Hexen: Vier historische Romane (German Edition)
ihnen?“
„Das weniger, aber ihretwegen kann ich jetzt womöglich nicht . . , ach, darüber reden wir ein andermal. Tora, sie nisten sich drüben in Pater Karolus’ Wohnhaus ein, wollen mehrere Wochen bei uns verbringen.“
„Au!“ Ob dieser Nachricht überzog mich eine Gänsehaut. Ich überdachte rasch die Situation und erkannte: „Sie dürfen mich nicht zu Gesicht bekommen, Schwester Angelika. Die ehrwürdige Mutter hat mich ihnen das letzte Mal nicht vorgestellt, also würden sie misstrauisch werden.“
„Das würden sie, ja. Am besten, du hältst dich solange in deiner Stube auf, denn das Dormitorium dürfen sie nicht betreten, und deine Mahlzeiten werde dann heimlich ich dir bringen.“
Daran musste ich hart schlucken - wieder wochenlang alleine in meiner Stube, wie nach meiner Krankheit und der anschließenden Gesichtsoperation. Doch ich gab meinem Unmut keine Chance, sich groß in mir auszubreiten, vielmehr machte ich Angelika auf eine weitere Notwendigkeit aufmerksam: „Es müssen alle Schwestern und Domestiken instruiert werden, mich bei den Mönchen nicht zu erwähnen, den Mönchen muss meine Existenz verschlossen bleiben.“
„Richtig. Ich trage das der ehrwürdigen Mutter vor.“
D amit sich die Klosterbewohner bei den Mönchen nicht verplapperten, ließ die Äbtissin durch Angelika und Gerlinde unter ihnen verbreiten, ich verbringe meine Winterferien im Haus einer Mitschülerin.
In Wahrheit verbrachte ich die langen Tage und Nächte wieder einsam in meiner Stube. Wenigstens war sie angenehm warm, der einzige ausreichend beheizte Raum in diesem nun wirklich nicht armen Kloster, womit ich mich zu trösten versuchte. Derweil versorgten mich die Äbtissin und Angelika nicht nur heimlich mit Speisen und Heizmaterial, sondern auch mit Nachrichten über den Stand der für alle aufregenden Geschehen im Kloster.
So erfuhr ich nach einigen Tagen, dass die Mönche ihre Strategie geändert hatten, sie versuchten jetzt, sich bei den Nonnen einzuschmeicheln. Teils als vorbildliche Gottesmänner, indem sie den Schwestern zu Weihnachten in der Kapelle ein Hochamt boten, und zum anderen umschmeichelten sie sie mit allerlei persönlichen Komplimenten. Dieses Vorgehen erkannte die Äbtissin als besonders gefährlich, weshalb sie den Schwestern nun die heimtückische Absicht der Kapuziner aufdeckte.
„L angweilig hier, wie?“, erkundigte sich Angelika mitfühlend, als sie mir am Tag der Drei Heiligen Könige mein Abendbrot servierte. „Möchtest du nicht auch mal mit einer anderen Nonne ein Wort wechseln? Jetzt, wo die Schwestern wissen, was diese scheinheiligen Kapuziner im Schilde führen, würden sie bei ihnen garantiert ihren Mund über dein Hiersein halten.“
„Lieb gemeint, Schwester Angelika, aber trotzdem zu riskant. Außerdem würde das die ehrwürdige Mutter wohl kaum gestatten.“
„Ja, mhm“, gab sie zu, „war keine gute Idee. Obschon, Schwester Magda würde ein Besuch bei dir wahrscheinlich wieder ins Leben zurückrufen. Du solltest sie sehen, Tora, völlig abwesend lässt sie unentwegt ihren Rosenkranz durch die Finger gleiten, wo immer man sie antrifft. Und jetzt erschrick nicht, Schwester Mathilde hat sie heute in aller Frühe sogar betend und tränend vor deiner Stubentür entdeckt.“
„Himmel steh mir bei!“, entfuhr es mir darauf. Aber nicht der Himmel stand mir bei, sondern Angelika, sie beruhigte mich:
„Keine Angst, das wird sich nicht wiederholen, denn Schwester Mathilde hat die ehrwürdige Mutter darüber informiert, und die hat Schwester Magda angedroht, wenn ihr noch einmal Ohren kommt, dass sie, Magda, kniend vor deiner Stube lamentiert, wird sie ihr eine Busse auferlegen.“
„Das zieht bei Schwester Magda.“
„Hat es bereits“, berichtete mir Angelika mit zuckenden Mundwinkeln. „Denn heute hat sie fast den ganzen Nachmittag betend in der Kapelle zugebracht. Fragt sich nur, auf was ihr inbrünstiges Beten ausgerichtet ist, auf die Rettung unseres Klosters oder auf deine Rückkehr nach hier.“
Na, na, Schwester Angelika, da hatte sich aber eben unchristlicher Spott bei dir eingeschlichen!
W arum können unsere Nonnen nicht in Frieden ihren so vielen Kranken dienenden Aufgaben nachgehen, ging es mir durch den Kopf, nachdem mich Angelika wieder allein gelassen hatte. Erst diese Sakraldiebe und jetzt diese noch gefährlicheren Mönche. - Mönche, im Auftrag eines Bischofs! Das sollte ein unbedarfter Mensch wie ich begreifen. Ich konnte es lediglich zur Kenntnis
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