Heliosphere 2265 - Band 5: Im Zentrum der Gewalten (Science Fiction)
gescannt. Als er nickte, brachte man sie in das bereitstehende Fluggerät. Kurz darauf legten sie ab und ließen die CAVE-Forschungsstation hinter sich. Es war der endgültige Abschied von Irinas altem Leben, das wusste sie. Sjöberg benötigte sie nicht mehr, sah sie eher als Gefahr an. Und wenn der neue Präsident eines klar gemacht hatte, dann, dass er gefährliche Personen ausschaltete. Seine “Neue Demokratie” war noch jung und anfällig.
Wenn Irina die Zeichen richtig deutete, war “Neue Demokratie” gleichbedeutend mit einem anderen, viel hässlicheren Wort.
Aber was kümmerte es sie?
Das Shuttle dockte nach einem Flug von etwa einer Stunde an. Da es keinen transparenten Stahl gab, wusste sie nicht, wohin man sie brachte. Doch als ihr der Geruch nach Formoplast, frisch entpackten Möbeln und Nano-Reinigungslöser in die Nase stieg, begriff sie sofort.
Ein funkelnagelneues Schiff.
Die beiden Männer übergaben sie an eine bereitstehende Wache und flogen wieder ab.
Der Mann hatte ein nichtssagendes Allerweltsgesicht. An seiner Uniform war kein Name aufgenäht, ebenso kein Rang. Er führte sie durch die Gänge.
Auf dem Weg begegneten sie einem jungen Heißsporn in gleichartiger Uniform. Als er sie sah, ging er mit erhobenen Fäusten auf sie los.
“Ihr habt ihn umgebracht!”, rief er immer wieder. Seine Stimme zitterte. “Du und Michalew!”
Der Wachmann schaute einige Sekunden zu, verzichtete aber darauf einzugreifen. Stattdessen nickte er lächelnd, als der Heißsporn Irina ins Gesicht schlug.
Die Schmerzen waren weitaus schlimmer, als sie jemals gedacht hätte. Ihr Geist ging auf Wanderschaft und blendete Schläge, Tritte und sogar das Angespuckt werden aus.
Irgendwann stieß der Wachmann sie in eine Zelle.
“Ich hoffe, du hast dich verabschiedet”, sagte er mit gehässiger Stimme. “Du wirst das Sol-System nie wieder sehen. Auf dich wartet eine hübsche Gefängniskolonie, die für deinesgleichen extra errichtet wurde. Ich habe gehört, du warst sogar schon mal dort.” Er lachte und schloss das Schott.
Die Zelle war etwa vier Quadratmeter groß und zwei Meter hoch. Sie ließ sich an der Wand zu Boden sinken und lächelte. Vorsichtig strich sie mit den Fingern der rechten Hand über ihren linken Handrücken.
Der Heißsporn hätte auch Schauspieler werden können. Während er ihr einen Schlag ins Gesicht verpasst hatte, hatte er mit der anderen einen Hand-Com auf ihren linken Handrücken geklebt. Irgendwo hatte sie also anscheinend noch Freunde. Sie wagte nicht, den kleinen Multifunktionscomputer zu aktiveren. Das Gerät war wertvoll, mochte aber allzu leicht entdeckt werden. Sie musste warten. Irgendwer würde sich bei ihr melden, da war sie sicher.
Ihr Lächeln verblasste, als sie sich an die Worte des Offiziers erinnerte. Sie wurde zu einer neuen Gefängniskolonie gebracht. Ein Ort, an dem sie bereits einmal gewesen war. Irina hatte im Laufe ihres Lebens schon viele Orte bereist und Welten gesehen. Nicht wenige kamen dafür infrage.
Wenn sie aber Sjöbergs Art und Weise zugrunde legte, gab es nicht viele Möglichkeiten. Ein Ort, an dem politische Gefangene verschwinden konnten, Michalews Leute beseitigt wurden und niemand Fragen stellte.
Das Schicksal ging oft seltsame Wege.
Ihre Gedanken richteten sich schlagartig auf eine Welt.
Eine verbrannte Perle.
Wenn sie Recht behielt, wartete die Hölle darauf, sie in ihren Schlund hinabzureißen.
*
Interlink-Kreuzer HYPERION, Auf dem Weg zur Erde, 18. April 2266, 10:30 Uhr
Captain Jayden Cross betrachtete die Besucher, die vor ihm Aufstellung genommen hatten. Captain Jackson Brown und dessen I.O., Commander Jenny Efferson. Von der Kommandobrückencrew der PROMETHEUS hatten nur diese beiden überlebt, dazu vier weitere Offiziere aus unterschiedlichen Abteilungen, die noch auf der Krankenstation behandelt wurden.
Kurz vor ihrer Flucht aus dem Stillen Sektor hatten sie alle im Raum treibenden Offiziere aufgenommen. Lieutenant Peter Task hatte ihm eine Zusammenfassung der Ereignisse gegeben, mittlerweile lag der detaillierte Bericht vor.
Commander Ishida befand sich noch auf der Krankenstation. Sie hatte eine Gehirnerschütterung, mehrere gebrochene Rippen, eine Schädelfraktur und ein Lungenödem. Nachdem Doktor Branch sie stabilisiert hatte, hatte Ishida von ihrem Kampf gegen Jasun Sechgit berichtet. Der Spion hatte sie fest umklammert, als der Sog beide ins Vakuum riss. Seiner I.O. war es gelungen, den Falthelm wieder
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