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Herrentier

Herrentier

Titel: Herrentier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Joseph
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zwei Mädchen und Katrin, die Lütte, hat zwei Jungens.«
    »Kommen sie oft zu Besuch?«
    »Die Jungens ja, aber eigentlich auch nicht so oft. Katrin ist ja nach Bremen gezogen und Marko nach Stuttgart. Wegen die Arbeit und so. Hier gabs ja nischt.« Gregor bemerkte seinen traurigen Unterton und versuchte, das Thema zu wechseln.
    »Ich habe mich eigentlich noch nicht richtig vorgestellt. Gregor Simon, ich bin Journalist bei der  RAZ .«
    »Ah, vonne Zeitung? So, so. Na dann schreib mal schön alles auf. Bei Hans kannste noch was lernen.« Nun steuerten sie beide auf eine terrakottageflieste Terrasse zu. Der allgegenwärtige Grillduft raubte Gregor fast die Sinne. Bei aller Tierliebe, dachte er, kein Gemüserösti dieser Welt würde es je mit diesem Aroma aufnehmen können.
    »Und darf ich auch Ihren Namen wissen?«
    »Hans Schlegel.« Er streckte ihm die Hand entgegen, als hielte er darin einen Strauß Blumen. Gregor griff freudig zu. »Angenehm.« Er kniff die Augen herausfordernd und fügte noch hinzu: »71.«
    Gregor verstand und nahm den Ball auf: »71? Ehrlich? Hätte ich nicht gedacht.« Er setzte sich auf einen Klappstuhl mit psychedelisch buntem Siebziger-Jahre-Muster.
    »Wie lange waren Sie Nachbarn, Henning Schwarck und Sie?«
    »Keine Ahnung, sieben, acht Jahre.« Er runzelte die Stirn, während er zu einer hellgrünen Plastikschüssel mit saftigen, marinierten Schweinesteaks griff.
    »Da! Hat die Mutter gestern eingelegt. Wie viel soll ich raufpacken?« Gregor lief das Wasser im Mund zusammen. Sollte er jetzt Hans wirklich erklären, dass er gerade aus ethischen Gründen den Versuch unternahm, Vegetarier zu werden? Also  der Tiere  wegen, weil sich kein Lebewesen über das andere stellen sollte? Er starrte in die Fleischschüssel wie in einen tiefen Lustbrunnen, in den er am liebsten gleich mit Wonne gesprungen wäre.
    »Ich pack ihm mal ein paar Scheiben rauf. Kann er vertragen. Bier?«
    Gregor gab auf und nickte wie ferngesteuert.
    »Ist Ihre Frau auch da?«
    »Nee, heute ist Aktion bei  Kaufland . Ma gucken, was so gibt.«
    »Sie hatten vorhin einen Professor erwähnt, der Henning Schwarck geholfen hat.«
    »Ja, hier der Professor von Segelverein, in Gehlsdorf, wo der Henning doch schon ewig die ganzen Boote reparierte.«
    »Professor Kramer?«
    »Richtig. Der hat da eine Yacht oder was weiß ich. Auf jeden Fall kennen die sich schon lang, und da der Herr Professor irgendwas mit dem Zoo gearbeitet hat, sachte der ihm, dass die hier son Sicherheitsservice brauchen, wegen die ganzen  Darwineum -Proteste und so.«
    Schlagartig fiel Gregor wieder ein, dass er gestern Kramer im Segelclub gesehen hatte. Das war ihm fast entfallen. Alles war wie in einem Film abgelaufen, die rasante Fahrt zum Bootshaus, der schreckliche Anblick … Natürlich, da war auch Kramer gewesen, fassungslos wie alle anderen Anwesenden.
    Die Steaks landeten auf dem Rost, das Fett tropfte und ließ ein paar Flammen hochzüngeln. Hans öffnete ein Bier, schüttelte die Flasche und spritzte den weißen Schaum in die Glut. Sollte Gregor bis dahin noch zu irgendeinem Widerstand gegen die Steaks fähig gewesen sein, nun war der Damm endgültig gebrochen. Hans drückte ihm ein  M&O  in die Hand.
    »Hier, mein Großvater hat bei Mahn und Ohlerich in der Doberaner Straße gearbeitet.«
    »Bei wem?« Gregor schüttelte irritiert den Kopf.
    »Mahn und Ohlerich! M und O!«
    »Ach so, richtig, M und O. Ich war in Gedanken ganz woanders.« Er nahm einen Schluck. »Ich war vor Ort, in Gehlsdorf, als Henning Schwarck gefunden wurde.«
    Hans Schlegel blickte verlegen zu Boden, sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse.
    »Ach nee, de Jung. Dat is ihm wohl all to völ worden.«
    »Was meinen Sie, Herr Schlegel?«, fragte er.
    »Kannst ruhig Du sagen!« Er stieß mit seiner Bierflasche gegen Gregors. »Ich weiß och nich recht, aber ich glaub, mit die Finanzen hat er so Sorgen gehabt. Erst war ja hier noch so mit dicke Limousinen vor der Tür, aber nachher wurden die Brötchen auch ’n büschen lütter.«
    »Hatte er denn mal was erzählt?«
    »Na, ich hab Henning ja nu fast jeden Tag gesehen, wir haben immer son büschen snackt. Über  Hansa  und Wetter. Garten hat er ja nu auch gehabt. Meine Frau hat ab und an nach die Kinder gesehn. Und eins hat Henning mal gucken lassen, dass’ grad nicht so läuft, mit die Firma und die Kredite. Na, da gab es zu Haus sicher auch Probleme.« Hans schnaufte verständnisvoll.
    »So, hier guck! Dat is so

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