Heisse Steine (T-FLAC/Black Rose) (German Edition)
Menschen kannte er nicht. Diese Angst machte ihn ganz krank.
Er schloss kurz die Augen und betete. Er durfte sie nicht verlieren.
Das dauerte viel zu lang…
»… ehe Sie dich in ein Bett verfrachten und dich festbinden«, sagte Daklin gerade.
Hunt brummte nur etwas Unverständliches. Es schien, als wäre jeder einzelne Muskel seines Körpers angespannt. Sie hatten ihm nicht erlaubt, Taylor auf der Isolierstation zu sehen. Nicht, so lange sie nicht genau wussten, was es war, das sie getroffen hatte. Gütiger Himmel. Als würde er überhaupt einen verdammten Deut um seine eigene Gesundheit geben. Wenn es ansteckend war, dann könnte er es genauso gut auch bekommen.
Himmel, sie war so blass gewesen im Hubschrauber, auf dem Weg nach Jo’burg, ihre Augen waren eingesunken und ihre Lippen bläulich angelaufen. Er hatte neben ihr gehockt, hatte sie gehalten, gebetet und versucht, für sie zu atmen. Erst als der Arzt, der an Bord gewesen war, ihn vorsichtig darauf aufmerksam gemacht hatte, dass er Taylor jeden einzelnen Knochen in ihrem Körper brechen würde, wenn er sie weiterhin so festhielt, hatte er seinen Griff ein wenig gelockert. Ein wenig.
Er hatte Angst. Ganz tief in seinem Körper war er verdammt entsetzt, weil er erwartete, der Arzt würde hereinkommen und ihm sagen, dass sie tot war.
Er presste die Faust gegen den entsetzlichen Schmerz in seiner Brust, während er auf dem gleichen Weg zu der anderen Wand zurücklief. Über Daklins Füße, an der Kaffeekanne vorbei, zu der anderen Wand und wieder zurück.
Hunt überlegte wild, dass dieser Schmerz - in seiner Brust, in seinem Bauch, in seinem Herzen - nicht wieder verschwinden würde. Nicht, bis er sich selbst davon überzeugt hatte, dass es Taylor besser ging. Dass sie wieder ganz sie selbst war, süß, frech und tapfer. Er musste das klare Blau ihrer Augen sehen, musste ihr Lachen hören, musste mit den Händen über ihre blasse, cremig zarte Haut fahren, um sich davon zu versichern, dass jeder Zentimeter dieser Frau, die er so sehr liebte, gesund und munter war.
Er wollte seine Lippen auf ihren Hals pressen und fühlen, wie das Blut durch ihre Adern rann.
Alles andere um ihn herum war verschwunden, als er abwesend bei jedem Rundgang über Daklins Füße stieg. Er musste sie sehen. Sie berühren. Er musste sicher sein… Teufel.
Er musste ihr den Willen zum Leben geben, wenn es nötig war. Dies war eine dieser Situationen, die er nicht kontrollieren, nicht manipulieren konnte. Er konnte sich seinen Weg nicht aus dieser Situation frei schießen und auch kein anderes der beachtlichen Mittel von T-FLAC einsetzen. Es gab kein Gerät, keinen Muskel, gar nichts in seiner Macht, das etwas an dem Ausgang ändern könnte.
Seine hochgepriesene, oft gerühmte Geduld und seine Kontrolle waren verschwunden - je länger die Ärzte mit ihr beschäftigt waren. Neun Stunden war ein ganzes Leben.
Er hatte nicht genug Zeit mit ihr verbracht. Teufel, sie hatten ja gerade erst einmal die Oberfläche angekratzt. Er wurde hier betrogen, verdammt. Er wollte ihr sagen, dass er sie liebte. Wenn er es ihr sagte, so würde sie es ihm sicher nicht glauben, nahm er an. Alle Menschen, aus denen Taylor sich etwas gemacht hatte, hatten sie verlassen. Ihre Mutter war gegangen, als die Zeiten schwierig waren, und ihr Vater war unvernünftig genug gewesen, einen bewaffneten Raubüberfall zu begehen, obwohl er zwei kleine Töchter hatte, die auf ihn angewiesen waren.
Es gab so viele Dinge, die er noch nicht von ihr wusste. Himmel. Er kannte nicht einmal ihre Lieblingsfarbe oder ihre Lieblingsbücher oder Filme oder… oder eine Million andere Dinge, groß und klein.
Immerhin wusste er, wie samten sich ihre Haut anfühlte. Er wusste, dass sie gern Champagner trank und Schokolade aß, ehe sie am Abend ins Bett ging. Er wusste, dass sie keine Höhenangst hatte und dass sie äußerst knappe, äußerst teure Unterwäsche bevorzugte.
Wie konnte das alles nur geschehen?, fragte er sich. Wie hatte sich diese Frau in sein Herz geschlichen, in das noch nie zuvor jemand eingedrungen war? Wie war es möglich, dass sie all das war, was er wollte, was er brauchte, obwohl er von diesen Wünschen und Bedürfnissen nichts geahnt hatte, ehe er sie kennen gelernt hatte?
Sie hatten beide eine vollkommen verschiedene Kindheit erlebt, aber sie hatten beide ihre Mutter schon in sehr jungen Jahren verloren. Beide hatten sie einen Beruf gewählt, der sie gefühlsmäßig auf Abstand zu den Menschen ihrer
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