zu sein, der die Mauern um sich herum einreißt. Aber ich bin einfach froh, dass es mit uns weitergeht. Oder jetzt erst richtig beginnen kann.
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So 06. Februar 9:38
Betreff: AW : Überglücklich
Von:
[email protected] An:
[email protected] Guten Morgen, mein Lieber!
Darf ich dich einladen – zu einem Glas Chianti beim Chatten heute Abend um 20 Uhr?
Küsschen
S.
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So 06. Februar 10:01
Betreff: Morgenstund hat Mail im Mund
Von:
[email protected] An:
[email protected] Liebe Sara,
es hat sich bereits bewährt, dass ich seit gut einem halben Jahr öfter als nur ein- oder zweimal am Tag ins Internet schaue. Ansonsten hätte ich Deine charmante Mail vielleicht verpasst. Ich nehme die Einladung gerne an. Bis heute Abend – ich freu mich.
Küsschen zurück.
Dein Robert
19:58 Teetrinker71:
Hallo Sara. Ich sehe das grüne Lämpchen leuchten.
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20:01 Tweety76:
Hallo Berti! Oder soll ich dich jetzt Robert nennen?
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20:02 Teetrinker71:
Mir wäre Robert lieber. Danke übrigens für die Einladung. Ich habe uns noch schnell eine Flasche Chianti beim Italiener um die Ecke besorgt.
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20:04 Tweety76:
Gern. Nur «Robert» fühlt sich noch etwas fremd an.
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20:04 Teetrinker71:
Dann bleibe ich weiter Berti für Dich.
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20:04 Tweety76:
Nein, schon gut. Schließlich will ich dich ja in der authentischen Version …
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20:06 Teetrinker71:
Darauf sollten wir trinken. Der Wein «atmet» seit einer Stunde (Befehl von dem Italiener) und wartet auf den ersten Schluck. Bist Du bereit?
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20:06 Tweety76:
Worauf stoßen wir an?
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20:08 Teetrinker71:
Auf die Zukunft. Und wenn es nicht zu unverschämt ist, würde ich sogar sagen: auf unsere Zukunft.
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20:09 Tweety76:
Na dann: Prost! Das Bouquet ist jedenfalls vielversprechend.
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20:13 Teetrinker71:
Skål! Jetzt, wo ich Dir quasi reinen Wein eingeschenkt habe (meinen Chianti habe ich so schnell hinuntergekippt, dass er an meiner Zunge nur kurz haltgemacht hat), möchte ich Dir noch mal sagen, wie froh ich bin, dass Du wieder bei mir bist (zumindest virtuell). Danke.
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20:17 Tweety76:
Bitte!
Aber ich gebe zu, ich war wirklich sehr … mhm … naja, sehr schockiert, als ich dich in München sah. Um nicht zu sagen enttäuscht. Selbst George Clooney hätte am Flughafen vor mir stehen und sich als Fremd-Mailer entlarven können. Ich wäre trotzdem enttäuscht gewesen.
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20:18 Teetrinker71:
Das glaube ich Dir gerne. Ich ahnte immer, dass Du geschockt sein würdest. Aber irgendwas in mir hat gleichzeitig immer gehofft, dass Du es nicht sein würdest. Eigenartig, oder?
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20:20 Tweety76:
Verrätst du mir, was du nach dem GAU am Flughafen gemacht hast?
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20:21 Teetrinker71:
Nach meinen Anrufen und den SMS habe ich erstmal weiter am Flughafen gesessen und auf Dich gewartet. Ich dachte, vielleicht überlegst Du es Dir doch noch anders, und dann wollte ich da sein. Dabei hat es die ganze Zeit in meinem Kopf gerattert, aber ohne dass ich zu einem Ergebnis gekommen wäre. Im Grunde war ich total leer und traurig. Ich habe sogar kurz überlegt, Deine Schwester anzurufen und ihr alles zu beichten. Aber etwas hat mich davon abgehalten, und ich denke, letztlich war es gut so.
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20:22 Tweety76:
Das war es. Obwohl sie dich wahrscheinlich verstanden hätte.
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20:23 Teetrinker71:
Hätte sie?
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20:28 Tweety76:
Nina war es immerhin auch, die mich zum Sprechen gebracht hat. Sie hat sich mal wieder richtig reingehängt. Typisch! Ich hab irgendwann losgesprudelt und ihr einfach alles von uns erzählt – von Anfang bis Ende. Sie sagte mir dann auf den Kopf zu, dass ich auch nicht perfekt sei und dass ich meine Fehler von früher nicht wiederholen solle. Ich also nicht mauern darf, sondern mich öffnen muss. Meine Gefühle offen ausleben bzw. ansprechen soll, statt sie runterzuschlucken. Eben all das, was ich meinen Patienten jeden Tag sage …
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20:35 Teetrinker71:
Moment, ich komme durcheinander. Wie kommt Deine Schwester dazu zu sagen, Du solltest nicht mauern? Schließlich warst Du ja offen. ICH war doch derjenige, der Geheimnisse in unsere Beziehung getragen hat.
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20:38 Tweety76:
Na ja, wahrscheinlich hätte ich dein … Wie soll ich sagen? Dein Fehlverhalten als willkommene Ausrede genutzt, um mich doch nicht auf jemanden einzulassen. Als Ausrede vor mir selbst. Das habe ich immer so gemacht, selbst bei Johann. Aber dadurch habe ich