Hauchnah
zumindest Grund zu der Annahme, dass Alex Hanes, dessen DNA-Spuren an Lindsay Monroes Überresten gefunden wurden, sich noch in Kalifornien aufhielt. Unter dreierlei Voraussetzungen, natürlich. Erstens, dass das Kettchen mit Kreuz tatsächlich Lindsays war. Zweitens, dass Hanes das Kettchen an sich genommen hatte. Drittens, dass Hanes die Kette bei sich trug, bis er in das Haus, vor dem sie standen, eingebrochen war.
Mutmaßungen waren nicht optimal für Ermittlungen, aber immerhin ein Ausgangspunkt, und Mac nahm alles, was er kriegen konnte. Darüber hinaus war die erste Voraussetzung mit großer Sicherheit bereits erfüllt, dank der unverwechselbaren Gravur auf dem Anhänger, die das automatisierte Diebesgut-System des Justizministeriums auf Anhieb identifiziert hatte. Es würde sich zeigen, ob der Anhänger DNA-Spuren von Hanes oder sonst jemandem außer Lindsay aufwies.
Nachdem die Polizisten den Tatort gesichert hatten, waren binnen einer Stunde Detectives eingetroffen, um die Nachbarn zu vernehmen, doch niemand hatte etwas gehört oder gesehen. Mac hatte sofort den Plan gefasst, die zweistündige Fahrt von San Francisco nach Plainville zu machen. Vorher hatte er Informationen über Natalie Jones eingeholt. Seine Rechercheergebnisse waren umfangreich und zugleich nichtssagend.
Schon bei der Betrachtung der ersten Fotos auf ihrer Website war ihm klar geworden, dass sie die schwindelnd hohen Honorare verdient hatte. Was sie fotografierte, spielte dabei offenbar keine Rolle. Und wenn die Person oder das Motiv auch noch so unbedeutend waren – jedes einzelne Foto strahlte ein Gefühl aus, ob Freude oder Angst, Leidenschaft oder Kummer. Sie scheute eindeutig nicht vor Emotionen zurück und stellte damit sicher, dass auch der Betrachter ihrer Fotos nicht zurückscheuen konnte.
Die Presse hatte ihre Arbeit bejubelt, ebenso wie ihre Reisen, die sie von einem Ende der Welt ans andere geführt hatten. Allein schon aus dem Grunde erwartete Mac, dass sie einzigartig war. Dann klickte er ihre Biografie an.
Zwar war die Person, die ihr Foto aufgenommen hatte, nicht so begabt wie Natalie, aber trotzdem vermittelte das Bild Natalie Jones’ Wesenskern. Die attraktive Frau mit hellen Augen, honigbraunem Haar und klarem olivfarbenem Teint wirkte leidenschaftlich bei all ihrem Tun, so schien es, beinahe zu stark, um sich beherrschen zu lassen, und doch gab es da noch etwas anderes, das unter der Oberfläche brodelte. Die Betrachtungihres Bildes war beinahe so schmerzhaft wie die ihrer Fotos, allerdings auf völlig andere Art.
Ihr Bild hatte ihn gefesselt. Fesselte ihn immer noch.
Kein Grund, zu erschrecken.
Seit seiner Scheidung hatte er sich mit Frauen getroffen. Hatte mit Frauen geschlafen. Hatte die eine oder andere sogar gemocht. Doch was ihn umhaute, war die Intensität seiner Reaktion auf Natalie Jones’ Foto. Besonders weil er sie immer und immer wieder spüren wollte, obwohl er sie gleichzeitig fürchtete.
Dennoch hatte Jase recht. Trotz der zeitlichen Übereinstimmung von Lindsays Tod mit ihrem Rückzug aus dem Berufsleben handelte es sich doch wohl um einen Zufall. Sie war eben zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen, als der Täter beschloss, in ihr Haus einzubrechen.
Das zu klären war seine Aufgabe.
Leider hielt ihn irgendetwas zurück. Ein Gefühl sagte ihm, dass er, wenn er jetzt aus diesem Wagen stieg, sich kopfüber in genau die Komplikationen stürzen würde, die er vermeiden wollte.
Er warf einen Blick auf Jase, der ihn mit merkwürdigem Gesichtsausdruck musterte und immer noch auf eine Antwort wartete. „Entschuldige. Du hast gefragt, ob ich glaube, dass Natalie Jones’ Rückzug aus der Öffentlichkeit in einem Zusammenhang mit dem Mord an Lindsay steht? Nicht in dem Sinne, dass sie etwas damit zu tun hat, aber ich habe wenig bis nichts in der Hand, um das zu beweisen. Und auch ich habe mich schon das eine oder andere Mal geirrt.“ Er grinste. „Aber es war kein willkürlicher Einbruch. Der Täter hat nichts angerührt; er suchte etwas Bestimmtes, was bedeutet, dass er guten Grund hatte, ausgerechnet in Natalie Jones’ Haus einzusteigen. Bleibt die Frage, warum. Komm.“ Mac stieß die Autotür auf. Gefolgt von Jase schritt er die Einfahrt entlang.
„Hast du Hanes’ Bewährungshelferin kontaktiert und ihr von dem Kettchen mit Anhänger berichtet?“
„Ich versuche später noch einmal, sie zu erreichen. Und was hat die Razzia in der Nachbarschaft ergeben?“
„Der zuständige
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