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Heiratsmarkt

Heiratsmarkt

Titel: Heiratsmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Frederica für die Anziehendere von beiden Schwestern hielten.
    Zu diesen gehörte Mr. Moreton, der spöttisch eine Augenbraue hob, als er von Alverstoke wissen wollte, was für einen Streich er sich da leiste.
    „Überhaupt keinen", antwortete Alverstoke kühl.
    Mr. Moreton seufzte. „Lieber Junge, du bildest dir wohl nicht ein - nein, verdammt, du kannst dir doch wirklich nicht einbilden, mich an der Nase herumzuführen! Keine der beiden Erklärungen, die man mir für deine Gönnerschaft der Merriville-Töchter gibt, scheint mir im Mindesten plausibel. Einerseits erfahre ich, dass du Merriville verpflichtet bist -andererseits, dass du ein Opfer der Schönheit der göttlichen Charis geworden bist. Ver, du trägst ein bisschen zu dick auf."
    „Oh, warum?", entgegnete Seine Lordschaft. „Entsinne dich doch der Schönheiten, denen ich schon zum Opfer gefallen bin, Darcy!"
    „An die denke ich ja. Reife Früchte - jede einzelne!", erklärte Mr. Moreton.
    „Ja, aber ist dir jemals eine derartige Vollkommenheit der Züge und der Gestalt begegnet?"
    „Nein, ich habe selten einen lieblicheren Hohlkopf kennengelernt", antwortete Mr.
    Moreton brutal. „Die Sache ist die, dass die süßen Dummköpfchen nicht mein Geschmack sind - und der deine auch nicht, mein lieber Junge! Ich setze auf die Altere. Sie hat Verstand, und sie ist ganz anders als die anderen, wenn auch nicht dein Typ. Also warum hast du die beiden unter deine Fittiche genommen?"
    „Was sonst hätte ich tun können, wenn Merriville sie -äh - meiner Fürsorge empfohlen hat?"
    „Indem er dich sich verpflichtet hat! Nein, Ver!", protestierte Mr. Moreton. „Von allen Lügengeschichten, die ich je gehört habe, ist das ...! Du warst doch mit ihm bloß auf rein höflichem Fuß, nicht mehr!"
    „Vielleicht", murmelte Seine Lordschaft, „habe ich einem Impuls des Mitleids gehorcht."
    „Einem was?!", stieß sein bester Freund hervor.
    „Oh, glaubst du, dass ich das noch nie getan habe?", gab Seine Lordschaft, mit einem sehr deutlichen satirischen Glitzern in den Augen, zurück. „Da tust du mir unrecht! Manchmal mache ich so etwas - nicht häufig natürlich, aber hier und da schon!"
    „O nein, ich habe dir nicht unrecht getan!", erwiderte Mr. Moreton grimmig. „Ich muss sagen, es gibt wenig, was du nicht für einen Freund tust - guter Gott, und ob ich das weiß! Wenn du glaubst, ich wüsste nicht, dass du es warst, der den armen Ashbury aus der Flaute geholt hat ..."
    „Du wirst ja wissen, wovon du redest", unterbrach ihn Alverstoke sehr scharf, „ich aber nicht! Und außerdem wirst
    du allmählich todlangweilig, Darcy. Wenn du unbedingt die Wahrheit wissen musst: Ich bahne den Merriville-Töchtern den Weg in die gute Gesellschaft, um Louisa zu ärgern!"
    „Nun, genau das habe ich mir gedacht", stellte Mr. More-ton ungerührt fest. „Nur erklärt es immer noch nicht, warum du einen Schuljungen in irgendeine Gießerei mitnimmst."
    Das entlockte Alverstoke ein überraschtes Auflachen. „Felix! Nun, solltest du ihn je kennenlernen, Darcy, dann wirst du wissen, warum ich ihn durch die Gießerei führte!"

    Ein anderer Gentleman, der sich eine äußerst günstige Meinung von der älteren Miss Merriville gebildet hatte, war Lord Buxted. Ein Umstand also, den seine Mutter mit gemischten Gefühlen betrachtete. Sie war natürlich erleichtert, als sie erfuhr, dass er nicht - wie sein tölpelhafter Vetter - im Nu dem Zauber von Charis' Schönheit erlegen war. Hingegen hatte sie unangenehm berührt die ungewöhnliche Lebhaftigkeit beobachtet, die er während des Dinners im Geplauder mit Frederica an den Tag legte, und entschieden feindselig sein darauffolgendes Benehmen zur Kenntnis genommen. Nicht allein damit zufrieden, eine volle Stunde mit ihr getanzt zu haben - zwei ländliche Tanzfolgen nacheinander! -, hatte er überdies die Neigung gezeigt, auch zwischen den Tänzen auf sie zuzustreben. Das hätte Lady Buxted wohl in Alarmzustand versetzt, hätte er ihr nicht später Frederica als ein gesprächiges Frauenzimmer mit sehr viel Vernunft beschrieben. Da er hinzufügte, sie sei in seinen Augen eine keineswegs übel aussehende junge Frau, konnte Lady Buxted ihren Schrecken mit der Überlegung beschwichtigen, ein so gemäßigtes Lob spreche wohl kaum für allzu große Bewunderung.
    Weniger gelassen wäre sie gewesen, hätte sie gewusst, dass er es sich angelegen sein ließ, am nächsten Tag in der Upper Wimpole Street vorzusprechen, um sich zu überzeugen, wie

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