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Harry Potter - Gesamtausgabe

Harry Potter - Gesamtausgabe

Titel: Harry Potter - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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sonst. Sie waren so knapp aus Godric’s Hollow entkommen, dass ihm Voldemort näher und bedrohlicher vorkam als zuvor. Als es erneut dämmerte, schlug Harry Hermines Angebot aus, die Wache zu übernehmen, und sagte ihr, sie solle zu Bett gehen.
    Harry legte ein altes Kissen in den Zelteingang und setzte sich, vor Kälte zitternd, obwohl er alle Pullover trug, die er hatte. Stunden verstrichen, und die Dunkelheit vertiefte sich, bis sie fast undurchdringlich war. Er wollte gerade die Karte des Rumtreibers herausholen, um für eine Weile Ginnys Punkt zu beobachten, als ihm einfiel, dass Weihnachtsferien waren und sie daheim im Fuchsbau sein würde.
    In dem endlosen Wald schien jede kleine Bewegung wie vergrößert. Harry war klar, dass er voller Lebewesen sein musste, doch er wünschte, sie würden alle still und reglos bleiben, denn er konnte ihr harmloses Trippeln und Herumschleichen nicht von Geräuschen unterscheiden, die womöglich andere, unheilvolle Bewegungen kundtaten. Er erinnerte sich an das Rascheln eines Umhangs, der vor vielen Jahren über tote Blätter gestreift war, und glaubte sofort, es wieder zu hören, bis er solche Gedanken dann abschüttelte. Ihre Schutzzauber hatten wochenlang gewirkt; warum sollten sie jetzt brechen? Und doch wurde er das Gefühl nicht los, dass heute Nacht irgendetwas anders war.
    Mehrmals zuckte er hoch, mit schmerzendem Nacken, weil er unbequem gegen die Zeltwand gesackt und eingeschlafen war. Die Nacht erreichte nun eine solch samtene, tiefe Schwärze, dass es ihm vorkam, als ob er im Irgendwo zwischen Disapparieren und Apparieren hängen geblieben wäre. Er hatte gerade die Hand vor sein Gesicht gehalten, um zu sehen, ob er seine Finger erkennen konnte, da geschah es.
    Ein helles silbernes Licht tauchte direkt vor ihm auf und bewegte sich durch die Bäume. Woher es auch stammte, es bewegte sich lautlos. Das Licht schien einfach auf ihn zuzuschweben.
    Er sprang auf und hob Hermines Zauberstab, die Stimme gefror ihm im Hals. Er kniff die Augen zusammen, als das Licht ihn zu blenden begann, die Bäume davor pechschwarze Umrisse, und noch immer kam das Ding näher …
    Und dann trat die Quelle des Lichtes hinter einer Eiche hervor. Es war eine silbrig weiße Hirschkuh, mondhell und strahlend, die sich immer noch lautlos ihren Weg auf dem Waldboden suchte, ohne in dem pulvrigen Schnee Hufabdrücke zu hinterlassen. Sie kam auf ihn zu, ihren schönen Kopf mit den großen Augen und langen Wimpern hoch erhoben.
    Harry starrte das Geschöpf an, zutiefst erstaunt, nicht weil es ihm fremd, sondern weil es ihm so unerklärlich vertraut vorkam. Es war, als hätte er ihr Kommen erwartet, doch bis zu diesem Augenblick vergessen, dass sie sich verabredet hatten. Das Bedürfnis, nach Hermine zu rufen, das er eben noch so heftig verspürt hatte, war verschwunden. Er wusste, und er hätte sein Leben darauf gesetzt, dass sie zu ihm gekommen war, und nur zu ihm.
    Sie sahen sich eine ganze Zeit lang an, dann wandte sich die Hirschkuh ab und zog davon.
    »Nein«, sagte er, mit brüchiger Stimme, da er sie so lange nicht gebraucht hatte. »Komm zurück!«
    Sie schritt bedächtig weiter zwischen den Bäumen hindurch und bald bildeten die dicken schwarzen Stämme Streifen auf ihrem Glanz. Eine bange Sekunde lang zögerte er. Die Vorsicht flüsterte: Das könnte ein Trick, ein Köder, eine Falle sein. Doch der Instinkt, der übermächtige Instinkt, sagte ihm, dass dies keine schwarze Magie war. Er ging los und folgte ihr.
    Schnee knirschte unter seinen Füßen, aber die Hirschkuh verursachte kein Geräusch, während sie zwischen den Bäumen hindurchstreifte, denn sie war nichts als Licht. Immer tiefer in den Wald führte sie ihn, und Harry ging zügig hinter ihr her, denn wenn sie einmal stehen blieb, würde sie ihm gewiss erlauben, ganz nahe zu ihr zu kommen. Und dann würde sie sprechen, und die Stimme würde ihm sagen, was er wissen musste.
    Endlich machte sie Halt. Noch einmal wandte sie ihren schönen Kopf zu ihm um, und er rannte los, mit seiner brennenden Frage, doch als er die Lippen öffnete, um sie auszusprechen, verschwand die Hirschkuh.
    Obwohl die Dunkelheit sie vollständig verschluckt hatte, war ihr glänzendes Bild noch in seine Netzhaut eingeprägt; es störte seine Sicht, wurde heller, wenn er die Lider senkte, und verwirrte ihn. Nun kam Furcht in ihm auf: Ihre Gegenwart hatte bedeutet, dass er sicher war.
    »Lumos!«, flüsterte er und die Spitze seines Zauberstabs flammte

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