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Himmel ueber fremdem Land

Himmel ueber fremdem Land

Titel: Himmel ueber fremdem Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Buechle
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als Martin Willmann erkannte.
    »Die Wirtschaft Großbritanniens steht in diesen Tagen nicht eben üppig da, meine Herren. Von den gefürchteten Dreadnoughts geht nur eine jämmerliche Anzahl vom Stapel. Das weiß auch Seine Kaiserliche Majestät, und er wird keinerlei Diskussion bezüglich dieses Themas zugelassen haben.«
    Das Mädchen drückte sich mit dem Rücken gegen die Tür und betrachtete den Sprecher. Seine Ähnlichkeit mit Adalbert Ahlesperg, dem leichtlebigen Freund von Joseph, war unverkennbar, wenngleich dieser Mann um viele Jahre älter war. Vermutlich handelte es sich um seinen Vater, Anton Ahlesperg.
    Maria und Charles betraten vom Küchentrakt aus das Foyer und balancierten Silbertabletts mit Getränken in ihren Händen, die sie schweigend anboten.
    »Ein Angriff der Briten auf unsere Flotte sollte ein unkalkulierbares Risiko darstellen, das einzugehen sie scheuen müssen.« Ehrenfried Ehnstein, der Vater von Brigitte, die sich in Demys Gedächtnis als »die Frau im rosaroten Kleid« eingebrannt hatte, hielt sich, wie um seine Worte zu unterstreichen, militärisch stramm aufrecht.
    Eine Gruppe jüngerer Männer näherte sich Demys Standort. Sie hatten sich bisher abseits aufgehalten, wohl um ihre eigene, ungestörte Diskussion zu führen. Unter ihnen befanden sich Joseph, Adalbert Ahlesperg und zwei Herren, deren Namen Demy nicht kannte.
    »Das behauptet Ehnstein, ebenso wie unser Großadmiral Alfred von Tirpitz, seit 1900. Offenbar hat ihnen noch niemand gesagt, wie schwer es ist, diesen Wettlauf gegen die Briten zu gewinnen«, spottete Joseph. Er und seine Freunde bedienten sich an den angebotenen Gläsern.
    »Er kann im Grunde nur verloren werden. Selbst wenn die britische Marine zurzeit weniger Aufklärer oder Schlachtschiffe baut, sind die Briten uns, was die Anzahl der Kreuzer anbelangt, noch immer überlegen. Und sollte es darauf ankommen, verfügen sie über die weitaus besseren Ressourcen zur Steigerung ihre Produktivität.«
    Willmann hatte sich zu der Gruppe gesellt und zum ersten Mal entdeckte Demy den Schmiss, eine Fechtverletzung, auf seiner linken Wange. Der erfolgreiche Geschäftsmann drehte ein Cognacglas zwischen seinen klobigen Fingern und wirkte trotz seiner starken Worte ruhig und ausgeglichen. »Dieser beschleunigte Flottenausbau, das Dilemma auf dem Balkan und die unnachgiebige Haltung der Habsburger zeigen, dass wir unweigerlich einer Krise entgegensteuern.«
    »Na, das wäre doch mal etwas anderes als diese ewigen Diskussionen, das politische Taktieren und die zweifelhaften Streicheleinheiten einzelner Länder untereinander.« Adalbert rieb sich die Hände, als sähe er sich bereits mit der Waffe in der Hand auf die feindlichen Linien zustürmen.
    Willmann lachte trocken auf. »Vielmehr sind es die gelangweilten Heißsporne wie unser Freund Adalbert hier, die uns einen Krieg bescheren werden! Unser Adel langweilt sich ebenfalls, die begüterten Bürger sonnen sich in ihren Erfolgen und das restliche Volk kämpft ums Überleben, ist unzufrieden und meutert. Außerdem will die Jugend aus ihrem immer gleichen Trott von Arbeit, Langeweile, Religion und Armut heraus und würde mit Begeisterung zu den Fahnen streben.« Der Mann mit der Narbe auf der Wange prostete seinen Kameraden zu und trank sein Glas in einem Zug leer.
    »Denken Sie, wir sind bereit für einen Krieg, Willmann?«, wollte Joseph wissen.
    »Bereit für einen Krieg, Meindorff? Niemand ist jemals bereit für einen Krieg. Wer von Ihnen hat denn Gefechtserfahrung vorzuweisen? Der letzte Krieg, ausgenommen die Kampfhandlungen in den Kolonien, liegt fast vierzig Jahre zurück. Wissen Sie auch nur im Ansatz, was eine kriegerische Auseinandersetzung Sie kostet?«
    Adalbert lachte und hob nun seinerseits sein Glas. »Das verwöhnte Leben? Ein paar Wochen fern von aufregenden Frauen und den liebenden und sich vor Furcht um uns verzehrenden Mütter und Schwestern? Ach, kommen Sie, Willmann. Lockern Sie Ihren Hemdkragen und sehen sie das Ganze als das, was es sein würde: ein Kräftemessen. Ein kleines, aufregendes Spiel, bei dem wir einem Nachbarn seine Grenzen aufzeigen. Und bei unserer glorreichen Rückkehr würden wir von den Frauen als Helden bejubelt werden.«
    Während Adalbert sprach, beobachtete Demy, wie sich Willmanns Mundwinkel spöttisch verzogen. »Sie sind und bleiben ein Luftikus, Ahlesperg«, lachte er. »Hoffen wir, dass die Realität Sie niemals unsanft aus Ihren Wunschträumen reißt.«
    »Ich bin ein

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