Herz im Spiel

einstigen Mündel sei von den Nachbarn gestiftet worden. Marianne und Peter hatten nicht das Herz, ihnen zu verraten, dass eigentlich der verblichene und überaus abscheuliche Mr Carstairs sie zusammengeführt hatte.
    Endlich verabschiedeten sich die Freunde und Nachbarn, und Mr und Mrs Desmond blieben erleichtert allein in dem Haus zurück, das für sie beide wie ein sicherer Hafen war. An der Eingangstür, wo sie der wie immer tief gerührten Mrs Jacobs und ihrem nachsichtigen Ehemann zum Abschied zugewinkt hatten, nahm Peter Marianne bei der Hand.
    Im Haus machten sich, nachdem das Fest zu Ende war, Mrs River und die Dienstboten geräuschvoll ans Aufräumen, aber Peter führte seine Frau in die Ruhe und Abgeschiedenheit der dunklen Bibliothek.
    Mrs River hatte angeordnet, dort ein kleines Feuer brennen zu lassen, als hätte sie geahnt, dass der Herr und die neue Hausherrin noch eine letzte geschäftliche Angelegenheit zu regeln hatten, bevor sie beide endgültig in diese Ehe traten.
    „Was für eine nette Gesellschaft Mrs River arrangiert hat“, sagte Marianne.
    „Großartig“, pflichtete Desmond ihr bei.
    Neckisch wich Marianne zurück, bis sie vor dem Kamin stand, und dort trieb Desmond sie in die Enge. Er zog sie in die Arme und begann, an ihrem Ohr zu knabbern. Sie wandte den Kopf und blickte nach unten.
    „Oh!“, rief sie leise aus.
    „Was ist?“, fragte er nur halbherzig, denn im Moment glitten seine Lippen über den Puls an ihrem Hals.
    „Unser Kartenspiel“, erklärte sie.
    Er trat einen Schritt zurück und sah es sich ebenfalls an. Jemand hatte den Tisch neben den Kamin gerückt, wo er fast verborgen wurde von dem breiten Polstersessel, der so platziert war, dass er die Wärme des Feuers einfing. Die Karten lagen genauso wie vor vielen Tagen, als Carstairs’ Brief mit seiner Drohung gegen den jungen Brewster Desmond so plötzlich fortgerufen hatte.
    Peter streckte die Hand aus, um Mariannes letzte Karte umzudrehen, aber wieder legte sie die Fingerspitzen darauf, um ihm Einhalt zu gebieten.
    „Lass mich sehen“, protestierte er.
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Du sagtest, du würdest sie mir nach meiner Rückkehr zeigen“, erinnerte er sie.
    Von Neuem schüttelte Marianne den Kopf.
    „Gut, dann verrate mir wenigstens, ob du gewonnen oder verloren hast.“
    Sie legte die Hand um seinen Hinterkopf und zog ihn an sich. „Es scheint, dass ich beides getan habe“, erwiderte sie, und im nächsten Moment senkten sich ihre Lippen auf seinen Mund.
    Erregt durch ihren Körper, ihren Mut, die unendliche Faszination, die sie auf ihn ausübte, zog Peter sie in die Arme.
    Marianne erwiderte seine leidenschaftlichen Liebkosungen, aber zugleich wischte sie mit der freien Hand die Karten vom Tisch und warf sie ins Feuer.

    – ENDE –

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