Heliosphere 2265 - Band 10: Zwischen Himmel und Hölle (Science Fiction) (German Edition)
bisher natürlich nicht testen."
"Wie lange wird er halten?", fragte Marjella Cruz ängstlich.
"Bei diesem Feuerwerk höchstens Minuten."
Unaufhörlich schlugen die Laserblitze ein, um den einzigen Schutz, der ihnen geblieben war, endgültig zu zerschmettern.
*
Alzir-System, Pearl, Forschungsstation der nördlichen Hemisphäre, 17. September 2266, 18:25 Uhr
Doktor Irina Petrova kam sich vor wie ein aufgeblasenes Michelin-Männchen. Sie steckte in einem der verstärkten Servo-Suits und hielt einen Pulser in der Rechten. Chen würde nicht gewinnen, niemals. Sie würde diesem verdammten Kerl zeigen, dass mehr in ihr steckte, als eine übergewichtige Ärztin.
Als die ersten Schüsse neben ihr in die Wand einschlugen, rannte sie davon, so schnell sie konnte. Chen war ein trainierter I.S.P.-Killer. In einer direkten Konfrontation hatte sie niemals eine Chance.
Erst, als der geheime Zugang vor ihr zur Seite fuhr, bemerkte sie, dass ihre Schritte sie hierher geführt hatten. Zum Geheimgang. Sie stieg durch das Loch und sprang die Treppen hinab.
"Irina", erklang die Stimme von Chen. "Bleib doch stehen. Wir müssen uns unterhalten. Ich weiß zwar nicht, wie du es geschafft hast, zu überleben, aber ich pflege meine Fehler zu korrigieren. Und dank dir musste ich meinen Fluchtplan leicht abwandeln."
Seine Stimme verklang, als sie weiter nach unten sprang. Sie ließ den versperrten Kavernenzugang seitlich liegen und drang tiefer in den angrenzenden Gang vor. Natürlich hatte sie diesen schon oft untersucht, so wie alles, was mit der Kaverne zu tun hatte.
Dort gab es jedoch nur Felsen und Geröll. Sah man von dem Gravitationswellengenerator ab, den sie an der Seite deponiert hatte, um die Wand zu durchbrechen. Dazu war es jedoch nicht mehr gekommen.
"Doktorchen!", rief Chen. "Jetzt werde ich aber langsam wütend." Er kicherte. "Außer uns beiden ist hier niemand mehr. Die sind alle unterwegs oder beschäftigt. Niemand wird Ihnen helfen."
Du verdammter Psychopath . Sie wusste natürlich, dass sie keinesfalls antworten durfte. Ihre Stimme würde Chen den Weg weisen. Andererseits gab es nur diesen Gang, er wusste sowieso, wo ihr Ziel lag. Weiter vorne verzweigte sich der Stollen noch einmal. Beide Enden führten jedoch in Sackgassen. Genau dort hatte sie den Generator abgestellt.
Let's play.
Sie erreichte den Gravitationswellengenerator. Das Gerät war zylindrisch aufgebaut. Es stand am Boden, gestützt von mehreren Stelzen, die von der Mitte ausgingen. Irina schnappte sich das Gerät und rannte in den linken Gang. Am Ende angekommen, stellte sie es auf und aktivierte die Zeitverzögerung. Sie musste Chens Geschwindigkeit schätzen, dann schälte sie sich aus dem Anzug und schaltete das integrierte Funkgerät auf 'Senden'. Dieses würde Wärme erzeugen, die Chen detektieren konnte.
Schließlich nahm sie den Pulser und rannte in den rechten Gang. Sie zog sich so weit wie möglich zurück. Nach kurzer Zeit erklangen die Schritte ihres Verfolgers. Er hielt vor der Abzweigung inne. Stille.
"Rechts oder links. Was nehme ich nur?"
Irina war nicht gläubig, doch sie betete zu jedem Gott, der ihr in den Sinn kam. Vergebens. Als die Schritte wieder erklangen, näherten sie sich ihrer Position.
"Oh." Er stoppte. "Beinahe hättest du mich gehabt. Versuchst du etwa, Hilfe herbeizurufen? Dummes Weib!" Er ging in den linken Tunnel.
Zu schnell. Erst als sein Fluchen erklang, begriff Irina, dass sie das Gerät auf eine zu lange Zeitverzögerung eingestellt hatte. Sie rannte zur Abzweigung, Chen ebenfalls. Als er aus dem Dunkeln auftauchte, stoppte sie seinen Lauf mit einer Salve an Pulserschüssen. Das waren die benötigten Sekunden. Das Gerät aktivierte sich und schmetterte gerichtete Gravitationswellen wie die Faust eines Titanen an die Decke. Geröll löste sich, Steine regneten herab. Chen sprang.
Obwohl er aus zahlreichen Wunden blutete, schaffte sein Oberkörper es aus dem Gang heraus. Der herabstürzende Schutt bedeckte jedoch alles, von der Hüfte abwärts.
Sie trat an den Mann heran. Das Blut lief aus seinen Wunden, wie rotes Wasser; schnell und unaufhaltbar.
"Das nenne ich ausgleichende Gerechtigkeit", sagte sie leise. Es schmerzte sie, den Tod eines Menschen mit anzusehen. Als Ärztin hatte sie einen Eid geschworen, Leben zu bewahren. Trotzdem spürte sie Genugtuung, wenn sie auf ihn herabschaute; gleichzeitig aber auch Schuld. Sie sollte entsetzt über den Tod eines anderen Menschen sein.
Das ist
Weitere Kostenlose Bücher