. Eins-A, so nennt ihr Reporter sie doch?«
    »Ja. Dieser wird über dem Falz abgedruckt.«
    »Über dem Falz, ausgezeichnet.«
    Sie starrten sich in der Dunkelheit an.
    »Also, was ist mit einem Bier?«
    »Okay«, sagte Bremmer. Er drehte sich um und ging zur Hintertür des Hauses und schloß sie auf. Er griff um den Türrahmen und schaltete das Licht über der Tür und in der Küche an. Dann trat er zurück und streckte den Arm aus, um Bosch vorgehen zu lassen.
    »Nach dir. Geh ins Wohnzimmer und setz dich. Ich hol’ ein paar Flaschen und bin gleich zurück.«
    Bosch ging durch die Küche und einen kleinen Flur zum Wohn- und Eßzimmer. Er setzte sich nicht, sondern stellte sich hinter den Vorhang, der vor einem der Vorderfenster zugezogen war. Er öffnete ihn etwas und sah auf die Straße und die Häuser gegenüber. Niemand

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