HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
könnte.
„Warum bist du hier, Kathryn?“, fragte er. „Warum hat dich König Heinrich rufen lassen?“
„Das hat man mir noch nicht mitgeteilt. Ich warte noch auf seine Rückkehr nach Westminster.“
„Er soll in vier Tagen hier sein, habe ich gehört“, erzählte Rupert ihr. Catheryn hatte damit begonnen, ihn unsanft am Arm zu ziehen. „Nun ja, ich denke, ich muss die Lady jetzt zurückbringen …“
„Adieu, Rupert.“
„Nicht adieu“, widersprach er ihr. „Wir werden uns gewiss noch sehen …“
Obwohl Kathryn den beiden schon den Rücken zugekehrt hatte und zurück zum Fluss ging, war Lady Catheryns verführerisches Gekicher nicht zu überhören.
Kathryn dachte, dass sie traurig sein sollte oder sogar ungehalten, aber Rupert war nur, wie er immer gewesen war: sorglos, unbekümmert und unbeschwert. Wenn sie jetzt darüber nachdachte, hatte er eigentlich nie viele Anzeichen für Verantwortungs- oder Pflichtbewusstsein gezeigt. Warum hatte sie jemals glauben können, dass er sein Verlobungsversprechen ernst gemeint hatte? Je weiter sie sich nun von ihm entfernte, umso erleichterter fühlte sie sich.
* * *
Arundel Castle
Der Marquess of Kendal strahlte. Während er die langen Flure an der Seite von Lord Bartholomew Colstons Sohn durchschritt, konnte er sein Lachen kaum zügeln. Es hätte nicht besser kommen können. Der König hatte der Klage gegen Philip, Earl of Windermere, Gehör geschenkt, die Beweise geprüft, die ihm vorgelegt wurden, und seine Schlussfolgerungen daraus gezogen.
König Heinrich entschied, dass Bartholomew Colston nicht in den Mordanschlag auf seinen Vater Heinrich IV. während des Aufstandes im Jahre 1401 verwickelt gewesen war. Überdies stand nun unwiderlegbar fest, dass Clarence und Philip Colston selbst an der mörderischen Verschwörung gegen Heinrich IV. und außerdem auch an dem Komplott, das zum Tode Bartholomews und seines Sohnes auf der Reise nach Bremen geführt hatte, maßgeblich beteiligt gewesen waren. Das vergilbte Pergament, das nun vollständig entschlüsselt werden konnte, bewies dies.
Ohne Zweifel hatten Philip und sein Vater geplant, Bartholomew für den Anschlag auf den König die Schuld zuzuschieben und damit sicherzustellen, dass der Earl und seine Erben in Verruf gerieten und jeden Anspruch auf Windermere verloren – für den Fall, dass sie zufällig dem Überfall auf der Straße nach Bremen entkommen sollten. Der König sagte, Wolfs Überleben sei ein kleines Wunder, und vergab ihm gnädig die Täuschung bezüglich seiner Herkunft. Er verstand die Notwendigkeit, Wolfs deutschen Namen zu benutzen, bis Bartholomew Colston vom Verdacht des Hochverrats reingewaschen werden konnte.
König Heinrich entsandte eine kleine Truppe unter dem Befehl von Sir John Du Bois, um Philip Colston in Gewahrsam nehmen zu lassen. Sie wurden auch damit beauftragt, Lady Agatha zu finden. Ihre Anweisungen lauteten, beide nach London zu schaffen, wo Agatha offiziell befragt und Philip für seine Mitschuld am Tode Bartholomew und John Colstons vor dem königlichen Gericht angeklagt werden sollte. Darüber hinaus gab es auch noch den Tatbestand des Verrats, für den sich Philip alleine verantworten musste, da Clarence schon vor achtzehn Jahren verstorben war.
Wolf nahm sich die Freiheit, Hugh Dryden nach Windermere zu senden, um die Geschehnisse dort verfolgen zu lassen.
„Warum blickt Ihr denn immer noch so finster, mein Junge?“, fragte Lord John Beauchamp, als sie den Hof erreichten. „Eure Ländereien sind Euch zurückerstattet worden, ebenso Eure Titel. Und mehr noch: Ihr seid jetzt der Duke of Carlisle . Windermere und ein halbes Dutzend andere Besitztümer gehören Euch. Was wollt Ihr mehr …?“
„Es war zu einfach“, erwiderte Wolf, der noch immer versuchte, sich alles zu vergegenwärtigen, was während der Audienz beim König geschehen war. Er verzog das Gesicht. „All die Jahre lang habe ich gedacht, ich würde erbittert um Windermere kämpfen müssen. Es wäre mir nicht im Traum eingefallen, dass …“ Er schüttelte den Kopf. „Nun, das ist jetzt nicht mehr von Bedeutung. Windermere ist mein, und ich werde irgendwie damit zurechtkommen.“
„Nur Windermere, Euer Gnaden?“ Der Marquess benutzte Wolfs neuen Titel.
„Ich habe nicht mehr erwartet.“
„Aber Ihr seid jetzt so vieles mehr. Ein Herzog des Königs, allen Brüdern Heinrichs gleichgestellt.“
Ja, Wolf war dankbar, sogar erfreut darüber, so reichlich belohnt worden zu sein. Er
Weitere Kostenlose Bücher