Heliosphere 2265 - Band 10: Zwischen Himmel und Hölle (Science Fiction) (German Edition)
ärztlichem Urteil auf keinen Fall auf ein Raumschiff zurückkehren sollte, hatte Santana ihn kurzerhand zu ihrem Adjutanten gemacht. Er war kompetent, wenn auch etwas zu unterwürfig; wollte es ihr immer recht machen.
"Ich kann auch gerne später ..."
"Unsinn. Kommen Sie nur herein, Justin." Sie winkte den Mann herbei. Zögerlich ließ er sich auf dem Konturensessel vor ihrem Schreibtisch nieder. "Ich kenne diesen Blick. Was ist jetzt schon wieder?"
"Unsere IT-Sicherheitsabteilung hat einen Bruch in der Firewall der Phasennetz-Knoten bemerkt."
"Sjöberg. Konnte er Funkkontakt mit den Orbitalstationen herstellen?"
Baker verneinte. "Es ist uns gelungen, das Datenpaket abzufangen. Leider bestätigt der Inhalt unsere Vermutung. Er wollte den Stationen den Befehl zum Beschuss der Oberfläche geben. Insbesondere sollten die Raketen einen Punkt in der nördlichen Hemisphäre befeuern."
Santana begriff. Müde massierte sie ihre Schläfen. "Das Forschungszentrum, in dem sich Petrova und die anderen aufhalten."
"Ja, Ma'am."
"Früher oder später wird er einen Weg finden, ein Datenpaket einzuschleusen. Es ist ein Wunder, dass er es in den vergangenen Wochen noch nicht geschafft hat. Also schön. Captain Coen soll Doktor Petrova auf Pearl verständigen. Informieren Sie sie über die aktuellen Ereignisse. Wenn die schon ein Fadenkreuz auf der Stirn haben, sollen sie das auch wissen."
"Wird erledigt, Ma'am."
"Setzen Sie außerdem einen Termin mit der Task-Force an, in einer Stunde. Eventuell müssen wir doch früher losschlagen, als gedacht. Auf Risiko."
Sie warf einen Blick auf das Chrono. Die Tankstopps mit eingerechnet, musste die REP-I heute die Erde erreichen. Der Tag der Entscheidung.
"Das war's", sagte sie an Baker gewandt. "Legen Sie los."
*
IL HYPERION, Sol-System, 16. September 2266, 14:10 Uhr
Sie kehrten nach Hause zurück - oder das, was einmal ihr Zuhause gewesen war. Nach 7 Tagen Flugzeit und 59 zurückgelegten Lichtjahren, durchbrach die REP-I die Mauer zwischen den Kontinuen und wurde wieder zu einem Teil des Normalraums. Während der HYPERION mit dem Interlink-Antrieb normalerweise 6200-fache Lichtgeschwindigkeit zur Verfügung stand, musste der Reparaturtender sich mit der 3300-fachen LG zufrieden geben, die das 3. Phasenband ermöglichte.
Entsprechend lange hatte der Flug gedauert. Jayden war das jedoch nur Recht gewesen. So konnte er Gespräche mit Noriko Ishida, Lukas Akoskin und Tess Kensington führen. Während das Nichtstun sonst an seinen Nerven zerrte, hatte er es dieses Mal genossen. Nach all diesen Kämpfen und Mühen wirkte der Flug einfach nur gewöhnlich. Und das neue Erholungsdeck war wirklich gut geworden.
Nachdem der Schutt beseitigt worden war, hatten die Ingenieure das Deck ausgebaut. Es war ein lang gezogenes Band, das über den Bauch der HYPERION verlief. Die gesamte Front bestand aus transparentem Stahl, was einen atemberaubenden Blick auf die Sterne gewährte. Die Bar war gut ausgestattet, die Essensrationen aufgefüllt worden. Die Gespräche mit Ishida, oftmals bis tief in die Nacht, hatten ihnen beiden gut getan. Ab und an war auch Lorencia dazu gekommen - er hatte längst bemerkt, dass sich etwas zwischen seiner I.O. und seiner L.I. entwickelte -, und schnell war es zu einem lustigen Geplauder geworden.
Langsam aber sicher wird aus einem zusammengeworfenen Haufen ein echtes Team.
"Sir, ich lege die Sensordaten auf die Holosphäre", meldete Lieutenant Commander Kensington. Nachdem ihre Narben entfernt worden waren, besaß seine Sensoroffizierin wieder makellose, glatte Haut und lange, seidig glänzende, blonde Haare. Nur ihre Augen blickten traurig.
Es flimmerte in dem Sphärenfeld, dann entstand ein visuelles Abbild der hochgerechneten Daten, vermengt mit den Bildern der Kamerafeeds.
"Das ist wunderschön", sagte Ishida neben ihm.
Die REP-I flog mit einer Geschwindigkeit von 0,44 LG in das Sol-System ein. Es würde noch etwa neun Stunden dauern, bis sie ihr Ziel erreichten und langsam genug waren, um einen der Orbitalhäfen anzusteuern.
In der Holosphäre wurden die Planeten des Systems ebenso dargestellt, wie der Kuipergürtel, die Raumstationen, Werften und Reparaturdocks. Wenn das Alzir-System mit einem kleinen Bienenstock vergleichbar war, war das Sol-System ein gigantischer Ameisenhaufen. Überall glitten Shuttles durch die Schwärze, Patrouillenschiffe flogen ihre Route ab, es wurde gebaut und repariert.
"Und so schnell schwindet das Gefühl von
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