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Harry Potter und der Orden des Phönix

Harry Potter und der Orden des Phönix

Titel: Harry Potter und der Orden des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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verschiedenen Orten nachsitzen mussten.
    Harrys Herz begann zu rasen. Er erinnerte sich, wie er vor vier Jahren im Spiegel Nerhegeb seine toten Eltern gesehen hatte. Er würde wieder mit Sirius sprechen können, jetzt gleich, er wusste es –
    Er blickte umher, um sich zu vergewissern, dass niemand da war; der Schlafsaal war völlig leer. Er sah zurück in den Spiegel, hob ihn mit zitternden Händen vors Gesicht und sagte laut und deutlich: »Sirius.«
    Sein Atem beschlug das Glas. Er hielt sich den Spiegel noch näher ans Gesicht und spürte eine Welle der Erregung, doch die Augen, die durch den Nebel zurückblinzelten, waren eindeutig seine eigenen.
    Er wischte den Spiegel wieder klar und sagte, so dass jede Silbe deutlich durch den Raum hallte: »Sirius Black!«
    Nichts geschah. Das enttäuschte Gesicht, das aus dem Spiegel zurückblickte, war immer noch unverkennbar sein eigenes …
    Sirius hatte seinen Spiegel nicht bei sich, als er durch den Bogen ging, sagte eine leise Stimme in Harrys Kopf. Deshalb funktioniert es nicht …
    Harry verharrte einen Moment lang vollkommen reglos, dann warf er den Spiegel zurück in den Koffer, wo er zerbrach. Eine ganze strahlend helle Minute lang war er überzeugt gewesen, dass er Sirius sehen, wieder mit ihm sprechen würde …
    Die Enttäuschung brannte ihm in der Kehle; er stand auf und fing an, seine Sachen kunterbunt in den Koffer auf den zerbrochenen Spiegel zu werfen –
    Doch dann kam ihm schlagartig eine Idee … eine bessere Idee als ein Spiegel … eine viel bedeutungsvollere, wichtigere Idee … wieso hatte er nicht schon vorher daran gedacht – warum hatte er nie gefragt?
    Er spurtete aus dem Schlafsaal und die Wendeltreppe hinunter, er schlug gegen die Wände und nahm es kaum wahr; er hastete durch den leeren Gemeinschaftsraum, durch das Porträtloch und den Korridor entlang, ohne auf die fette Dame zu achten, die ihm hinterherrief: »Das Festessen fängt gleich an, weißt du, du schaffst es gerade noch!«
    Doch Harry hatte nicht vor, zum Festessen zu gehen …
    Wieso war dieses Schloss eigentlich voller Geister, wenn man keinen brauchte, aber jetzt …
    Er rannte Treppen hinunter und Korridore entlang und traf niemanden, weder lebend noch tot. Alle waren natürlich in der Großen Halle. Vor seinem Zauberkunst-Klassenzimmer blieb er keuchend stehen und überlegte verzweifelt, dass er wohl bis später warten musste, bis nach dem Ende des Festessens …
    Doch gerade hatte er die Hoffnung aufgegeben, da sah er ihn – einen durchsichtigen Jemand, der am Ende des Korridors durch die Wände schwebte.
    »Hey – hey, Nick! NICK !«
    Das Gespenst streckte sich wieder aus der Mauer hervor und unter seinem extravagant gefiederten Hut erschien der gefährlich wacklige Kopf von Sir Nicholas de Mimsy-Porpington.
    »Guten Abend«, sagte er, zog den Rest seines Körpers aus dem massiven Stein und lächelte Harry zu. »Ich bin also nicht der Einzige, der zu spät dran ist? Obwohl«, seufzte er, »in einem ganz anderen Sinne natürlich …«
    »Nick, kann ich Sie etwas fragen?«
    Ein ganz eigenartiger Ausdruck stahl sich auf das Gesicht des Fast Kopflosen Nick, der nun einen Finger in die steife Krause um seinen Hals steckte und sie ein wenig fester zog, offenbar um sich Zeit zum Überlegen zu verschaffen. Er ließ erst davon ab, als sein teilweise durchtrennter Hals sich endgültig vom Kopf zu lösen schien.
    »Ähm – nun, Harry?«, sagte Nick mit verlegener Miene. »Hat das nicht Zeit bis nach dem Festessen?«
    »Nein – Nick – bitte«, sagte Harry. »Ich muss dringend mit Ihnen sprechen. Können wir hier reingehen?«
    Harry öffnete die Tür zum nächsten Klassenzimmer und der Fast Kopflose Nick seufzte.
    »Oh, nun gut«, sagte er mit resigniertem Blick. »Ich kann nicht so tun, als hätte ich es nicht erwartet.«
    Harry hielt ihm die Tür auf, doch er zog es vor, durch die Wand zu schweben.
    »Was erwartet?«, fragte Harry und schloss die Tür.
    »Dass du mich aufsuchst«, sagte Nick, glitt hinüber zum Fenster und blickte hinaus auf die Schlossgründe, über denen es nun dunkelte. »Das geschieht … manchmal … wenn jemand … einen Verlust erlitten hat.«
    »Also«, sagte Harry, der sich nicht ablenken lassen wollte, »Sie hatten Recht, ich – ich hab nach Ihnen gesucht.«
    Nick schwieg.
    »Es ist –«, fuhr Harry fort, der die Sache peinlicher fand, als er vorausgesehen hatte. »Es ist – Sie sind nun einmal tot. Aber Sie sind immer noch da, oder nicht?«
    Nick

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