0775 - Lady Luzifer
Auf wen? Auf einen Mann? Sie lachte, als sie daran dachte. Wer wußte schon, ob er ein Mann war.
Sie lachte auch deshalb, weil sie sich kaum noch daran erinnern konnte, wann sie es zuletzt mit einem Kunden getrieben hatte. Das lag alles so weit zurück. Heute arbeiteten die Mädchen für sie, und sie kassierte nur.
Der Club war in. Er lief gut. Besucher von Messen und Kongressen hatten die Adresse an Freunde weitergegeben, und so konnten sich die Taft und ihre Mädchen über Kundenmangel nicht beklagen.
Ihr gehörte der Club, doch er war mit seinem Geld finanziert worden. All diese Talmi-Pracht, der Marmor, das unechte Gold, das wie echt aussah, und all die anderen Kleinigkeiten, die den Kunden den Luxus vorgaukelten.
Luxuriös waren einzig und allein die Preise. Sowohl die für die Mädchen als auch die für die Getränke. Die Gäste gehörten nicht zu den ärmsten Menschen. Manchmal zahlten auch die Firmen.
Schließlich mußten gute Geschäftsabschlüsse entsprechend gefeiert werden.
Die Taft fragte sich, was der Besucher von ihr wollte. Er hatte von ihr verlangt, den Club zu schließen, und zwar für die Dauer von einer Woche. Darauf hatte sie sich nicht eingelassen und den Mädchen nur einen Tag freigegeben. Der Umsatzverlust wäre erstens zu groß gewesen, und zweitens hätte sie Stammgäste erschreckt, die womöglich an ein polizeiliches Schließen gedacht hatten. Nein, nein, ein Tag mußte reichen.
Sauna war nicht der richtige Ausdruck für die Räume, aber die Begriffe Sauna und Club hatten sich nun mal so eingebürgert, und daran konnte die Taft nichts ändern.
Sie wartete in der Bar, in Sichtweite eines Pools. Da sie an der Theke auf den schwarzen Hockern mit dem roten Lederbezug saß, konnte sie auch den Pool überblicken, der sich direkt an die Bar anschloß. Man vergnügte sich im warmen Wasser, man ging auch oft gemeinsam in den Whirlpool, um sich anschließend in gewisse Räume zurückzuziehen, die Deborah als historische Spielwiesen bezeichnete. Jeder Raum war anders eingerichtet. Das fing bei den alten Römern an und hörte bei der Nummer im UFO auf. So jedenfalls war das Bett konstruiert worden.
Er kam noch immer nicht.
Sie ärgerte sich darüber. Und sie ärgerte sich, daß sie nackt war. Zwar trug sie die hochhackigen, schwarzen Lackschuhe, ansonsten war ihr Körper frei, und sie sah sich selbst in den zahlreichen Spiegeln an den Wänden. Das sollte sich ändern. Sie griff nach dem Mantel aus chinesischer Seide und hängte ihn sich über. Lässig verknotete sie den Gürtel. Dann trat sie hinter die Bar und lauschte dem Summen der Kühlung. Das brachte sie auf die Idee, einen Schluck Champagner zu trinken. Sie schaute zu, wie das edle Gesöff in das hochstielige Glas perlte, nahm den ersten Schluck, den zweiten und zündete sich dann eine Zigarette an.
Er hatte ihr keine Uhrzeit genannt, und das ärgerte sie. Irgendwann am Nachmittag wollte er erscheinen, und sie hatte sich eben bereitzuhalten.
Deborah war wütend. Allerdings würde sie ihm das nicht zeigen, wenn er kam. Auf keinen Fall durfte sie das tun, denn schließlich hatte sie ihm viel zu verdanken.
Sie trank wieder. Mit dem halbleeren Glas in der Hand durchwanderte sie die Bar und lauschte dem Echo ihrer Schritte. Die hohen Absätze berührten die Fliesen mit lauten Geräuschen, und sie blieb dort stehen, wo die Glaswand den Bereich zwischen Bar und Pool abtrennte.
Die Frau schaute auf das Wasser. Der Pool wurde von innen beleuchtet und gab der Füllung zusammen mit den Fliesen einen türkisfarbenen Schein. Auf der Oberfläche bewegten sich leichte Wellen. Sie schaukelten dort, und Deborah dachte an die zahlreichen Feste, die dieser Pool schon erlebt hatte. Das war ein Irrsinn gewesen. Wer hier war und ein derartiges Fest miterlebt hatte, der vergaß es nicht, der war süchtig nach einer Wiederholung, was er immer haben konnte, denn Deborah sorgte stets dafür, daß ihre Mädchen gut darauf waren. Es gab da so einige Mittelchen, die man nehmen mußte, sonst stand man diesen Job nicht durch.
Zum erstenmal fühlte sie sich allein. Deborah schaute auf den Pool, und ihr war plötzlich klar, wie einsam sie wirklich war. Kein Trubel, keine Stimmen, kein Lachen, keine Korken, die aus den Champagner-Flaschen schossen, nur diese bedrückende Stille und eben das Warten auf ihn.
Sie zweifelte nicht daran, daß er kommen würde. Irgendwann stand er plötzlich da. Er hatte ja Macht, er war derjenige, der…
Ihre Gedanken irrten ab. Sie
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