Harry Potter - Gesamtausgabe
er mich umbringen will?«, fragte Harry geradeheraus.
»Schwör mir, was immer du hörst –«
»Arthur, schnell!«, rief Mrs Weasley.
Dampfstrahlen zischten aus der Lok; der Zug war angefahren. Harry rannte zur Zugtür, und Ron riss sie auf und trat zurück, um ihn einzulassen. Sie lehnten aus dem Fenster und winkten Mr und Mrs Weasley zu, bis der Zug um eine Kurve bog und ihnen die Sicht nahm.
»Ich muss mal mit euch allein reden«, murmelte Harry Ron und Hermine zu, während der Zug allmählich schneller wurde.
»Hau ab, Ginny«, sagte Ron.
»Oh, wie nett«, sagte Ginny beleidigt und stolzierte davon.
Harry, Ron und Hermine gingen den Gang entlang, auf der Suche nach einem leeren Abteil, doch alle waren voll, außer dem einen ganz am Ende des Zuges.
Dort war nur ein Platz besetzt. Ein Mann saß tief schlafend am Fenster. Harry, Ron und Hermine blieben an der Schiebetür stehen. Der Hogwarts-Express war sonst immer für Schüler reserviert gewesen und sie hatten nie einen Erwachsenen im Zug gesehen, mit Ausnahme der Hexe mit dem Imbisswagen.
Der Fremde trug einen äußerst schäbigen, an mehreren Stellen geflickten Zaubererumhang. Er sah krank und erschöpft aus. Obwohl er noch recht jung war, durchzogen graue Strähnen sein hellbraunes Haar.
»Wer, glaubt ihr, ist das?«, zischte Ron, als sie die Tür zuschoben und sich setzten, möglichst weit von dem Mann am Fenster entfernt.
»Professor R. J. Lupin«, flüsterte Hermine, ohne zu zögern.
»Woher weißt du das denn schon wieder?«
»Steht auf seinem Koffer«, antwortete Hermine und deutete auf die Gepäckablage über dem Kopf des Mannes, wo ein kleiner, zerknautschter Koffer lag, der mit einer Menge Schnur sorgfältig zugeknotet war. Auf einer Seite stand in abblätternden Lettern der Name »Professor R. J. Lupin«.
»Welches Fach der wohl gibt?«, sagte Ron und musterte stirnrunzelnd Professor Lupins bleiches Profil.
»Das ist doch klar«, flüsterte Hermine, »es gibt nur eine freie Stelle, oder? Verteidigung gegen die dunklen Künste.«
Harry, Ron und Hermine hatten schon zwei Lehrer in diesem Fach gehabt, und beide hatten es nur ein Jahr lang durchgehalten. Gerüchten zufolge war diese Stelle verhext.
»Ich hoffe, er schafft es«, sagte Ron zweifelnd. »Sieht eher aus, als ob ein guter Zauber ihn erledigen würde, oder? Jedenfalls …«, er wandte sich Harry zu, »was wolltest du uns sagen?«
Harry erzählte die ganze Geschichte von dem Streit zwischen Mr und Mrs Weasley und der Warnung, die er soeben von Mr Weasley erhalten hatte. Als er fertig war, schien Ron wie vom Donner gerührt und Hermine hatte die Hände gegen die Lippen gepresst. Schließlich ließ sie die Hände sinken und sagte:
»Sirius Black ist tatsächlich ausgebrochen, um dich zu jagen? Oh, Harry … du musst wirklich ganz, ganz vorsichtig sein. Such bloß keinen Ärger, Harry …«
»Ich suche keinen Ärger«, sagte Harry gereizt. »Meist findet der Ärger mich.«
»Harry müsste doch eine schöne Dumpfbacke sein, wenn er nach einem Verrückten sucht, der ihn umbringen will«, sagte Ron mit zitternder Stimme.
Die Neuigkeit erschütterte sie mehr, als Harry erwartet hatte. Beide schienen größere Angst vor Black zu haben als er.
»Keiner weiß, wie er aus Askaban entkommen konnte«, sagte Ron mit Unbehagen. »Keiner hat es je geschafft. Und er war auch noch ein Hochsicherheitsgefangener.«
»Aber sie werden ihn doch fassen, nicht wahr?«, sagte Hermine nachdrücklich. »Ich meine, die Muggel suchen ihn doch auch alle …«
»Was ist das für ein Geräusch?«, sagte Ron plötzlich.
Von irgendwoher kam ein leises, blechernes Pfeifen. Sie sahen sich im Abteil um.
»Es kommt aus deinem Koffer, Harry«, sagte Ron. Er stand auf und zog den Koffer aus der Gepäckablage. Einen Augenblick später hatte er das Taschenspickoskop zwischen Harrys Umhängen herausgezogen. Rasend schnell und hell aufleuchtend drehte es sich auf Rons Handfläche.
»Ist das ein Spickoskop?«, fragte Hermine neugierig und stand auf, um es näher in Augenschein zu nehmen.
»Ja … allerdings ein ziemlich billiges«, sagte Ron. »Seit ich es Errol ans Bein gebunden hab, um es Harry zu schicken, spinnt es ein wenig.«
»Hast du damals irgendwas Komisches gemacht?«, sagte Hermine mit forschendem Blick.
»Nein! Nun ja … ich hätte eigentlich nicht Errol nehmen sollen, du weißt doch, dass er nicht fit ist für lange Flüge … aber wie sollte ich Harry das Geschenk denn sonst schicken?«
»Steck
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