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Hinreißend untot

Hinreißend untot

Titel: Hinreißend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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unumstrittene Nummer Eins, vielleicht deshalb, weil es sein Job war. Als Chefdiplomat des Senats bestand seine Aufgabe darin, in schwierigen Situationen mit Überredungskunst, Verführung oder Betrug zu bekommen, was der Senat wollte. Er kannte sich aus und hatte echt was auf dem Kasten.
    »Nein, es ist eine wechselseitige Angelegenheit, was einige Leute für den größten Nachteil halten.« Casanova beugte sich vor; es schien ihm zu gefallen, mir einen Vortrag zu halten. »Stell dir den Zauber wie den Verstärker einer Stereo-Anlage vor: Jede Begegnung dreht ihn etwas weiter auf. Man muss ihm etwas geben, womit er anfangen kann, aber wenn die Sache in Gang ist, fährt man immer mehr aufeinander ab.«
    Ich wandte mich halb um, damit er meinen Gesichtsausdruck nicht sah. Ein Knoten schien sich in meiner Brust gebildet zu haben, und ich versuchte, ihn zu ignorieren. Ich wusste gar nicht, warum ich mich so verraten fühlte. Immerhin konnte ich nicht von mir behaupten, Mircea jemals völlig vertraut zu haben. Kein Meistervampir, und erst recht kein Senatsmitglied, fiel in die Netter-Kerl-Kategorie. Seine gegenwärtige Position konnte er nur mit Rücksichtslosigkeit erreicht haben. Trotzdem, ich hätte geschworen, dass er so etwas nicht tun würde. Tony, ja, kein Zweifel. Aber ich hatte dummerweise angenommen, dass sein Boss anders war. Wie dämlich von mir. Von wem hatte Tony wohl gelernt?
    Als ich den Blick wieder auf Casanova richtete, war sein Gesicht maskenhaft ausdruckslos. »Dieser
Geis
ist also gefährlich.«
    »Jede Magie ist gefährlich,
Ghica«,
erwiderte er sanft. »Unter bestimmten Umständen.«
    »Weich nicht aus!« Ich wollte nicht, dass er auf meine Gefühle Rücksicht nahm; ich wollte Antworten, etwas, das mir dabei half, einen Ausweg zu finden.
    »Ich weiche nicht aus«, behauptete Casanova. Eine Frau stieß einen schrillen Schrei aus, und sein Blick ging zu einer Stelle hinter mir. »Verdammt!« Ich sah über die Schulter und stellte fest, dass die drei alten Damen beschlossen hatten, Darts zu spielen, obwohl in der Bar eine entsprechende Scheibe fehlte. Während ich abgelenkt gewesen war, hatte Deino am einen Ende der Theke Aufstellung bezogen und Pemphredo am anderen. Enyo stand davor und blies Zahnstocher nach dem armen Barkeeper. Noch ehe wir etwas unternehmen konnten, blies Enyo einen weiteren Mund voll kleiner Projektile aus, und anschließend sah der bemitleidenswerte Satyr aus wie ein recht unglückliches Nadelkissen. Die Frau schrie erneut, als kleine rote Punkte aus seiner Brust sprossen, und Casanova bedeutete ihrem Begleiter, sie wegzubringen. Er ging los, um seinen Angestellten zu retten, und ich folgte ihm. Die Mädels hörten manchmal auf mich – wenn ihnen danach war –, obwohl sie mich vermutlich für eine Spielverderberin hielten. Casanova gewährte dem zitternden Barkeeper eine dringend benötigte Pause und schickte ihn fort, während ich die Damen beruhigte und meiner Handtasche ein Kartenspiel entnahm. Es handelte sich um Tarot-Karten, die ich Vorjahren zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte – sie trugen einen Zauber, der sie zu einer Art Stimmungsmesser machte. Sie stellten nichts Spezielles an, aber ihre Auskünfte in Bezug auf die allgemeine Atmosphäre bei einer bestimmten Situation waren meistens sehr genau. Als ich diesmal die Karten berührte, kam eine zum Vorschein, die mir ganz und gar nicht gefiel.
    Trotz einer weit verbreiteten Meinung hatten die Liebenden nur selten etwas damit zu tun, einen Seelenfreund zu finden, und sie kündigten auch keine angenehme Zeit an. Die Kelch-Zwei wies normalerweise darauf hin, dass eine Romanze bevorstand, doch die Liebenden waren komplexer. Sie symbolisierten eine Wahl, bei der es um Versuchung und Schmerz ging. Und wie das Bild der Karte in meinem Spiel – Adam und Eva, die aus dem Paradies verbannt werden –, zog die Entscheidung große Konsequenzen nach sich. Ich brauche wohl nicht extra darauf hinzuweisen, dass es nie eine meiner Lieblingskarten gewesen war.
    Während ich die restlichen Zahnstocher konfiszierte und den Mädels ihr neues Spielzeug gab, ersetzte Casanova den gestressten Barkeeper durch jemand anders. Schließlich trafen wir uns wieder am Tisch. »Es kommt alles auf den Blickpunkt an«, sagte er und setzte das Gespräch so fort, als wäre überhaupt nichts geschehen. Im Lauf der Jahrhunderte hatte er es vermutlich mit Schlimmerem zu tun bekommen als einigen gelangweilten Großmüttern. »Für sich genommen ist

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