Hilf mir, liebes Hausgespenst!
sie besorgt zum Himmel hinauf. Er war zwar bedeckt, es sah aber dennoch nicht nach Regen aus.
Kaum daß sie die Stalltür öffnete, stürmte Kaspar ihr begeistert entgegen und sprang immer wieder an ihr hoch.
Bodo begrüßte sie mit einem fröhlichen Wiehern. Und wie sie ihn so stehen sah, mit seinem braunen, glänzenden Fell, unter dem die Muskeln spielten, schlug ihr das Herz höher.
„Guten Morgen, Bodo!“ rief sie. „Gut geschlafen?“
Natürlich bekam sie keine Antwort. Sie nahm den Eimer vom Haken, füllte ihn mit Wasser und gab ihm zu trinken. Danach führte sie ihn auf die Weide, machte das Tor sorgfältig hinter ihm zu und hätte ihm am liebsten stundenlang zugesehen, aber sie mußte ja den Stall saubermachen.
Das war, da er jetzt leer stand, höchst einfach. Mit der Mistgabel entfernte sie das nasse Stroh und die Kotballen, lud alles auf eine Karre, die sie zu dem Platz neben der Jauchegrube fuhr, den ihr Vater für den Misthaufen bestimmt hatte. Dann säuberte sie die Jaucherinne mit einem Eimer Wasser, band einen Ballen Roggenstroh auf und verteilte einen Teil davon in Bodos Box.
Damit war die Arbeit schon erledigt. Herr Schmücker hatte ihr gesagt, daß Weidepferde nicht geputzt zu werden brauchen. Bodo rupfte vergnügt an den frischen Gräsern, und Monika eilte ins Haus, um sich zu waschen und für die Schule anzuziehen. Kaspar folgte ihr und lief in die Küche, wo Frau Schmidt den Futternapf schon für ihn gefüllt hatte.
Auf dem Heimweg blieb heute nicht viel Zeit mit Ingrid zu plaudern, denn Monika hatte es so eilig nach Hause zu kommen, daß sie fast lief.
„Wo brennt’s denn?“ fragte Ingrid, die kaum Schritt halten konnte.
„Ich will noch vor dem Mittagessen ausreiten, verstehst du? Bis die anderen kommen, bleibt mir eine knappe Stunde Zeit!“
„Darf ich dir zusehen?“
„Kannst du gar nicht! Ich will nicht nur im Kreis herum, sondern richtig ausreiten!“
„Aber vielleicht kann ich dir wenigstens beim Satteln helfen!“ Dieses Angebot wurde gnädig angenommen. Die Mädchen stellten ihre Schulmappen vor dem Haus am Teich ab und liefen in den Stall, um das Sattelzeug zu holen. Trense, Zügel und Gebiß hatte Herr Schmücker aus der Stadt mitgebracht, und seit dem letzten Weihnachtsfest besaßen Liane und Monika zusammen einen eigenen Sattel, ihr kostbarster Besitz, den sie ständig mit Sattelseife und Bürste hegten und pflegten.
Es war nicht zu erkennen, ob Bodo sich freute, als Monika und Ingrid zu ihm auf die Weide kamen, eher fühlte er sich wohl ein bißchen gestört.
„Nicht faul sein“, mahnte Monika, „ein bißchen muß man ja auch tun für sein Futter und die Pflege! Was glaubst du, was es für eine Arbeit war, den Stall auszubauen und die Weiden einzuzäunen!“
Aber mit diesen Argumenten machte sie auf Bodo gar keinen Eindruck. Nach einigen Schwierigkeiten gelang es ihr, Bodo die Trense ins Maul zu schieben. Dabei guckte sie sich immer um.
„Was ist los mit dir?“ fragte Ingrid. „Hast du den Drehwurm?“
„Kannst du’s dir nicht denken?“
Ingrid schüttelte den Kopf.
„Amadeus!“ flüsterte Monika ihr zu.
„Wo?“
„Wenn ich das wüßte, wäre mir wohler!“
„Du denkst, er könnte...“
...“ sich wieder mal einen dummen Streich ausdenken, ja! Bodo ist zwar sehr lieb, aber Humor hat er ganz bestimmt nicht!“
„Ich wette, gerade deshalb wird Amadeus ihn auch in Ruhe lassen.“
„Meinst du?“ fragte Monika zweifelnd.
„Ganz sicher. Es ist überhaupt die Frage, ob ein Pferd ein Gespenst bemerken würde.“
„Der Schnauzer sofort... und Kaspar auch!“
„Ja, Hunde!“
Gemeinsam trugen sie den Sattel heraus, und Ingrid hielt Kaspar, der immer mitlaufen wollte, zurück, als sie durch das Tor zur Weide gingen.
Sie half Monika, den Sattel auf Bodos Rücken zu legen, und Monika band ihn unter dem Bauch fest.
„Schade, daß du nicht reiten kannst“, sagte Monika, „ich würde ihn dir mal leihen.“
„Ich könnte Stunden nehmen.“
„Aber bis du soweit wärst auszureiten, dauert es ewig. Ich bin ja selber eigentlich noch nicht soweit. Erst muß man das Reiterabzeichen machen.“
„Und du traust dich trotzdem?“
„Na klar! Was kann hier draußen schon passieren?!“
Monika besaß zwar eine Reithose, aber sie verzichtete darauf sie anzuziehen, sondern lief nur ins Haus, um der Mutter Bescheid zu sagen und sich Strümpfe und Stiefel zu holen. Ingrid hielt Kaspar fest, während die Freundin sich in den Sattel
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