Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur
vorher der Urnenbestattung gewichen war. Allerdings gibt es eine kleine Veränderung. Wer etwas auf sich hält (und es sich leisten kann), der tritt seine Reise in die Andere Welt auf einem Wagen aufgebahrt an, dies in den Variationen »Wagen vollständig zusammengebaut«, »Wagen zerlegt« und »Wagen nur angedeutet«.
Es gibt keinen Zweifel. Hier waren fremde Einflüsse am Werk, denn speziell die Veränderungen im Begräbnisritual geschehen nicht von ungefähr, sondern stehen im Zusammenhang mit neuem religiösen Gedankengut.
Besonders das drastische Ansteigen der Opfertätigkeit in Verbindung mit dem Befestigen oder Verlassen von Siedlungen spricht für eine massive Bedrohung, der die Menschen sich ausgesetzt sehen. Doch wie ist in diesem Zusammenhang die Tatsache zu werten, dass man bis heute keinerlei Spuren ausgedehnter kriegerischer Auseinandersetzungen gefunden hat?
Ist es möglich, dass große Bevölkerungsgruppen aufgrund irgendwelcher böser Vorzeichen oder von Gerüchten in kollektive Panik verfallen?
1898 schrieb H.G. Wells den Roman Krieg der Welten , der erste Roman, der den Angriff außerirdischer, technologisch weit überlegener Wesen auf die Erde zum Thema hat. Vierzig Jahre später nahm Orson Welles diesen Roman zur Vorlage für ein Hörspiel, welches in den USA am Halloweenabend landesweit ausgestrahlt wurde. Die Reaktionen: Menschen flohen in Panik schreiend, weinend und betend aus den Städten, in der festen Überzeugung, dass das Ende der menschlichen Zivilisation unmittelbar bevorstünde. Dieses, wie gesagt, nicht im Mittelalter, sondern 1938; nicht bei einem Naturvolk in Südamerika, sondern in den USA. Und vor allem: nicht als Gag für eine Sendung mit versteckter Kamera, sondern explizit als Hörspiel angekündigt.
Nun stellen wir uns eine relativ friedliche Gesellschaft vor, in deren Gebiet eines Tages kleine Gruppen exotisch aussehender Reiter auftauchten. Diese berichten gar beunruhigende Dinge: Sie sind Angehörige der Kimmerer, einem mächtigen Kriegervolk, das lange Zeit in den Steppen nördlich und östlich des Schwarzen Meers gelebt hatte, die riesiger waren als alles, was die Kelten sich selbst je vorstellen konnten. Von dort seien sie von einem noch mächtigeren Volk, den Skythen, geschlagen und vertrieben worden. Die Skythen, ein Volk, das für seine Grausamkeit bekannt ist, würden sich aber nicht mit dem neu erstrittenen Territorium begnügen, sondern wären nun ebenfalls auf dem Weg nach Westen.
Der Reiseschriftsteller Herodot gibt uns ein farbenfrohes Bild der Skythen – und spart dabei auch nicht mit unappetitlichen Einzelheiten:
»Was den Krieg angeht, so sind ihre Sitten die Folgenden. Der skythische Krieger trinkt das Blut des ersten Mannes, den er im Kampf besiegt. Wie viele er auch erschlägt, er schneidet allen den Kopf ab und trägt sie zu seinem König, was ihm seinen Teil an der Kriegsbeute verdient, während er alle Ansprüche verlieren würde, käme er ohne Kopf … Die Schädel ihrer Feinde, bei Weitem nicht alle, sondern nur die, die sie am meisten verabscheuen, behandeln sie folgendermaßen: Nachdem sie den Teil unterhalb der Augenbrauen abgesägt und das Innere gereinigt haben, überziehen sie die Außenseite mit Leder. Wenn ein Mann arm ist, bleibt es dabei, doch wenn er reich ist, dann kleidet er das Innere mit Gold aus: In beiden Fällen wird der Schädel als Trinkgefäß verwendet. Sie tun das auch mit ihrer eigenen Verwandtschaft, wenn sie mit dieser eine Fehde ausgetragen und sie in Gegenwart des Königs besiegt haben. Wenn Fremde kommen, denen sie Hochachtung entgegenbringen, dann werden diese Schädel herumgereicht, und der Gastgeber erzählt, dass das seine Verwandten wären, die gegen ihm im Krieg gelegen hätten, und wie er sie besiegt habe. Das alles wird als Beweis der Tapferkeit angesehen.«
Nun sind die, die die Kunde von den herannahenden Skythen verbreiten und damit den »Krieg der Welten anno 750 v. Chr.« kreieren, nicht irgendwelche Händler, die sich interessant machen wollen. Es sind, wie gesagt, Angehörige eben jener Kimmerer, die von den Skythen vertrieben worden sind.
Der andere Grund, der für die tief greifenden Veränderungen bei den Stämmen im nordalpinen Europa genannt wird, ist der bereits erwähnte Klimasturz. Es regnet mehr, wird düsterer, kälter. Die Menschen in der späten Bronzezeit leben in einer tiefreligiösen Gesellschaft, unterhalten Priester, um mit den Göttern kommunizieren zu können. Für sie sind
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