Hetzer & Kruse 01 - SchattenHaut
deiner DNA muss ich dich allerdings enttäuschen. Sie könnte von jedem in der Produktionskette oder aus dem Verkauf stammen. Es ist nicht gesagt, dass sie vom Täter ist. Habt ihr sie isoliert und gespeichert?“
„Ja, haben wir. Nur nützt das ja leider nichts, weil du an Benno keine DNA zum Vergleichen gefunden hast. So ein Mist.“
„Stimmt, das ist schade. Aber das wäre auch zu einfach. Wenn ich der Mörder wäre, und ich sage mal, ich wäre vielleicht auch ein intelligenter Mörder, dann würde ich natürlich zusehen, dass ich keine Spuren hinterlasse. Wenn ich also überlege, dass der Täter bisher außerordentlich vorsichtig agiert hat und dass er – falls es derselbe ist – beim Kastrieren sehr schnell dazugelernt hat, muss man davon ausgehen, dass er uns mental nicht unterlegen ist. Darüber hinaus muss er Benno entweder in Narkose gelegt oder hypnotisiert haben. Alkohol oder Tabletten wären noch eine Möglichkeit oder ein K.-o.-Schlag, um eine Operation überhaupt durchführen zu können. Da hätte ich aber bei der Obduktion Spuren der Medikamente oder der Verletzungen gefunden. Auf jeden Fall es ist ganz klar ersichtlich, dass Benno die OP überlebt hat und dass die Wunden verheilt sind. Wenigstens bis er starb…“
„Ich denke, da hast du recht, Mica. Wir haben es hier mit einem äußerst intelligenten Täter zu tun. Und das wird uns noch zu schaffen machen.“
„Na gut, Jungs, dann werde ich mal die Chefetage anrufen und Frau Dr. Klugscheißer informieren.“ Mica kicherte. „Mensching natürlich auch. Bis später dann.“
Übers Wasser wandern
Wolf Hetzer hatte nach der Pressekonferenz ein komisches Gefühl. Sie hatten nur wenige Fakten weitergegeben. Gerade so viel, wie gesagt werden musste. Die Ermittlungen durften nicht gefährdet werden.
Während er Mensching zugehört hatte, war dieses Gefühl immer stärker geworden. Er fühlte sich, als ob ihm der Täter über die Schulter schaute und sich amüsierte. Es war, als spüre er dessen Existenz. Etwas war in seinem Bewusstsein, doch er konnte es nicht greifen. Ein Wissen, das sich nicht abrufen ließ wie bei einem Trauma oder einer Amnesie. Vielleicht auch etwas, das er selbst ausblendete?
Er wusste es nicht.
Und da war noch etwas. Man konnte es nicht direkt Angst nennen, aber er fühlte sich auf eine subtile Art bedroht. Ein Unbekannter war in sein Leben eingedrungen. Der Feind blieb im Schatten. War schlecht einzuschätzen, aber nicht zu unterschätzen. Die Ermittlungen hatten gezeigt, dass er es sehr wohl verstand, sich unangreifbar zu machen.
Eine Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.
„Herr Hetzer, hätten Sie wohl die Güte, mich zu informieren, wie Sie und Ihr Kollege Kruse nun weiter vorgehen wollen? Sie haben nichts, aber auch gar nichts in der Hand.“
Hetzer sparte sich die passende Erwiderung.
„Kruse und ich werden jetzt nach Hameln fahren und die Haushälterin des Pfarrers wegen seiner sexuellen Vorlieben befragen. Anschließend bitten wir Pfarrer Martin noch um ein paar Informationen. Vielleicht hat es Gerüchte über Missbrauchsfälle gegeben oder ähnliches.“
„Wie Sie an diesem ersten Mord kleben, Hetzer. Ich verstehe das nicht. Aber meinetwegen, jetzt, wo die Vermutung naheliegt, dass es eine Verbindung zwischen Kuhlmann und Fraas geben könnte, fragen Sie von mir aus zunächst dort nach.“
„Geben könnte ist gut“, murmelte Kruse.
„Wie sagten Sie? Ich habe Sie nicht verstanden.“
„Ich sagte, dass es mehr als eine Vermutung ist, wenn beiden – zwar auf unterschiedliche Art, aber das ist doch sekundär – die kompletten Genitalien und der Adamsapfel entfernt worden sind.“
„Meinen Sie! Es könnte immerhin auch Zufall sein oder ein Nachahmungstäter, falls etwas durchgesickert ist. Es gibt auch eindeutige Unterschiede zwischen beiden Opfern.“
Hetzer hatte keine Lust auf diese Diskussionen. Sie brachten nichts.
„Na komm, Peter, lass uns losfahren. Wenn wir noch alles erledigen wollen, was wir uns vorgenommen haben, kostet das Zeit. Entschuldigen Sie uns bitte, Herr Mensching.“
Als die beiden draußen waren, atmeten sie auf.
„Puh, immer dasselbe Theater: Kuhlmann, Kuhlmann, Kuhlmann…“
„Glaub mir, Peter, der kriegt Druck von oben. Der kann gar nicht anders. Ich bin froh, dass wenigstens die Kukla schon weg war. Die nervt mich viel mehr.“
„Da hast du natürlich recht!“, lachte Peter.
„Diese olle Zimtzicke.“
Es war schon kurz vor drei, als sie das Ortsschild von
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