Hasturs Erbe - 15
Bewahrerin der dümmste aller Aberglauben der Comyn, und Marjorie und ich gingen völlig unnötig durch diese Hölle.
Ich ließ mich treiben und versuchte, den Tag in der Zukunft zu sehen, an dem wir frei sein würden, uns zu lieben. Und merkwürdigerweise, wenn auch mein Platz hier war und obwohl ich dachte, ich hätte meiner Verbindung zu den Comyn ganz und gar abgeschworen, versuchte ich doch noch, mich dabei zu sehen, wie ich meinem Vater die Neuigkeiten mitteilte.
Ich gelangte wieder zu Bewußtsein und sah Rate schlafend vor dem Kamin liegen. Jemand müßte ihn wecken und ins Bett schicken. War diese Arbeit für einen Jungen seines Alters zu anstrengend? Er sollte eher mit knopfgroßen Matrizes spielen, anstatt ernsthaft in einem Zirkel wie diesem zu arbeiten.
Am längsten, und zwar mit grausamem Neid, ruhten meine Augen auf Kadarin und Thyra. Seite an Seite saßen sie auf dem Teppich vor dem Kamin und starrten ins Feuer. Zwischen ihnen lag kein Verbot. Selbst wenn sie voneinander getrennt waren, besaßen sie einander. Ich sah, wie Marjories Blick mit der gleichen entrückten Trauer auf ihnen ruhte. Das zumindest hatten wir gemeinsam … und das war im Moment auch alles.
Ich drehte meine Hand um und blickte mit Bedauern auf das am rechten Handgelenk eintätowierte Zeichen, das Siegel der Comyn. Das Zeichen, daß ich Laran-Erbe einer Domäne war. Mein Vater hatte für mich geschworen, ehe das Zeichen eingebrannt wurde, ich würde den Comyn dienen und loyal zu meinem Volk stehen.
Ich blickte auf die Narbe aus meinem ersten Jahr auf dem Arilinn. Wann immer ich mit einer Matrix arbeitete wie hier, tat sie weh. Auch jetzt schmerzte sie. Dieses hier, nicht die Tätowierung meiner Domäne, war das wahre Zeichen meiner Loyalität zu Darkover. Und nun arbeitete ich für die Wiederbelebung des alten Wissens und der Weisheit, die unserer Welt dienen sollten. Ich brach das Gesetz von Arilinn, indem ich mit unerfahrenen Telepathen und unabgeschirmten Matrizes arbeitete. Ich brach ihr Wort, um vielleicht den wahren Geist wieder über ganz Darkover herrschen zu lassen!
Als Rate und die Frauen müde und gähnend zu Bett gingen, hielt ich Kadarin einen Moment zurück. „Eins muß ich noch wissen. Bist du mit Thyra verheiratet?”
Er schüttelte den Kopf. „Wir sind vielleicht ein Paar, aber wir haben uns nie um formelle Zeremonien gekümmert. Wenn sie es gewollt hätte, hätte ich gern zugestimmt. Aber ich habe so viele Hochzeitszeremonien auf so vielen Welten gesehen, daß sie mir alle gleich sind. Warum?”
„In einem Turmzirkel käme es nicht in Betracht. Aber hier muß ich es einbeziehen”, sagte ich. „Besteht die Möglichkeit, daß sie ein Kind trägt?”
Er zog eine Braue hoch. Ich wußte, diese Frage war ein unentschuldbares Eindringen in die Intimsphäre, doch es war wichtig, es zu wissen. Schließlich sagte er: „Ich bezweifle es. Ich bin auf so vielen Welten gewesen und war so vielen Dingen ausgesetzt… ich bin älter als ich aussehe, aber ich habe noch kein Kind gezeugt Wahrscheinlich kann ich es nicht. Daher fürchte ich, wenn Thyra ein Kind haben will, muß sie es sich anderweitig zeugen lassen. Stellst du dich zur Verfügung?” fragte er lachend.
Ich fand die Frage zu unmöglich, um auch nur darauf zu antworten oder darüber nachzudenken. „Ich wollte dich nur warnen, daß die Arbeit im Matrixzirkel gefährlich werden könnte, wenn auch nur die geringste Chance einer Schwangerschaft besteht. Gefährlich nicht so sehr für sie, sondern für das Ungeborene. Es hat da entsetzliche Tragödien gegeben. Ich hatte das Gefühl, dich warnen zu müssen.”
„Ich denke, es wäre besser gewesen, sie zu warnen”, gab er zurück, „aber ich schätze deine Zurückhaltung.” Er schenkte mir einen sonderbaren, unbestimmbaren Blick und ging. Nun, es war nur meine Pflicht gewesen, ihn zu fragen, und wenn die Frage ihm Sorgen machte, müßte er damit fertig werden und sie akzeptieren, so wie ich die Frustration mit Marjorie und die Art, wie mich Thyras physische Präsenz verwirrte, akzeptieren mußte. Meine Träume in jener Nacht waren beunruhigend. Thyra und Marjorie verschmolzen zu einer Frau, so daß ich eine von ihnen wieder und wieder vor mir sah und plötzlich entdecken mußte, es war die andere. Ich hätte dies als Warnzeichen erkennen müssen, aber ich merkte es erst, als es zu spät war. Der nächste Tag war grau und düster. Ich fragte mich, ob wir nicht besser bis zum Frühling warteten, um wirklich arbeiten
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