Harry Potter und der Orden des Phönix
Haarbüschel aus seinem Schnurrbart, wozu er sich seit langem nicht mehr hatte hinreißen lassen. » ICH WILL HIER KEINE EULEN HABEN, ICH WERDE DAS NICHT ZULASSEN, SAG ICH DIR !«
Aber Harry zog schon eine Pergamentrolle vom Bein der Eule. Er war so überzeugt, dass dieser Brief von Dumbledore sein musste und alles erklärte – die Dementoren, Mrs Figg, was das Ministerium vorhatte, wie er, Dumbledore, alles wieder ins Lot bringen wollte –, dass er zum ersten Mal im Leben enttäuscht war, Sirius’ Handschrift zu sehen. Er hörte nicht auf Onkel Vernons andauerndes Geschimpfe über Eulen, kniff stattdessen, weil die bislang letzte Eule gerade wieder den Schornstein hoch entfleuchte, die Augen vor einer weiteren Staubwolke zu schmalen Schlitzen zusammen und las Sirius’ Nachricht:
Arthur hat mir eben erzählt, was passiert ist. Was immer du tust, verlass auf keinen Fall mehr das Haus .
Harry hielt das für eine so unpassende Antwort auf alles, was heute Abend geschehen war, dass er das Pergamentblatt umdrehte und nach dem Rest des Briefes suchte, doch da stand nichts weiter.
Und jetzt stieg erneut die Wut in ihm hoch. Konnte nicht irgendjemand »gut gemacht« sagen, wo er doch zwei Dementoren eigenhändig in die Flucht geschlagen hatte? Mr Weasley und Sirius taten gerade so, als ob er sich danebenbenommen hätte und sie nur noch abwarteten, bis sie klären konnten, wie viel Schaden er angerichtet hatte, ehe sie ihn zurechtstutzten.
»… Dieser Käfig – ich meine – dieses Haus ist kein Eulenkäfig. Damit muss Schluss sein, Bursche, endgültig –«
»Ich kann die Eulen nicht aufhalten«, fauchte Harry und zerknüllte Sirius’ Brief in der Faust.
»Ich will die Wahrheit wissen über das, was heute Abend passiert ist!«, bellte Onkel Vernon. »Wenn das Dementöre waren, die Dudley wehgetan haben, warum bist du dann rausgeschmissen worden? Du hast Du-weißt-schon-was gemacht, du hast es selbst zugegeben!«
Harry tat einen tiefen, beruhigenden Atemzug. Sein Kopf begann wieder zu schmerzen. Er wollte nichts sehnlicher als aus der Küche verschwinden, weg von den Dursleys.
»Ich hab den Patronus-Zauber eingesetzt, um die Dementoren loszuwerden«, sagte er und zwang sich ruhig zu bleiben. »Das ist das Einzige, was gegen die wirkt.«
»Aber was hatten diese Demontöre überhaupt in Little Whinging zu suchen?«, sagte Onkel Vernon empört.
»Kann ich dir nicht sagen«, sagte Harry matt. »Keine Ahnung.«
Die gleißenden Lichtleisten ließen seinen Kopf dröhnen. Allmählich ebbte seine Wut ab. Er fühlte sich ausgelaugt und erschöpft. Die Dursleys starrten ihn an.
»Wegen dir«, sagte Onkel Vernon auftrumpfend. »Das hat was mit dir zu tun, Bursche, ich weiß es. Weshalb sollten die sonst hier auftauchen? Weshalb sollten die sonst in diese Gasse kommen? Du musst der einzige – der einzige –« Offensichtlich brachte er es nicht über sich, »Zauberer« zu sagen. »Der einzige Du-weißt-schon-was meilenweit sein.«
»Ich weiß nicht, warum die hier waren.«
Doch bei Onkel Vernons Worten begann Harrys erschöpftes Gehirn wieder zu arbeiten. Weshalb waren die Dementoren nach Little Whinging gekommen? Konnte es wirklich Zufall sein, dass sie in der Gasse aufgetaucht waren, in der Harry unterwegs war? Hatte jemand sie geschickt? Hatte das Zaubereiministerium die Kontrolle über die Dementoren verloren? Hatten sie Askaban verlassen und sich Voldemort angeschlossen, wie es Dumbledore vorausgesagt hatte?
»Diese Demontöre bewachen irgend so ein Spinnergefängnis?«, fragte Onkel Vernon nachdenklich, als dümpele er in Harrys Gedankenstrom.
»Ja«, sagte Harry.
Wenn ihm nur der Kopf nicht mehr wehtun würde, wenn er doch nur aus der Küche und auf sein dunkles Zimmer gehen und nachdenken könnte …
»Oho! Die sind gekommen, um dich zu verhaften!«, sagte Onkel Vernon mit der siegessicheren Miene eines Mannes, der zu einem unanfechtbaren Schluss gelangt ist. »Das ist es, stimmt’s, Bursche? Du bist auf der Flucht vor dem Gesetz!«
»Natürlich nicht«, erwiderte Harry und schüttelte den Kopf, wie um eine Fliege zu verscheuchen, während sich seine Gedanken überschlugen.
»Warum dann –?«
»Er muss sie geschickt haben«, sagte Harry leise, mehr zu sich selbst als zu Onkel Vernon.
»Was soll das heißen? Wer muss sie geschickt haben?«
»Lord Voldemort«, sagte Harry.
Dumpf bemerkte er, wie seltsam es war, dass die Dursleys, die zuckten, zitterten und zeterten, wenn sie nur Worte wie
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