Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herrin der Stürme

Herrin der Stürme

Titel: Herrin der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
die Fähigkeiten eines Mönchs. Wir haben dir etwas Kontrolle über deine natürlichen Neigungen vermittelt, aber von Natur aus bist du rebellisch und begierig, zu verändern, was du verändern kannst. Aber Veränderungen können nur dort unten durchgeführt werden.« Seine Armbewegung umfaßte die ganze weite Welt außerhalb des Klosters. »Du wirst dich weder damit begnügen, deine Welt selbstzufrieden hinzunehmen, noch dich damit bescheiden, nicht in blinder Auflehnung, die aus deinem Leid herrührt, auszuschlagen. Du mußt gehen, Allart, und die Veränderungen, die du bewerkstelligen kannst, in deiner Welt durchführen.«
Allart bedeckte das Gesicht mit den Händen. Bis zu diesem Augenblick hatte er immer noch geglaubt – Wie ein Kind, wie ein gläubiges Kind! –, daß der alte Mönch die Macht besaß, ihm zu helfen, damit er dem Unvermeidlichen entgehen konnte. Er wußte, daß ihm sechs Jahre Kloster nicht geholfen hatten, darüber hinwegzukommen. Er fühlte den letzten Funken seiner Kindheit schwinden und hatte den Wunsch, zu weinen.
Der Pater Vorsteher sagte mit einem sanften Lächeln: »Bekümmert es dich, daß du in deinem dreiundzwanzigsten Lebensjahr kein Kind mehr bleiben kannst, Allart? Sei dankbar, daß du nach all diesen Jahren des Lernens darauf vorbereitet bist, ein Mann zu sein.«
»Ihr hört Euch an wie mein Vater!« warf Allart ihm zornig entgegen. »Genau das wurde mir morgens und abends mit dem Haferbrei aufgetischt – daß ich noch nicht Manns genug sei, meinen Platz in der Welt auszufüllen. Fangt Ihr nicht auch an, so zu sprechen, Pater, sonst müßte ich annehmen, daß meine Jahre hier unnütz waren.«
»Ich meine nicht das, was dein Vater meint, wenn ich sage, daß du bereit bist, dem Kommenden als Mann zu begegnen«, sagte der Pater Vorsteher. »Ich glaube, du weißt schon, was ich mit Männlichkeit meine. Oder war ich im Irrtum, als ich dich heute morgen ein weinendes Kind beruhigen und ermutigen hörte? Tu nicht so, als würdest du den Unterschied nicht kennen, Allart.« Die strenge Stimme wurde weicher. »Bist du zu zornig, um für meinen Segen niederzuknien, Kind?«
Allart fiel auf die Knie. Er spürte die Berührung des alten Manns in seinem Geist.
»Der Heilige Lastenträger wird dich für das, was kommen muß, stärken. Ich liebe dich sehr, aber es wäre selbstsüchtig, dich hierzubehalten. Ich glaube, du wirst in der Welt, der du entsagt hast, zu dringend gebraucht.« Als Allart aufstand, zog der Pater Vorsteher ihn in eine kurze Umarmung, küßte ihn und ließ ihn wieder los.
»Du hast meine Erlaubnis, zu gehen und dich in weltliche Gewänder zu kleiden, wenn du willst, bevor du deinem Vater entgegentrittst.« Erneut, zum letzten Mal, berührte er Allarts Gesicht. »Mein Segen sei immer bei dir. Wir mögen uns nicht wiedersehen, Allart, aber du wirst in den kommenden Tagen oft in meinen Gebeten sein. Sende eines Tages deine Söhne zu mir, wenn du es wünschst. Geh jetzt.« Er setzte sich, ließ seine Kapuze über das Gesicht gleiten, und Allart wußte, daß er aus den Gedanken des alten Mannes ebenso deutlich wie aus seiner Gegenwart entlassen worden war.
Er machte von der Erlaubnis, die Kleidung zu wechseln, keinen Gebrauch. Ärgerlich dachte er: Ich bin ein Mönch. Und wenn mein Vater das nicht sehen will, ist das sein Problem und nicht meins. Ein Teil seiner Auflehnung rührte jedoch von der Tatsache her, daß er, wenn er vorausschaute, sich nicht mehr im Umhang eines Mönchs sah, und auch nicht hier in Nevarsin. Würde er nie wieder zur Schneestadt zurückkehren?
Während er zum Gästezimmer ging, versuchte er, um ruhig zu werden, seine Atmung zu kontrollieren. Was sein Vater ihm auch immer zu sagen hatte, durch einen schon zu Beginn ihrer Begegnung stattfindenden Streit mit dem alten Mann würde sich nichts bessern. Er öffnete die Tür und trat in den Raum mit dem steinernen Boden ein.
Neben dem Feuer saß in einem geschnitzten Stuhl ein alter Mann, aufrecht und verbissen, die Finger um die Stuhllehne geklammert. Sein Gesicht trug die arroganten Züge der Tiefland-Hasturs.
Als er hörte, wie Allarts Umhang sachte über den Boden strich, sagte er gereizt: »Noch eins von diesen Gespenstern im Talar? Schickt mir meinen Sohn!«
»Euer Sohn ist hier, um Euch zu dienen, Vai Dom.«
Der alte Mann starrte ihn an. »Götter im Himmel, bist du das, Allart? Wie kannst du es wagen, mir in diesem Aufzug entgegenzutreten!« »Ich trete auf, wie ich bin, Sir. Seid Ihr gastfreundlich

Weitere Kostenlose Bücher