Lass mich dein Feuer spüren
1. KAPITEL
“Du brauchst eine Frau.”
Es war ein lächerlicher Vorschlag, und C. K. Tanner sagte, ohne mit der Wimper zu zucken: “Du bist gefeuert.”
“Du kannst mich nicht feuern.” Jeff Rhodes lächelte amüsiert. “Ich bin deine rechte Hand und dein bester Freund.” Er schob Tanner ein Fax zu. “Und in beiderlei Eigenschaft sehe ich keine andere Lösung. Zwei weitere Unternehmen setzen alles daran, um diesen Deal an Land zu ziehen, und beide Generaldirektoren sind verheiratet. So wie ich das verstanden habe, will Frank Swanson einen Familienvater alter Schule für seine Firma. Wenn du also so wild darauf bist, die
Swanson Sweets Candy Company
zu bekommen, zauberst du am besten schnellstens eine Mrs Tanner herbei.”
Tanner drehte sich in seinem Sessel herum, sodass er aus den deckenhohen Fenstern schauen konnte. Aus seinem Büro im einunddreißigsten Stock hatte er eine atemberaubende Sicht auf Los Angeles und den Ozean. Es war ein klarer Mittwoch im Oktober – kein Smog und strahlender Sonnenschein –, aber Tanner nahm es kaum wahr. Er suchte angestrengt nach einer anderen Lösung für sein Problem. Er wollte diese Süßwarenfabrik unbedingt haben, so wie er alles haben wollte, das eine Herausforderung für ihn darstellte. Jede Neuerwerbung füllte diese unbestimmte Leere in ihm, wenn auch nur für kurze Zeit.
Aber Jeff hatte recht. Die Übernahme von
Swanson Sweets
verlangte mehr als kluge Strategien und die zähe Verhandlungstaktik, für die er bekannt war.
Am Freitagmorgen würde er nach Minneapolis fliegen. Er war der letzte der Bewerber, der über das Wochenende bei den Swansons wohnen würde. Swanson gab jedem eine Chance, sich anzusehen, wie die Firma geführt wurde, die Produktion vor Ort zu prüfen und die Familie des Firmengründers kennenzulernen.
“Ich habe heute Morgen mit Harrison gesprochen”, sagte Jeff.
Mitchell Harrison war einer der skrupellosesten Geschäftsmänner, die Tanner kannte. Auch er wollte
Swanson Sweets
erwerben und war bereit, dafür einen hohen Preis zu zahlen. Harrison besaß selbst eine Süßwarenfabrik, die seit langer Zeit die einzige Konkurrenz für
Swanson Sweets
war, und jetzt wollte er diese Konkurrenz ausmerzen. Aber er war dreimal geschieden und ein berüchtigter Frauenheld. Tanner hatte gehört, dass Swanson nicht die Absicht habe, sich Harrisons astronomisch hohes Angebot auch nur anzuhören, und vermutete, dass Harrisons Ruf der Grund dafür war.
Jeff räusperte sich. “Er ist sogar bereit, dir eine großzügige Prämie für
Swanson Sweets
zu zahlen, sollte Swanson sie dir verkaufen.”
“Ich werde darüber nachdenken.”
Kaufen und verkaufen, jahrein, jahraus, das war sein Geschäft. Aber diesmal hatte Tanner ein ungutes Gefühl bei der ganzen Sache. Aus irgendeinem Grund behagte ihm der Gedanke nicht, das Lebenswerk eines Mannes zu kaufen, nur um es dann an den Höchstbietenden weiterzuverkaufen, obwohl man wusste, dass dieser die Absicht hatte, die Firma aufzulösen.
Zweiundvierzig Jahre lang hatte Frank Swanson seine Gewinne immer wieder in seine Süßwarenfabrik investiert, die er selbst aufgebaut hatte. Jetzt wollte er sich aus dem Geschäft zurückziehen, und seine beiden Töchter waren nicht daran interessiert, die Unternehmensleitung zu übernehmen. Also war er bereit, seine geliebte Fabrik zu verkaufen.
Tanner rieb sich nachdenklich das Kinn. Warum ein Mann heiraten und Kinder bekommen wollte, das würde er wohl nie verstehen. Man investierte unablässig und sah keinen Gewinn. Vielleicht würde es einem etwas bringen, wenn man den Menschen ins Herz sehen, ihre Motive kennen und ihre Reaktionen voraussagen könnte. Aber das konnte man ja nicht. So bedeutete eine Familie nur Ärger, und den wollte er sich ersparen.
In dieser Angelegenheit war seine persönliche Meinung allerdings ein Luxus, den er sich nicht leisten konnte. Wenn eine Frau nötig war, um hier zu gewinnen, dann würde er sich eben eine beschaffen.
Er lehnte sich in seinem Sessel zurück. “Die Frage ist jetzt also, wer.”
“Wie wär’s mit Olivia?”, schlug Jeff vor.
“Wohl kaum.”
“Karen?”
“Die ist zu aggressiv.”
“Was ist mit der Schauspielerin, mit der du in letzter Zeit ausgehst?”
Tanner lachte und stand auf. “Damit die Gespräche sich auf Kalorienabbau und Fettabsaugen beschränken?” Er ging zur Bar und schenkte sich ein Glas Soda ein. “Nein, für diese Sache kommt keine meiner Freundinnen infrage. Sie sollen gar nicht erst auf
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