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Himmel ueber fremdem Land

Himmel ueber fremdem Land

Titel: Himmel ueber fremdem Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Buechle
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dunkle Schatten. Zwei, drei, vier der Statur nach allesamt kräftige Männer verteilten sich auf dem Vorplatz. Jemand brüllte mit sich überschlagender Stimme, sie sollten verschwinden.
    Philippe gelang es nicht, den Rufer auszumachen. Er schien aber zu den Angreifern zu gehören. Wollte er seine eigenen Männer von ihrem Vorhaben abhalten?
    Aus dem zerschossenen Fenster des Haupthauses quollen silbergraue Rauchwolken wie drohende Dämonen dem Himmel entgegen. Mit zusammengebissenen Zähnen registrierte Philippe, dass sich die Tür öffnete. Die Kinder und ihre Betreuer mussten fliehen, wollten sie nicht ersticken oder verbrennen.
    Philippe blieb breitbeinig stehen. Er versuchte den Arm mit der erhobenen Schusswaffe durch seine zitternde, kraftlose Linke zu stützen. Durch einen lauten Zuruf machte er die lauernden Schatten auf sich aufmerksam, zielte und schoss.
    Derjenige, der der Tür am nächsten stand, wurde vom Eindringen des Projektils in seine Schulter herumgeschleudert und schrie auf. Philippe sah trotz des blendenden Gegenlichts der Flammen den entsetzten Ausdruck auf seinem Gesicht. Zwei andere Angreifer wirbelten zu Philippe herum. Sie legten auf ihn an, der vierte feuerte auf die aus dem rauchgefüllten Haus drängenden Kinder.
    Ein heißer Schmerz bohrte sich in Philippes Kopf. Seine Knie gaben nach. Noch während er in die Knie sank, jagte er demjenigen, der auf die Kinder schoss, eine Kugel in den Unterleib. Mühsam hielt er seinen schwankenden Oberkörper aufrecht und musste mit ansehen, wie Udako beide Arme in die Höhe riss. Sie öffnete den Mund zu einem lautlosen Schrei und sackte in sich zusammen.
    Dann wurde es schwarz um ihn.

Kapitel 38
    Berlin, Deutsches Reich,
August 1908
    Demys Entsetzen wich allmählich tiefer Trauer. Sie legte das Telegramm aus den Niederlanden auf ihren Nachttisch, drehte sich mit einer schnellen Bewegung auf den Bauch und vergrub ihr Gesicht in ihrem Kopfkissen.
    Ihr Vater war tot. Sein Leichnam war in der Gracht hinter ihrem Haus gefunden worden.
    Tränen kullerten über ihre Wangen und versickerten zwischen den Daunenfedern. Nach ihrer Mutter hatte sie nun nicht nur ihr Zuhause, sondern auch noch ihren Vater verloren.
    Der Arzt, den man hinzugezogen hatte, schrieb von Alkoholeinfluss, einer Kopfverletzung, vermutlich infolge eines Sturzes, und dem darauffolgenden Ertrinken in dem trüben Gewässer des Kanals.
    Gequält schloss Demy ihre Augen. Wie konnte es sein, dass ein gesunder, kräftiger Mann wochenlang in einem fremden und gefährlichen Landstrich irgendwo in Afrika klarkam und, kaum wieder zu Hause, in einem ihm seit Kindesbeinen an bekannten Kanal ertrank?
    Was wird nun aus Feddo und Rika? , schoss es ihr durch den Kopf. Ihre Geschwister waren noch zu jung, um allein zu leben, zumal das mit Hypotheken belastete Haus sicher verkauft werden musste.
    Demy erhob sich ruckartig. Sie musste sofort nach Hause! Ihre Geschwister waren allein auf sich gestellt, hatten den Tod ihres Vaters zu verkraften und würden in absehbarer Zeit ihr Zuhause verlieren. Vielleicht konnte sie irgendetwas tun.
    Das Mädchen wischte sich mit beiden Händen die Tränen ab und lief mit neu erwachtem Tatendrang zur Tür. Mit fliegenden Schritten und mal wieder barfuß hastete sie den Flur entlang und polterte die Stufen hinunter. Sie stieß die Tür zum Foyer auf – und erstarrte.
    Ein halbes Dutzend in vornehme dunkle Anzüge gekleideter Herren stand um den älteren Meindorff herum. Lautstark diskutierten sie über das Treffen des britischen Königs Eduard VII. von England mit dem russischen Zaren Nikolaj II., wobei die Aussicht auf eine neu bekräftigte Allianz zwischen den beiden Ländern die Anwesenden ebenso erregte wie der Verdacht, die Monarchen hätten sich auf eine Haltung zur Balkan-Krise geeinigt, ohne die Interessen anderer Länder zu berücksichtigen, wie zum Beispiel des hauptsächlich betroffenen Österreich.
    »So viel zu der angeblichen Dissonanz zwischen ihnen. Es ist nicht lange her, da hörte ich, wie der Zar den britischen Vetter seiner Frau als Juden titulierte.«
    »Bitte mäßigen wir uns im Ton, meine Herren.« Meindorff hob beschwichtigend die Hände.
    Das Gespräch wurde leiser fortgesetzt, dennoch entging Demy kein Wort.
    »König Eduard hat bei seinem Besuch Anfang August in Homburg seine Bereitschaft signalisiert, über den rasanten Flottenausbau unserer beiden Länder zu verhandeln.«
    »Er bekommt es mit der Angst zu tun«, frohlockte ein Mann, den Demy

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