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Hexer-Edition 01: Die Spur des Hexers

Hexer-Edition 01: Die Spur des Hexers

Titel: Hexer-Edition 01: Die Spur des Hexers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Einschlägen zu explodieren schien, rollte herum und war mit einer katzenhaften Bewegung wieder auf den Füßen. Wieder peitschten Schüsse; eine ganze Salve diesmal. Einer der Fensterläden platzte wie unter einem gewaltigen Hammerschlag auseinander. Irgend etwas biss heiß und tief in seine Schulter, aber er spürte den Schmerz in diesem Moment kaum.
    Im Zickzack rannte er durch den Raum, warf sich mit weit vorgestreckten Armen nach der Leiter, die zum Heuboden hinaufführte, und bekam die unterste Stufe zu fassen. Das Brüllen und Johlen der Meute draußen wurde immer lauter; gleichzeitig nahm das Schießen ab. Offensichtlich glaubten sie, mit den ersten paar Salven den Widerstand der Verteidiger gebrochen zu haben und kamen nun näher heran. Ein wuchtiger Schlag traf die Tür. Einer der Männer riss sein Schrotgewehr an die Wange und schoss rasch hintereinander beide Läufe ab. Die Tür verschwand in einer Wolke explodierender Holzsplitter und Staub. Ein einzelner, gellender Schrei drang von draußen herein, dann antwortete eine ganze Salve krachender Gewehrschüsse.
    Quenton sah nicht mehr hin. So schnell er konnte, kletterte er die Leiter empor, zog sich mit einer letzten, verzweifelten Anstrengung auf den Heuboden hinauf und blieb eine Sekunde lang keuchend und mit geschlossenen Augen liegen, ehe er sich hochstemmte und auf Händen und Knien zu der Luke über dem Scheunentor kroch. Auch hier war einer der Männer postiert gewesen. Er war tot. Seine Hände umklammerten noch das Gewehr, mit dem er versucht hatte, sein Leben und das seiner Familie zu verteidigen.
    Quenton kämpfte den ohnmächtigen Zorn nieder, den der Anblick in ihm auslöste, schob den reglosen Körper zur Seite und näherte sich vorsichtig der Luke.
    Der Anblick traf ihn wie ein Schlag. Es war nicht einmal zehn Minuten her, dass er in die Scheune gekommen war. Aber er erkannte die Stadt nicht wieder.
    Sie brannte. Die Hälfte der noch nicht einmal zwei Dutzend Gebäude stand lichterloh in Flammen, und die Straße glich einem Tollhaus. Überall lagen Menschen, nicht nur seine Leute, sondern auch Fremde; die Angreifer mussten sich in ihrer Raserei gegenseitig niedergetrampelt haben, manche von ihnen schossen in ihrem Blutrausch auch einfach wahllos auf alles, was sich bewegte. Aber der Anblick erfüllte Quenton weder mit Zufriedenheit noch mit Triumph. Die aufgebrachte Menge dort unten bedeutete ihm nicht mehr als einer Horde wilder Tiere, und trotz allem gelang es ihm nicht einmal, sie zu hassen. Er fürchtete sie, ja, und er verachtete sie – aber hassen? Man hasste keine Tiere, selbst wenn sie einen töteten.
    Irgendwo unter ihm krachte ein Schuss. Die Kugel fuhr mit einem dumpfen Klatschen eine Handbreit neben Quentons Knie in das Holz und wirbelte Heu und trockenen Staub auf.
    Quenton zog sich hastig in den schwarzen Schlagschatten der Wand zurück, hob die Hand und machte eine rasche, kaum wahrnehmbare Bewegung.
    Unter ihm, im Herzen des aufgebrachten Mobs, der auf die Scheune zudrängte, ließ ein grauhaariger Mann sein Gewehr fallen, griff sich mit beiden Händen an die Kehle und versuchte vergeblich, zu atmen. Er taumelte, fiel auf die Knie und wurde von den Nachdrängenden zu Boden gerissen.
    Quenton atmete hörbar ein. Das Gebäude erzitterte unter dem unablässigen Krachen von Schüssen und den Hieben von Gewehrkolben und Äxten, aber er schob alles beiseite, drängte jeden bewussten Gedanken zurück, versuchte den Lärm und die Schüsse und das Sterben unter sich zu ignorieren und sich ganz auf seine Aufgabe zu konzentrieren.
    Er wusste sehr wohl, dass er das Unmögliche versuchte. Selbst zu viert hätten sie die aufgebrachte Meute kaum zurückhalten können – allein war es so, als wolle er mit bloßen Händen einen berstenden Staudamm halten. Aber er würde nicht kampflos sterben.
    Einer der Männer, die fünf Meter unter Quenton gegen das Tor hämmerten, erstarrte plötzlich, hob in einer langsamen, widerwilligen Bewegung das Messer, das er in der rechten Hand trug – und stieß es sich selbst in die Kehle. Er war tot, noch bevor sein Körper den Boden berührte.
    Aber hinter ihm drängten Dutzende anderer heran.
    Quenton fluchte, stand vorsichtig hinter seiner Deckung auf und trat dicht an den Rand der Luke heran. Langsam hob er die Arme, streckte sie waagerecht vor sich aus und spreizte die Finger, eine Geste, als würde er eine unsichtbare Last von sich schieben. »Ihr wollt Blut?«, flüsterte er. Seine Gesicht war zu

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