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0094 - Alle auf einen Schlag

0094 - Alle auf einen Schlag

Titel: 0094 - Alle auf einen Schlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alle auf einen Schlag
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Wir kamen mit heulender Polizeisirene an. Mein Jaguar war den Broadway entlang gefegt wie ein Auto von übermorgen. Am südlichsten Zipfel Manhattans waren wir in die South Street eingebogen und das erste Stück am East River entlang gerauscht nach Osten.
    Jetzt hielt ich den Wagen am Pier neunzehn, einem Frachtkai für Überseeschiffe mit Heimathafen in Europa. Es war Dienstag früh gegen halb elf Uhr, und hier herrschte der übliche Hafenbetrieb. Schlepper zogen größere Pötte an die Ankerstellen, die ihnen die Hafenverwaltung zugewiesen hatte. Ihre Sirenen tuteten gellend durch die schöne Vormittagssonne. Kräne rasselten, aus einem Dock dröhnten Niethämmer, Lautsprecher schrien Kommandos für die Schauerleute - kurz: Der übliche Hafenlärm empfing uns.
    Als wir die Wagentüren zuschlugen, sahen wir uns neugierig um.
    Ich hatte den Wagen unmittelbar hinter einem lang gestreckten Schuppen gestoppt, der einer Verladefirma gehörte, wie ein großes Schild auf dem Dach verriet. Von Rechts wegen hätten wir hier unser eigenes Wort kaum verstehen dürfen, denn auch hier musste der emsige Betrieb eines in vollen Zügen atmenden Hafens herrschen.
    Genau das Gegenteil war der Fall.
    Von unserer Stelle aus hatten wir noch zwanzig Yards bis zum Hafenbecken. Ein Stück weiter rechts ragte eine ungefähr zweihundert Yard lange Mole ins Meer hinaus. Sie mochte fünfzig Yards breit sein und war mit zwei großen Schwenkkränen bestückt, neben denen die Eisenbahngleise entlangliefen.
    Totenstille empfing uns, die umso gespenstischer wirkte, als sie örtlich so genau begrenzt war. Vor jeder Nachbarmole ratterte der Lärm des Hafens. Hier herrschte eisiges Schweigen.
    Noch bevor wir einen Schritt getan hatten, überblickten wir rasch die Lage. Vor unserem Auto erstreckte sich eine etwa hundertköpfige Menschenmenge. Vorwiegend Hafenarbeiter, aber es waren auch ein paar Seeleute darunter, wie man sie an ihrer Kluft erkennen konnte. Sie hatten sich nicht nach uns umgesehen, denn beim letzten Stück hatte ich auf die Polizeisirene verzichtet.
    Alle starrten auf die Mole hinaus.
    Dort ragte der Rest eines Turmkrans halb aus dem Hafenbecken. Wenn der Kran die gleiche Höhe gehabt hatte wie der zweite, dann war er ungefähr dreißig Yards hoch gewesen. Auf seinem Fundament ragten noch ein paar verborgene Stahlträger sinnlos in die Luft. Die Sprengung hatte den ganzen schlanken Turm des Krans ziemlich weit unten abgerissen, der Turm war nach links ins Hafenbecken gekippt hatte den Bug der Santa Margareta schwer lädiert und war von dort abgerutscht und endgültig ins Wasser gestürzt.
    »Hast du schon mal einen dreißig Yard hohen Kran gesehen, der von allein umkippt, wenn er fest in einem Betonfundament verankert ist?«, fragte Phil leise.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »No. Ich habe auch noch keine armdicken Stahlträger gesehen, die wie Streichhölzer zerbrechen.«
    »Na also!« Phil nickte befriedigt.
    Ich wusste, was er sagen wollte: Ein Unfall war es demnach nicht.
    »Komm!«, sagte ich.
    Wir drängten uns durch die Menschenmenge. Nur widerwillig ließ man uns durch. Einer sah uns mitleidig an und brummte: »Ihr kommt ja doch nicht durch. Die Cops haben die ganze Mole abgeriegelt.«
    Wir nickten nur und drängten weiter. Als wir in der vordersten Reihe angekommen waren, stießen wir auf eine Kette von stämmigen Burschen der City Police. Sie hatten sich untergehakt und bildeten eine Kette. Stämmig wie Eichen standen sie breitbeinig in ihren Stiefeln auf dem Betonpflaster der Mole.
    Ich zückte meinen FBI-Ausweis, stellte mich und Phil vor und sofort öffnete sich die Kette der Cops.
    Wir gingen auf der Mole entlang zu der Unglücksstelle. Sie lag ziemlich weit draußen. Unterwegs passierten wir ein paar Fahrzeuge der Stadtpolizei, deren Fahrer vor sich hindösten.
    Dicht neben dem demolierten Kran stand eine Gruppe von vier Männern. Zwei trugen die Uniform der New York City Police. Die anderen beiden waren in Zivil.
    Einen hörten wir schon brüllen, als wir noch gute achtzig Yards von der Gruppe entfernt waren.
    »Captain Hywood!«, grinste Phil. »Schade, ich habe vergessen, mir Watte für die Ohren mitzunehmen.«
    Phil hatte Recht. Hywood mit seiner riesenhaften Gestalt hatte das Organ von acht Lautsprecheranlagen. Er merkte es selbst nicht. Alles an ihm war zu groß und zu kräftig geraten. Er konnte nichts dafür.
    Als wir die Gruppe erreicht hatten, tippte ihm Phil von hinten auf die Schulter. Er war gut einen Kopf

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