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Herbstfraß

Herbstfraß

Titel: Herbstfraß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Busch
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Dieser blöde Angeber. Für jeden ein Lächeln und ein paar nette Worte. So verschafft man sich in unserer Branche keinen Respekt. Daher habe ich die Feier zu seinem Geburtstag organisiert und dafür gesorgt, dass er reichlich trinkt. Alkohol hat Lauritz zum Glück nie vertragen. Deswegen war er rasch betrunken. Ich musste bloß auf eine passende Gelegenheit warten und ihn nach draußen locken. Danach bekam er einen kleinen Schubs. Es war ein sehr erheiternder Anblick, wie er die Treppe hinunter gesegelt ist. Eine der Stufenkanten ist dabei wie ein Keil in seinen Schädel geschlagen. Ich kann dir sagen, Robin, das war ein wunderbares, einzigartiges Geräusch. Wie Musik in meinen Ohren. Lauritz lag ziemlich rasch in einer Blutpfütze. Von da an musste ich mich natürlich absolut untröstlich geben.“ Nolte schnauft halb belustigt, halb abfällig. „Kannst du dir vorstellen, dass er mir im Büro dauernd in meine Arbeit hineinreden wollte? Rainer, das kannst du doch besser und Rainer, du musst es mal mit deinem Charme versuchen. Dauernd diese Bevormundung. Würdest du das erträglich finden?“
    Es ist wohl besser, ihm einfach zuzustimmen. Daher schüttle ich den Kopf. Ohnehin höre ich ihm nur halb zu. Wieso knöpft dieser Mensch meine Hose auf?
    „Nicht! Was soll …“
    „Schluss jetzt!“ Ohne jede Vorwarnung schlägt mir Nolte mit der flachen Hand gegen den Hinterkopf. Meine Stirn donnert gegen die Betonwand und hinter dem Tape sehe ich Tausende bunte Sternchen aufblitzen. Das gibt garantiert eine Beule. Ein dumpfes Stöhnen dringt mir über die blutigen Lippen und am liebsten hätte ich mich hingesetzt, denn meine Knie geben immer mehr nach. Bis hierher höre ich, wie Bo nach Luft schnappt. Meine Hinterbacken überziehen sich mit Gänsehaut, als Nolte mir die Jeans und die Boxer bis auf die Füße hinunter schiebt. Dann zerrt er mehrmals ruckartig an den Klamotten, damit ich aus ihnen heraustrete. Vorsichtig weiche ich zur Seite. Vielleicht kann ich nun herausfinden, wie groß mein Freiraum ist. Die Kette, an der ich hänge, klappert leise. Plötzlich gibt es einen heftigen Ruck und ich werde grob zurückgezerrt, wobei ich dank meiner wackligen Beine beinahe falle. Hastig suche ich erneut Halt an der Wand. Danach ist mein Bewegungsspielraum ziemlich eingeschränkt. Nolte muss die Kette irgendwo arretiert haben. Inzwischen fühlen sich meine Handflächen verschwitzt an. Ich bin schrecklich nervös und die Furcht sitzt mir im Nacken. Dauernd habe ich das Bild des toten Ingos vor Augen. Und wenn man nackt, blind und gefesselt vor jemandem steht, der ein verflucht scharfes Messer bei sich trägt, kommt man sich entsetzlich klein und hilflos vor. Das Wissen, dass Bo alles sieht, was mit mir geschieht, macht mich zusätzlich ganz verrückt. Ich kann mir denken, dass er sich nichts sehnlicher wünscht, als Rambo-Nolte an die Gurgel zu springen. Dagegen würde ich am liebsten laufen, so weit und so schnell ich kann. Ich bin wohl doch kein Held.
     
     
    12:36 Uhr
    Kleidung raschelt, etwas plumpst auf den Boden. Was treibt der Nolte hinter meinem Rücken? Wenn ich bloß etwas sehen könnte …
    „Hrrrrrrr!“ Bo knurrt warnend. Wirklich toll! Was soll ich denn tun? Ich strenge meine Ohren an und versuche irgendetwas aus dem folgenden Knistern herauszuhören. Leider lenkt mich Bos wildes Geknurre ab.
    „Erinnerst du dich an die Tüte, Robin?“ Nolte steht erneut so dicht hinter mir, dass ich seinen feucht-warmen Atem spüre. Das Herz rutscht mir in die Hose oder würde es jedenfalls tun, hätte ich noch eine an. Ein Finger bohrt sich unsanft in meine Rippen, was mich zusammenzucken lässt.
    „Antworte!“
    „Ja“, sage ich folgsam und muss erst einmal heftig husten, wodurch mein Hals weiter gereizt wird. Überraschend geduldig wartet Nolte ab, bis sich der Krampf gelegt hat.
    „Was aus dieser Tüte möchtest du zunächst ausprobieren?“
    Herrje, der Kandidat hat freundlicherweise die Wahl? Kann ich meinen Telefonjoker anrufen? Ich merke selbst, wie ich in sarkastische Bahnen abdrifte. Das passiert mir immer, wenn ich Angst bekomme. Nur hier, in diesem Moment, nähere ich mich der absoluten Panik an. Denn mein Hauptgewinn wird garantiert keine Million sein.
    „K…keine Ahn...nung“, stottere ich.
    „Da haben wir zum einen die Säge, Robin. Glaube nicht, dass mir nicht aufgefallen wäre, wie du gestern die Säge angestarrt hast. Wollen wir mit der Säge beginnen? Oder möchtest du es lieber klassisch mit dem

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