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Herrscher der Eisenzeit

Herrscher der Eisenzeit

Titel: Herrscher der Eisenzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Hauptmann
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Fuß überall angelegt wurden, hinab und machte sie, um ein Herausreißen zu verhindern, an der Sohle der Gräben fest. Mit den Ästen und Zweigen, die man darangelassen hatte, ragten sie über die Grabenränder hervor. Es wurden fünf Reihen solcher Stämme hintereinander angelegt und miteinander verbunden und verschlungen; wer in sie geriet, spießte sich an den äußeren spitzen Pfählen auf. Diese Stämme nannten die Soldaten ›Leichensteine‹. Vor ihnen hob man trichterförmige Gruben von 3 Fuß Tiefe aus, die schräge Reihen in Kreuzstellung bildeten. In sie setzte man glatte Rundhölzer von Schenkeldicke ein; sie waren oben zugespitzt und im Feuer gehärtet und standen nur vier Finger über den Grubenrand heraus. Um ihnen einen recht festen Halt zu geben, stampfte man in jeder Grube die Erde nur 1 Fuß hoch fest, den übrigen Teil aber überdeckte man, um die Falle zu verbergen, mit Weidenruten und sonstigem Strauchwerk … Weil sie den Lilien so ähnlich waren, nannte man sie auch so. Vor ihnen grub man dann noch überall 1 Fuß lange Holzpflöcke mit eisernen Haken ganz in die Erde ein; man verteilte sie überall mit mäßigen Zwischenräumen und nannte sie ›Ochsenstachel‹ (Caesar, De bello Gallico 7. Buch, 73. Kapitel).
    Dann wartet Caesar.
    Er muss nicht lange warten. Nach kurzer Zeit werden in Alesia, das auf die Krieger des Vercingetorix nicht vorbereitet war, die auf maximal 30 Tage angelegten Vorräte knapp.
    Der Krisenrat tagt. Die Vorschläge reichen von Kapitulation bis hin zum Essen der Kranken und Schwachen. Die Maßnahme, die letztlich beschlossen wird, ist nicht minder drastisch: Vercingetorix verweist die Familien seiner Gastgeber, der Mandubii, ihrer eigenen Stadt, um sie von nicht kampffähigen Essern zu befreien und verbietet unter Androhung des Todes, die Tore wieder zu öffnen.
    Hofft er dabei insgeheim auf die römische Tugend der clementia , der Milde?
    In diesem Fall hofft er vergebens. Die der Festung Verwiesenen betteln um Brot und schließlich sogar darum, von den Römern als Sklaven aufgenommen zu werden. Es würde zumindest Nahrung für die Kinder bedeuten. Caesar verweigert den gallischen Flüchtlingen jedoch die Durchquerung des Belagerungsrings. Das hat nichts mit Grausamkeit zu tun. Die Versorgung seiner eigenen Truppen ist unsicher, wie kann er Sklaven aufnehmen, die zu ernähren er verpflichtet wäre, ohne seine eigenen hungernden Legionäre gegen sich aufzubringen? Doch Vercingetorix hat ebenfalls keine Wahl. Die Tore von Alesia bleiben geschlossen. Viele verhungern elendig vor den Augen ihrer eigenen Männer, Väter und Brüder.
    Was aus der Sicht des Beobachters barbarisch und grausam erscheint, schmälert Vercingetorix’ Ansehen bei der eigenen Bevölkerung jedoch in keinster Weise. Im Gegenteil, zu Caesars Entsetzen bewirkt der verzweifelte Widerstand der Besatzung von Alesia, dass offenbar in ganz Gallien etwas erwacht, das es bis dato noch nie gegeben hat: eine Art Nationalbewusstsein. Auf einmal sind es nicht mehr Arverner, Aedui, Bituriger, Senonen etc. in wechselnden Allianzen mit Rom oder anderen gallischen Stämmen. Das gesamte gallische Geflecht von Stammesgruppen, Klienten- und Freundschaften sowie anderen Abhängigkeiten löst sich plötzlich auf. Roms Strategie divide et impera – »Teile und herrsche« wird von einem Tag aufden anderen ad absurdum geführt. Jetzt, im Spätsommer des Jahres 52 v. Chr. heißt es plötzlich nur noch: Gallier gegen Römer.
    Aber das neue Nationalbewusstsein hat Grenzen. Die Stämme schicken nicht ihre gesamte Kampfstärke, sondern behalten genug Krieger bei sich, um den Schutz der eigenen Territorien zu gewährleisten.
    Die Zahl derer, die jetzt nach Alesia ziehen, ist dennoch beachtlich. Zwar kann man die in der Geschichtsschreibung erwähnten 380

000 Krieger durchaus als Propaganda betrachten, die Caesars Leistung erhöhen soll, aber auch die vermutlich 50

000 real entsandten Kämpfer stellen eine ernst zu nehmende Bedrohung für die römischen Belagerer dar. Das Ende ist nahe.
    Doch was konkret hat Caesar zu verlieren? Wenn er jetzt abzieht, ist seine gesamte Unternehmung der letzten vier Jahre gescheitert. Er müsste als geschlagener und bankrotter Feldherr nach Rom zurückkehren, seine mühsam gegen Pompeius aufgebaute Machtposition wäre dahin, seine Feinde hätten freie Hand gegen seine Familie. Schlimmer noch: Mit einem derart erstarkten Gegner als Nachbarn wäre auch die bereits befriedete Provinz Gallia

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