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Heimkehr

Heimkehr

Titel: Heimkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Bach
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wirst, was Sicherheit bedeutet.«
    Nein, dachte ich. Sage mir nicht, meine Sicherheit komme von irgend jemand anderem! Sage mir, ich bin verantwortlich. Sage mir, Sicherheit ist ein Nebenprodukt meines Talents, meines Wissens und meiner Liebe zur Welt. Sage mir, daß Sicherheit aus einer Idee erwächst, Zeit und Interesse vorausgesetzt. Ich verlange dies für meine Wahrheit, ganz gleich, wie viele Gehaltsschecks ich von der Buchhaltung der Douglas Aircraft erhalte. Lieber Gott, dachte ich, gib mir keinen Job, gib mir Ideen!«
    Ich lachte, schüttelte die Brösel von meinem Hemd und stieß mich vom Kotflügel ab. »Vielleicht hast du recht, Willy. Die Zeit wird kommen. Ich werde vor dem Tor stehen und von draußen hereinsehen.«
    Am nächsten Tag reichte ich meine Kündigung ein, und am Ende des Monats war ich ein freiberuflicher Autor auf dem Weg zum Hungerkünstler.
     
    *
     
    Zwanzig Jahre später – nicht auf den Tag genau, aber im gleichen Monat — fuhr ich während meines Besuchs in Los Angeles in südlicher Richtung den San Diego Freeway entlang, sah dort ein Straßenschild, das mir bekannt vorkam, bog spontan nach Norden in den Hawthorne Boulevard ein und hielt mich dann ein wenig ostwärts.
    Erstaunlich, wie nachhaltig man sich den Weg zur Arbeit merkt. Hier mußte man nach links abbiegen, nun noch einmal nach links, und nun ging es diese von Eukalyptusbäumen gesäumte Avenue entlang.
    Die Sonne schien hell, und es war um die Mittagszeit, als ich den Ort fand. Der gleiche glänzende Drahtzaun umgab den gleichen riesengroßen Parkplatz. Das gleiche stählerne Gebäude ragte in die Höhe — es war größer, als ich es in Erinnerung hatte. Ich hielt am Tor an, stieg aus dem Wagen, das Herz schlug schnell, die Szenerie brannte sich in mein Hirn.
    Der Parkplatz war eine verblaßte graue Fläche. Unkraut wuchs aus den Rissen in der Asphaltdecke, weit und breit war kein einziges Auto zu sehen.
    Um die Torpfosten waren Ketten geschlungen, die mit massiven Vorhängeschlössern gesichert waren.
    Die Zeiten für freischaffende Autoren sind hart, dachte ich, aber große Firmen der Flugzeugbranche sind auch nicht mehr auf Rosen gebettet…
    In weiter Ferne schien auf dem Parkplatz gerade ein geisterhafter Bill Coffin mit dem Mann zu wetten, der ich gewesen, und in eben diesem Moment gewann er seine Wette. Ich erinnerte mich daran, was das bedeutete, Sicherheit, und ich stand allein da, ausgesperrt, und starrte durch das Tor ins Nichts.
    Ich warf ein Zehncentstück durch den Maschendrahtzaun zu meinem Freund hinüber. Ich stand lange und ruhig da. Schließlich fuhr ich davon und fragte mich, wo er wohl sein mochte.

30
     
    Die Welt wird durch Kriege und Terrorismus untergehen«, sagte der Kommentator in dem Augenblick, als der Bildschirm aufleuchtete.
    »Wir bedauern, was wir Ihnen heute abend zu berichten haben. Es gibt weltweit Sterben und Hungersnot, Dürre und Überschwemmungen, Seuchen und Arbeitslosigkeit, das Meer stirbt und damit die Zukunft, das Klima ändert sich, die Wälder brennen, und Menschen laufen Amok, der Gegensatz zwischen Arm und Reich vergrößert sich, Weltverbesserer treten gegen Lebenskünstler an, die Rezession spitzt sich zu, das Ozonloch wächst, der Treibhauseffekt und die Fluorchlorkohlenwasserstoffe hinterlassen ihre Spuren, Arten sterben aus, Verzeihung, sind ausgestorben, die Drogensüchtigen nehmen überhand, und das ganze Schulsystem ist marode, die Städte verfallen, und überall herrscht Übervölkerung, auf den Straßen dominiert das Verbrechen, und ganze Länder gehen bankrott, es gibt Luftverschmutzung und radioaktiv verseuchten Boden, sauren Regen und Mißernten, Feuersbrünste und Schlammlawinen und Vulkane und Erdbeben und Hurrikane und Flutwellen und Tornados und Überschwemmungen und Tankerunglücke und Super-GAUs, die alle im Buch der Weisen vorausgesagt worden sind. Nebenbei bemerkt, taumelt ein Riesenasteroid auf die Erde zu, der das ganze Leben auf dem Planeten auslöschen wird, selbst wenn er nur am Pol einschlägt.«
    »Soll ich umschalten?« fragte ich.
    »Der ist doch okay«, antwortete Leslie.
    Nur ich konnte sehen, wie es Dickie hinter meinen Augen schauderte: »Wir werden alle sterben.«
    »Sagen ein paar.« Ich beobachtete den Weltuntergang auf dem Bildschirm.
    »Bist du niemals traurig?« fragte er. »Fühlst du dich niemals schlecht? Bist du nie deprimiert?«
    »Hilft das etwa? Wieso soll ich deprimiert sein?«
    »Läßt dich das kalt, was du da siehst und

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