Himmel ueber fremdem Land
Elite-Kadettenanstalt, dem Hannes sein süßes Geheimnis anvertrauen konnte, ohne Gefahr zu laufen, dass ein Gerücht sich in den gehobenen Kreisen manifestierte. Er rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her, sprang aber sofort auf, als Hannes und seine Braut sich der Tür des Standesamtes näherten. Ohne dass Demy und der Offiziersanwärter einander vorgestellt wurden, öffnete der Bräutigam entschlossen die Tür und überraschte den beleibten rotwangigen Beamten dabei, wie er sich gerade Hut und Mantel anziehen wollte.
»Entschuldigen Sie bitte unsere Verspätung. Jetzt sind wir komplett.«
Der Mann ließ sich schwer zurück auf seinen Stuhl fallen, legte den Hut neben sich auf die Schreibtischplatte und zog die bereits im Papierkorb versenkten Unterlagen hervor.
Demy, die zwischen Inga und dem Kadetten saß, warf dem Paar einen zweifelnden Blick zu. Doch die beiden sahen nur sich und störten sich nicht an dem wenig feierlichen Gebaren des Mannes, der sie trauen sollte.
Das Brautpaar gab sich unspektakulär das Ja-Wort. Nachdem die Formalitäten erledigt waren, grinste Hannes Demy triumphierend an.
Unvermittelt kam ihr dabei der Gedanke, dass Hannes damit seine erste Schlacht gegen seinen dominanten Vater gewonnen hatte, die erste von vielen, die noch folgen würden. Sie reichte Edith ihren reizenden, aus weißen Astern und kunstvoll in Bögen gebundenem Efeu bestehenden Brautstrauß zurück und gratulierte ihr. Als Demy sich Hannes zuwandte, umarmte der sie stürmisch, bevor er sich von seinem Kameraden die Hand schütteln ließ.
»Jetzt kommt, lasst uns feiern!«, rief der Frischvermählte laut und voll fröhlichen Überschwangs und umfasste seine Ehefrau um die Taille.
Gemeinsam verließ die kleine Gesellschaft das Standesamt und spazierte die Straße entlang in Richtung eines von Hannes eigens für diesen Tag angemieteten Gasthauses. Auf dem Weg dorthin hielt sich das frischvermählte Paar an den Händen, während Edith sich auf der anderen Seite bei ihrer Schwester einhängte und Hannes mit seinem Freund sprach. So kam es, dass Demy ein paar Schritte hinter den vieren um eine Straßenecke bog und dabei einen Blick zurückwarf.
Für den Bruchteil eines Augenblicks glaubte sie, eine schlanke Gestalt eilig zwischen zwei Hausfronten verschwinden zu sehen. Irritiert zog sie die Nase kraus. In Erinnerung an Ediths Verfolger in der Puppenallee fragte sie sich, ob Meindorff noch immer jemanden auf sie angesetzt hatte. Erfuhr der Rittmeister womöglich sehr viel schneller von dieser heimlichen Trauung, als es Hannes recht sein konnte?
Das Mädchen schalt sich selbst wegen seiner sicherlich unbegründeten Sorge, und nachdem sie in den darauffolgenden Minuten niemanden mehr hinter sich ausmachen konnte, war sie sich sicher, einer Täuschung aufgesessen zu sein. So erlaubte sie ihren Gedanken, zu ihren beiden Geschwistern abzudriften, die nun ebenfalls in Berlin angekommen waren. Den traurigen Hintergründen ihres Umzugs zum Trotz verspürte sie große Vorfreude darauf, Rika und Feddo heute noch in die Arme schließen zu können und sie nun auf Dauer um sich zu haben. Sie hoffte, dass sie sich von diesem Tag an in der fremden Stadt und dem großen Haus erheblich heimischer fühlen würde!
***
Die Sonne gab sich redlich Mühe, diesen Tag für Hannes und Edith perfekt zu machen und strahlte erstaunlich warm von einem wolkenlosen azurblauen Himmel herab, sodass das Brautpaar die in dem Gasthaus für sie vorbereitete Kaffeetafel ins Freie verlegen ließ.
Wie immer verzichtete Demy auf Kaffee und bat um ein Glas Wasser. Über die strahlenden Gesichter des turtelnden Ehepaars lächelnd lehnte sie sich in ihrem Holzgartenstuhl zurück und entspannte sich endlich. Sie nahm den Strohhut mit dem grünen Schmuckband ab, legte ihn neben sich ins Gras und genoss das Gefühl, wie der leichte Wind mit ihren gelösten Haarsträhnen spielte.
Über ihr spendeten die Blätter eines Apfelbaums Schatten und ließen nur schmale Sonnenstrahlen auf die hübsch gedeckte und mit Efeu geschmückte Kaffeetafel hindurchblitzen. Die Vögel zwitscherten ein fröhliches Lied und ein paar späte Bienen summten frech um eine saftige Obst- und eine traumhaft schön dekorierte Sahnetorte herum.
Ein kräftiger Windstoß entlockte den bunt gefärbten Blättern der umstehenden Bäume ein sanftes Rascheln und sowohl Demy als auch der noch immer namenlose Trauzeuge griffen eilig nach ihren sich aufblähenden Servietten.
Nachdem ihr
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