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1017 - Die Sonne Satans

1017 - Die Sonne Satans

Titel: 1017 - Die Sonne Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Jemand tobte hinter den Mauern. Er mußte dem Wahnsinn verfallen sein, aber warum hatte er sich ausgerechnet eine Kirche ausgesucht?
    Das sollten wir herausfinden, und wir sollten diesen Schreier und Wahnsinnigen stellen.
    Wären die Laute nicht gewesen, hätte man von einer ländlichen Idylle sprechen können. Die recht kleine Kirche, die Umgebung aus wenigen Dörfern und Straßen. Dafür zahlreiche Felder und auch Niederwald, der ein kleines Paradies für Vögel bildete.
    Die Außenfassade der Kirche war grau. Innerhalb des Mauerwerks sahen wir einige Fenster, die allerdings recht klein waren, an den oberen Enden im spitzen Bogen zuliefen und so hoch lagen, daß wir nicht hindurchschauen konnten.
    Das Schreien blieb. Allerdings nicht mehr so laut. Es hatte sich verändert, glich jetzt mehr einem Jaulen, so daß dieses Geräusch bei mir bestimmte Vorstellungen aufbaute. Ich wäre nicht verwundert gewesen, wenn ein Tier durch die Kirche gekrochen wäre. Verletzt, waidwund geschossen.
    Ein Tier sollte es nicht sein. Hier schrie ein Mensch, wie man uns deutlich genug erklärt hatte, aber es gab keinen, der sich an diesen Menschen herantraute, auch der Pfarrer nicht, denn er war entschuldigt. Er lag im Krankenhaus, wo er sich einer Magenoperation unterziehen mußte. Helfen oder informieren konnte uns nur der Küster, ein Mann, der Lincoln hieß.
    Bisher hatten wir ihn nicht zu Gesicht bekommen. Dafür nahm das Schreien kein Ende, und ich glaubte auch, so etwas wie Haß daraus hervorgehört zu haben.
    Ja, der blanke Haß auf alles, was das Leben lebenswert machte und von der anderen Seite zerstört werden sollte.
    »So schreit nur der Teufel persönlich!« hatte uns der Küster am Telefon übermittelt. »Kommen Sie so schnell wie möglich.«
    Wir hatten ihm den Gefallen getan. Jetzt waren wir da, aber wir sahen ihn nicht.
    Zwar hatte sich der Tag noch nicht verabschiedet, doch der frühsommerliche Himmel hatte durch die aufgezogenen Wolkengebilde seine Unschuld verloren. Es war auch windiger geworden. Die in der Nähe wachsenden Birken wurden durch die Böen geschüttelt, als wollten sie schon jetzt ihre frischen Blätter verlieren.
    »Jetzt lacht er«, sagte Suko. Über das Roverdach hinweg schaute er mich an.
    »Meinst du?«
    »Hör doch hin!«
    Als Gelächter konnte ich das Geräusch nicht bezeichnen. Die Laute klangen abgehackt, hörten sich eher an wie ein trockenes Husten, das in irgendwelche Nischen hineinhallte.
    Suko winkte mir zu. »Komm mit, John, wir schauen uns den Typen mal aus der Nähe an.«
    Am Eingang waren wir vorbeigefahren. Wir mußten das Stück Weg wieder zurückgehen und hörten dabei aus der Kirche ein schrilles Schreien, sehr hoch, dissonant, als sollten durch diese Töne die Scheiben der Fenster gesprengt werden.
    Aber sie blieben ganz, ebenso wie die Mauern und auch die Holztür an der Vorderseite.
    Als ich sie öffnen wollte, zog mich Suko zurück. Ich mußte mich drehen, um die Gestalt sehen zu können, die auf einem alten Rad hockte und auf die Kirche zufuhr. Da das Gelände etwas anstieg, hatte der Mann so seine Schwierigkeiten. Zudem ächzte und stöhnte das Metall des alten Drahtesels an allen möglichen Stellen. Es war schon ein Wunder, daß er noch hielt und nicht zusammengebrochen war.
    »Das muß Lincoln sein«, sagte Suko.
    Er war es auch. Die letzten Meter schaffte er schneller, dann bremste er dicht vor uns, schwang sich aus dem Sattel und lehnte das Rad gegen die Kirchenmauer.
    Er mußte erst nach Luft schnappen und flüsterte dann: »Sie… Sie … sind ja schon da.«
    »Pünktlich«, erwiderte Suko.
    Der Mann wischte mit beiden Händen von oben nach unten durch sein Gesicht, um sich den Schweiß abzuputzen. »Ja, ich weiß«, sagte er, noch immer nach Luft ringend. »Aber ich wurde aufgehalten. Man rief vom Krankenhaus an. Unser Pfarrer wurde von der Intensivstation entlassen. Es scheint ihm besser zu gehen, da sind unsere Gebete wohl erhört worden. Man kann ja auch nicht immer nur Pech im Leben haben.« Er kam noch näher auf uns zu und streckte uns die rechte Hand entgegen. »Ich heiße Lincoln und bin hier der Küster.«
    »Das haben wir uns gedacht«, sagte ich.
    Lincolns Hand war dick und feucht. Er gehörte nicht eben zu den schlanksten Menschen. Ein runder Leib, kurze Arme und kurze Beine. Er trug dunkle Kleidung, und auch seine Haare waren dunkel.
    Der Wind hatte sie durcheinandergewirbelt und den Scheitel verdeckt. Ich schätzte ihn auf gut vierzig Jahre. Unter seinen

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