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Herr der Schlangeninsel

Herr der Schlangeninsel

Titel: Herr der Schlangeninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Hehler nimmt mir das ab.“
    „Um Gottes willen. Dann ist es wertlos
für uns.“
    „Nein, Antonia. Nein! Wir werden meine
Beute zu Geld machen. Aber wir müssen vorsichtig sein. Was ich vorhabe, wird
der gefährlichste Coup meines Lebens. Denn ein zweites Mal mache ich das nicht.
Aber es lohnt sich allemal. Wir werden schwimmen im Geld.“
    „Was hast du vor, Nick?“
    „Später, Liebling. Später! Später
erzähle ich dir alles. Du holst mich vom Bahnhof ab? Nein, lieber nicht! Dort
treibt sich Gesindel rum. Besonders nachts. Dir könnte was zustoßen. Bleib
daheim. Ich möchte Stivado (Reisgulasch mit kleinen Zwiebeln) essen. Und
dazu bitte eine Flasche Brousko ( Rotwein) .“
    „Alles wird dasein, Nick. Mir zappeln
die Füße vor Freude.“
    „Mir auch, meine geliebte
Weinbergschnecke. Also, bis nachher.“

5. Die heiße Spur ist 80 Jahre alt
     
    So, dachte Tim, mal sehen, was sie zu
bieten hat, die hinterlistige Lippenleserin. Hoffentlich setzt Willi nicht
seinen Trotzkopf auf, nur weil er denkt, daß wir ihn bevormunden. Wäre ein
Jammer, wenn er Karin 30 Mark für nichts auf die Kralle legt. Oder gar 40. Wenn
sich das rumspräche, brauchte er für den Spott nicht zu sorgen.
    Gespannte Stille im Lippscheck-Laden.
    Karins Eltern ließen sich nicht
blicken.
    Offenbar hatte die Zwölfjährige
Verkaufsdienst.
    Und da mußte den Eltern nicht bange
sein. Die Tochter ließ sich nicht übertölpeln.
    Jetzt öffnete sie einen Schrank im
Hintergrund, die 7a-Klassensprecherin, und kam zurück mit einem großen Kuvert.
    Sie legte es auf die Ladentheke, einen
wurmstichigen Tresen. Verkäuflich war der sicherlich auch.
    „Ob der Schatzplan echt ist“, sagte
Karin, „kann ich nicht beurteilen. Ich habe ihn gefunden. Mehr weiß ich nicht.
Jede weitere Verantwortung muß ich ablehnen. Und natürlich kann ich keine
Garantie übernehmen. Den Plan habe ich vorige Woche in einer alten Truhe
entdeckt, die bei uns hintern im Lager steht. Unverkäuflich. Ein Ladenhüter.
Seit mindestens zehn Jahren steht sie dort. Meine Papa weiß nicht mehr, von wem
er sie hat. Den Plan habe ich niemandem gezeigt. Daß ich ihn Willi angeboten
habe, liegt daran: Ich hörte, daß ihr auf die Insel Padoklion fliegt. Die
sogenannte Schlangeninsel Tykopulos liegt direkt daneben. Auf die bezieht sich
der Plan. Daß die TKKG-Bande kein Abenteuer ausläßt und keine Gefahr fürchtet, weiß
man. Deshalb also mein Kaufangebot.“
    „Einen Schatzplan für 40 Mark.“ Tim
lachte. „Wenn du nicht genau wüßtest, daß es Humbug ist, würdest du dich nicht
für dieses Trinkgeld davon trennen — gerade du nicht.“
    Karin schielte ihn an aus den
Augenwinkeln. „Die 40 Mark sind nur Anzahlung.“
    „Was heißt das?“
    „Wenn ihr keinen Schatz findet, ist die
Sache vergessen. Aber wenn ihr einen Schatz ausbuddelt, kriege ich ein Fünftel.
Ist doch klar.“
    Karl schnalzte. „Das hört sich schon
anders an.“
    „Daß ihr mich nicht betrügt“, sagte
Karin, „weiß ich. Tim kann zwar ziemlich grob sein, aber er ist total ehrlich.
Und dir, Gaby, vertraue ich sowieso ganz. Klößchen ist der Reichste von euch.
Deshalb soll er den Plan kaufen, dachte ich.“
    Hm! Tim überlegte. Entweder die Lippenleserin
war noch durchtriebener als angenommen. Oder die Sache sah so übel nicht aus.
    Tim deutete auf das Kuvert. „Wir
brennen vor Neugierde. Laß die Katze aus dem Sack.“
    Karin zog mehrere Bogen liniertes
Papier hervor. Sie waren einmal gefaltet, sahen ziemlich alt aus, auch etwas
vergilbt, stammten aber zweifellos aus diesem Jahrhundert.
    „Liniertes Papier“, sagte Tim. „Das ist
also der Schatzplan eines alten Piraten. Hat er die Zeichnung mit dem
Schreibcomputer angelegt — oder etwa per Hand? Und die Erläuterungen? Die sind
doch hoffentlich mit ‘ner elektronischen Schreibmaschine verfaßt! Alles andere
wäre total unglaubwürdig.“
    „Es ist etwas komplizierter.“ Karin
ließ sich nicht aus der Fassung bringen. „Hier handelt es sich nämlich um die
Abschrift eines Schatzplans. Bitte!“
    Sie entfaltete einen der Bogen.
    Fünf Köpfe beugten sich über ihn.
    Teils mit Tinte, teils mit Bleistift
war eine Land- bzw. Seekarte gemalt, laienhaft und nicht sehr geschickt.
    Immerhin konnte man erkennen, daß es
sich um das östliche Mittelmeer handelte, um die Ägäis. Außerdem stand es drauf
— in großen Buchstaben quer über dem Blatt.
    Mehrere Inseln waren angedeutet. Den
Mittelpunkt stellten zwei Inseln dar, deren Umrisse der

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