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Heidi - Buch 1 und 2 - Illustrierte Ausgabe

Heidi - Buch 1 und 2 - Illustrierte Ausgabe

Titel: Heidi - Buch 1 und 2 - Illustrierte Ausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Spyri
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fuhr das Heidi mit Eifer fort, »und wenn es dann an dich kommt, so kannst du gar nicht lesen und machst noch Fehler beim Buchstabieren. Dann kannst du nur sehen, wie dich die Herren ausspotten, das ist dann noch viel ärger als die Tinette, und du solltest nur wissen, wie es ist, wenn diese spottet.«
     
    »So will ich«, sagte der Peter halb kläglich, halb ärgerlich.
     
    Im Augenblick war das Heidi besänftigt. »So, das ist recht, dann wollen wir gleich anfangen«, sagte es erfreut, und geschäftig zog es den Peter an den Tisch hin und holte das nötige Werkzeug herbei.
     
    In dem großen Paket der Klara hatte sich auch ein Büchlein befunden, das dem Heidi wohlgefiel, und schon gestern nacht war es ihm in den Sinn gekommen, das könne es gut zu dem Unterricht für den Peter gebrauchen, denn das war ein Abc-Büchlein mit Sprüchen.
     
    Jetzt saßen die beiden am Tisch, die Köpfe über das kleine Buch gebeugt, und die Lehrstunde konnte beginnen.
     
    Der Peter mußte den ersten Spruch buchstabieren und dann wieder und dann noch einmal, denn das Heidi wollte die Sache sauber und geläufig haben.
     
    Endlich sagte es: »Du kannst’s immer noch nicht, aber ich will dir ihn jetzt einmal hintereinander lesen; wenn du weißt, wie’s heißen muß, kannst du’s dann besser zusammenbuchstabieren.« Und das Heidi las:
     
    »Geht heut das A B C noch nicht,
Kommst morgen du vors Schulgericht.«
     
    »Ich geh nicht«, sagte der Peter störrisch.
     
    »Wohin?« fragte das Heidi.
     
    »Vor das Gericht«, war die Antwort.
     
    »So mach, daß du einmal die drei Buchstaben kennst, dann mußt du ja nicht gehen«, bewies ihm das Heidi.
     
    Jetzt setzte der Peter noch einmal an und repetierte beharrlich die drei Buchstaben so lange fort, bis das Heidi sagte:
     
    »Jetzt kannst du die drei.«
     
    Da es aber nun bemerkt hatte, welch eine Wirkung der Spruch auf den Peter ausgeübt hatte, wollte es gleich noch ein wenig vorarbeiten für die folgenden Lehrstunden.
     
    »Wart, ich will dir jetzt noch die anderen Sprüche lesen«, fuhr es fort, »dann wirst du sehen, was alles noch kommen kann.«
     
    Und es begann sehr klar und verständlich zu lesen:
     
    »D E F G muß fließend sein,
Sonst kommt ein Unglück hintendrein.
     
    Vergessen H I K,
Das Unglück ist schon da.
     
    Wer am L M noch stottern kann,
Zahlt eine Buß und schämt sich dann.
     
    Es gibt etwas, und wüßtest’s du,
Du lerntest schnell N O P Q.
     
    Stehst du noch an bei R S T,
Kommt etwas nach, das tut dir weh.«
     
    Hier hielt das Heidi inne, denn der Peter war so mäuschenstill, daß es einmal sehen mußte, was er mache. Alle die Drohungen und geheimen Schrecknisse hatten ihm so zugesetzt, daß er kein Glied mehr bewegte und schreckensvoll das Heidi anstarrte.
     
    Das rührte sogleich sein mitleidiges Herz, und tröstend sagte es: »Du mußt dich nicht fürchten, Peter; komm du jetzt nur jeden Abend zu mir, und wenn du dann lernst wie heut, so kennst du allemal zuletzt die Buchstaben, und dann kommt ja das andere nicht. Aber nun mußt du alle Tage kommen, nicht so, wie du in die Schule gehst; wenn es schon schneit, es tut dir ja nichts.«
     
    Der Peter versprach, so zu tun, denn der erschreckende Eindruck hatte ihn ganz zahm und willig gemacht. Jetzt trat er seinen Heimweg an.
     
    Der Peter befolgte Heidis Vorschrift pünktlich, und jeden Abend wurden mit Eifer die folgenden Buchstaben einstudiert und der Spruch beherzigt.
     
    Oft saß auch der Großvater in der Stube und hörte dem Exerzitium zu, indem er vergnüglich sein Pfeifchen rauchte, während es öfter in seinen Mundwinkeln zuckte, so, als ob ihn von Zeit zu Zeit eine große Heiterkeit übernehmen wollte.
     
    Nach der großen Anstrengung wurde der Peter dann meistens aufgefordert, noch dazubleiben und beim Abendessen mitzuhalten, was ihn alsbald für die ausgestandene Angst, die der heutige Spruch mit sich gebracht hatte, reichlich entschädigte.
     
    So gingen die Wintertage dahin. Der Peter erschien regelmäßig und machte wirklich Fortschritte mit seinen Buchstaben.
     
    Mit den Sprüchen hatte er aber täglich zu fechten. Man war jetzt beim U angelangt. Als das Heidi den Spruch las:
     
    »Wer noch das U in V verdreht,
Kommt dahin, wo er nicht gern geht«,
     
    da knurrte der Peter: »Ja, wenn ich ginge!« Aber er lernte doch tüchtig zu, so, als stehe er unter dem Eindruck, es könnte ihn doch heimlich einer beim Kragen nehmen und dorthin bringen, wohin er nicht gern

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