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Heimkehr

Heimkehr

Titel: Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Bach
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schrecklich, sondern vorhersehbar«, entgegnete ich. »Wenn ein Planet eine solche Bandbreite des Denkens gestattet, sind eine Menge Konflikte vorprogrammiert. Begreifst du das?«
    Er runzelte die Stirn. »Nein.«
    Dann such dir bitte das nächste Mal einen Planeten mit einer schmaleren Bandbreite aus.«
    »Was ist, wenn es kein nächstes Mal gibt?« fragte er. »Was ist, wenn du unrecht hast, wenn es nur dieses eine Leben gibt?«
    »Das macht keinen Unterschied«, erwiderte ich. »Je nachdem, wie wir leben wollen, sorgen wir dafür, daß unsere persönliche Welt ruhig oder wild ist. Wir können inmitten des Chaos den tiefsten Frieden haben. Wir können inmitten des Paradieses töten. Das hängst davon ab, wie wir unseren Geist formen.«
    »Richard,« sagte er, »alles, was du denkst, ist sehr persönlich. Kannst du dir denn auch vorstellen, daß es irgendwelche Dinge gibt, die du nicht unter Kontrolle hast? Daß es ein völlig anderes Schema geben kann — daß das Leben unabhängig davon abläuft, was du denkst oder nicht denkst, oder daß der ganze Planet ein Experiment von Außerirdischen ist, die alles mit Hilfe eines Mikroskops beobachten?«
    »Zu dumm, Kapitän: Keine Kontrolle mehr? Zu langweilig. Wenn ich bei jemandem im Auto mitfahre, komme ich mir überflüssig vor, ich bin unzufrieden. Ich würde am liebsten aussteigen und zu Fuß gehen. Es macht keinen Spaß zu fliegen, wenn ich das Flugzeug nicht selbst steuern kann. Solange die Außerirdischen cool bleiben und sich clever verhalten, solange sie mich in dem Glauben lassen, ich sei Herr meines eigenen Schicksals, werde ich ihr Spiel mitspielen. Aber in dem Moment, wo sie an meinen Fäden ziehen, werde ich sie durchschneiden.«
    »Vielleicht werden sie s-e-h-r  v-o-r-s-i-c-h-t-i-g an den Fäden ziehen?«
    Ich lächelte ihn an. »Bis jetzt haben sie sich keinen Schnitzer erlaubt. In dem Augenblick, wo ich Schnüre an meinen Handgelenken spüre, greife ich zur Schere.«
    Am Schluß der dokumentierten Katastrophe wünschte uns der Kommentator einen angenehmen Tag und gab seiner Hoffnung Ausdruck, uns morgen wieder als Fernsehzuschauer begrüßen zu dürfen.
    Leslie wandte sich mir zu. »Dickie ist da, nicht wahr?«
    »Woher weißt du das?«
    »Er ist über die Zukunft besorgt.«
    Sie ist verrückt, dachte ich. »Habt ihr beide miteinander gesprochen?«
    »Nein«, antwortete sie. »Wenn er nach dem, was wir gesehen haben, nicht besorgt wäre, würde ich glauben, daß du den Verstand verlierst.«

31
     
    Leslie saß vor ihrem Computer und summte etwas vor sich hin. Ich blieb an der Bürotür stehen und klopfte an. »Ich bin es nur.«
    »Wieso nur ?« antwortete sie und blickte auf. »Du bist eine ganze Menge! Du bist mein Darling!« Was sie auch anpackte, glückte ihr. Wenn etwas schiefging, summte sie nicht und blickte nicht auf.
    »Wieviel wiegst du?« fragte ich.
    Sie hob die Hände über ihren Kopf. »Sieh her!«
    »Reizend. Sehr schön. Aber ein bißchen zu leicht, nicht wahr?«
    »Du gehst einkaufen«, befahl sie.
    Ich seufzte.
    Gewöhnlich konnte ich sie eine ganze Weile ablenken, indem ich entweder besorgt davon redete, daß arbeitende Frauen die Magersucht bekämen, oder indem ich über die nahende Eiszeit und die knapp werdenden Nahrungsreserven der Welt klagte. Inzwischen durchschaute Leslie sogar meine geschicktesten Ablenkungsmanöver.
    Noch war nicht alles verloren, denn ich sah, wieviel sie wog.
    »Möchtest du etwas Besonderes?« Ich hoffte, sie würde Kuchen, Torte und Schokoladenplätzchen sagen.
    »Gemüse und Getreide«, erwiderte sie. »Brauchen wir noch mehr Karotten?«
    »Sie stehen auf meiner Liste.«
    Einen Tag, bevor wir beschließen, unsere Körper zu verlassen, werde ich zwei Zitronentörtchen backen, für jeden von uns eins, und ich werde vorschlagen, daß wir sie warm essen. Vor lauter Entsetzen darüber, daß ich die Selbstbeherrschung verloren habe, wird meine Frau ablehnen, so daß ich beide Törtchen aufessen muß.
     
    *
     
    Er traf mich im Supermarkt in der Abteilung für Getreide. »Gibt es eine Philosophie des Fliegens?«
    Ich drehte mich um und freute mich, ihn zu sehen. »Ja, Dickie! Um fliegen zu können, müssen wir dem vertrauen, was wir nicht sehen, nicht wahr? Und je mehr wir über das unsichtbare Gesetz der Aerodynamik erfahren, um so mehr Freiheit erlangen wir, bis es uns wie ein Wunder vorkommt, was uns alles möglich ist, wenn wir…«
    »Und gibt es eine Philosophie des Bowlings?«
    Ich war so verblüfft

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