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Harry Potter und der Orden des Phönix

Harry Potter und der Orden des Phönix

Titel: Harry Potter und der Orden des Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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warf ihn fast um, so begeistert hieß er ihn willkommen.
    Hagrid, so stellte sich heraus, erntete Stangenbohnen hinten im Garten.
    »Sieh mal an, Harry!«, sagte er strahlend, als Harry auf den Zaun zuging. »Komm rein, komm rein, wir trinken ’nen Schluck Löwenzahnsaft …«
    »Wie läuft’s so?«, fragte ihn Hagrid, als sie sich jeder mit einem Glas eisgekühltem Saft an seinen Holztisch gesetzt hatten. »Du – äh – alles in Ordnung mit dir, ja?«
    An dem besorgten Ausdruck auf Hagrids Gesicht erkannte Harry, dass er nicht sein körperliches Wohlbefinden meinte.
    »Mir geht’s gut«, sagte Harry rasch, weil er es nicht ertragen konnte, über das zu reden, woran offenbar auch Hagrid dachte. »Und du, wo warst du?«
    »Hab mich in den Bergen versteckt«, sagte Hagrid. »Oben in einer Höhle, wie Sirius, als er –«
    Hagrid brach ab, räusperte sich grollend, blickte Harry an und nahm einen großen Schluck Saft.
    »Jedenfalls bin ich wieder da«, sagte er matt.
    »Du – du siehst besser aus«, sagte Harry, entschlossen, das Gespräch noch weiter von Sirius wegzuführen.
    »Wa–?«, sagte Hagrid, hob seine massige Hand und befühlte sein Gesicht. »Oh – o ja. Also, Grawpy benimmt sich jetzt viel besser, viel, viel besser. Hat sich, wie’s schien, richtig gefreut, mich zu sehen, als ich zurückkam, um ehrlich zu sein. Is’ ’n guter Kerl, im Grunde … hab mir tatsächlich schon mal Gedanken gemacht, ob ich nich probieren sollte, ’ne Freundin für ihn zu finden …«
    Harry hätte normalerweise sofort versucht, Hagrid diese Idee auszureden; die Aussicht, dass ein zweiter Riese sich im Wald wohnlich einrichtete, womöglich noch wilder und brutaler als Grawp, war sicher ein Grund zur Beunruhigung, doch irgendwie brachte Harry nicht die Kraft auf, diesen Einwand durchzusetzen. Schon hatte er wieder das Bedürfnis, allein zu sein, und um schneller wegzukommen, nahm er mehrere große Schlucke von seinem Löwenzahnsaft, mit denen er das Glas halb leerte.
    »Alle wissen jetzt, dass du die Wahrheit gesagt hast, Harry«, sagte Hagrid leise und unerwartet. »Ist doch besser so, oder?«
    Harry zuckte die Achseln.
    »Sieh mal …« Hagrid beugte sich über den Tisch zu ihm hinüber. »Ich hab Sirius länger gekannt als du … er ist im Kampf gestorben, und so wollte er auch gehen –«
    »Er wollte überhaupt nicht gehen!«, sagte Harry zornig.
    Hagrid neigte seinen großen zotteligen Kopf.
    »Nee, ich schätz mal, er wollt nicht«, sagte er leise. »Un’ trotzdem, Harry … er war nie einer von denen, die zu Hause rumhocken und die andern kämpfen lassen. Er hätt nich mehr mit sich leben können, wenn er nich zu Hilfe gekommen wär –«
    Harry sprang auf.
    »Ich muss gehen und Ron und Hermine im Krankenflügel besuchen«, sagte er mechanisch.
    »Oh«, sagte Hagrid und wirkte recht bestürzt. »Oh … na gut, dann, Harry … pass auf dich auf, un’ schau mal wieder vorbei, wenn du ’n bisschen Zeit …«
    »Ja – mach ich …«
    Harry ging, so schnell er konnte, hinüber zur Tür und zog sie auf; er war wieder draußen im Sonnenschein, ehe Hagrid seinen Abschiedsgruß beendet hatte, und verschwand über den Rasen. Erneut riefen Leute nach ihm, während er vorbeiging. Einige Momente lang schloss er die Augen und wünschte sich, sie sollten alle verschwinden, damit er, wenn er die Augen wieder aufschlug, allein auf den Schlossgründen wäre …
    Vor ein paar Tagen noch, bevor seine Prüfungen zu Ende waren, und noch vor der Vision, die ihm Voldemort eingepflanzt hatte, hätte er fast alles dafür gegeben, wenn die Zaubererwelt nur erfahren hätte, dass er die Wahrheit gesagt hatte, wenn sie nur geglaubt hätte, dass Voldemort zurück war, und gewusst hätte, dass Harry weder ein Lügner noch verrückt war. Aber jetzt …
    Er ging ein kurzes Stück um den See und setzte sich, vor den Blicken Vorbeikommender geschützt, hinter ein Gebüsch ans Ufer, starrte hinaus auf das funkelnde Wasser und dachte nach …
    Vielleicht war der Grund, weshalb er allein sein wollte, dass er sich seit seinem Gespräch mit Dumbledore von allen abgesondert fühlte. Eine unsichtbare Barriere trennte ihn vom Rest der Welt. Er war – und war es immer schon gewesen – ein gezeichneter Mensch. Er hatte einfach nie wirklich verstanden, was dies bedeutete …
    Und dennoch, trotz der schrecklichen Last der Trauer, die an ihm zerrte, und obwohl er den Verlust von Sirius noch so frisch und wund in sich spürte – jetzt, da er hier am

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