HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
Gesetzlosen oder Spionen durchkämmen, die sich dort aufhalten mögen. Höchstwahrscheinlich ist der Versuch, dir zu schaden, Garrick of Thalsbury zuzuschreiben. Er war auch derjenige, der den Meuchelmörder beauftragte, mich zu töten. Zudem habe ich erfahren, dass er bereits offen von Rebellion gegen mich spricht, und zweifellos war er es, der beim König seinen Anspruch auf Gastonbury vortrug. Ich kann seine Angriffe nicht länger hinnehmen, doch bevor wir nach Thalsbury reiten, muss das Schloss gesichert sein.“
Da er sah, wie sie erschrocken die Augen aufriss, sagte er: „Ich werde einem Wachmann befehlen, dich zu beschützen, und Perry wird mit der restlichen Truppe hierbleiben. Er ist zwar noch ein junger Bursche, aber ein guter Krieger. Trotzdem bitte ich dich, das Schloss nicht allein zu verlassen. Vergiss nicht, dass wir uns im Krieg befinden.“
Alayna nickte. „Ich werde sicher sein. Du bist es, um den ich mir Sorgen mache.“
Obgleich er sie nicht necken wollte, konnte er ein Lächeln nicht unterdrücken. Insgeheim freute er sich über ihre Besorgnis um sein Wohlergehen. „Ich werde zurückkehren, sobald es mir möglich ist“, sagte er. Am liebsten hätte er sie in die Arme genommen, doch er wagte es nicht.
Nachdem er ihr zum Abschied zugenickt hatte, verließ er eilig die Halle, bevor er sich vergaß und sie in ihr gemeinsames Schlafgemach hinauftrug.
Während der folgenden Tage vermisste Alayna ihren Gemahl schrecklich. Dennoch war sie entschlossen, das Beste aus ihrer Lage zu machen, und widmete sich ihren zahlreichen Aufgaben. Mit Alwin als ihrem geduldigen Lehrmeister lernte sie die verschiedenen Arbeiten des Haushaltes und die Pflichten, die man von einer Schlossherrin erwartete.
Langsam gewann sie auch die Freundschaft der anderen Damen, und nach einiger Zeit hatte sie einige gefunden, deren Gesellschaft sie am meisten schätzte. Ohne Lucien fühlte sie sich einsam, doch sie fügte sich in ihre neue Rolle und bemühte sich, die anderen Schlossbewohner für sich einzunehmen.
Über eine Woche verging, bevor der Ausschau haltende Wachmann die Glocke läutete, um zu verkünden, dass der Lord heimgekehrt sei. Aufgeregt befahl Alayna, einige besondere Speisen zum Abendmahl vorzubereiten. Dann ging sie schnell die Treppe hinauf, um sich für Luciens Ankunft zu schmücken.
In ihrer Kammer zog sie ein lavendelfarbenes Brokatkleid aus einer ihrer Truhen, das mit angenähten Perlen und silbernen Stickereien verziert war. Die Schleppe und die weiten Ärmel waren großzügig geschnitten, im neuesten Stil, den die Franzosen in Mode gebracht hatten. Das Gewand war eines ihrer besten, und sie freute sich darauf, für ihren Gemahl schön auszusehen.
Sie rief nach Leda. Die Zofe half ihr beim Ankleiden und bürstete ihr das Haar, bis es seidig glänzte. Dann verlangte sie eine schlichte Haartracht, bei der die meisten Locken ungezähmt ihren Rücken herunterfielen, obwohl vermählte Frauen ihr Haar meist hochgesteckt trugen. Lucien hatte ihr einmal gesagt, dass es ihm gefalle, wenn sie ihr Haar offen trage. Nachdem sie noch einige Schmuckstücke ausgewählt hatte, begutachtete sie das Ergebnis ihrer Bemühungen im Spiegel und war recht zufrieden damit.
Als sie nach einem Besuch im Küchentrakt die Halle betrat, war Lucien bereits dort. Auch er hatte sich umgekleidet, da er eine dunkle Tunika und eine wollene Hose trug. Er musste gebadet und die Kleidung gewechselt haben, während sie sich um das Mahl gekümmert hatte. Er trug noch immer seine Stiefel, die frisch geputzt glänzten, doch eine silberne Brosche hielt den Mantel über seinen breiten Schultern zusammen. Es entsprach überhaupt nicht seinem sonst eher bescheidenen Geschmack, obwohl sich Männer seines Standes gewöhnlich mit solchen Dingen zu schmücken pflegten. Er hatte seinen Bart gestutzt, aber sein Haar fiel wie immer ungezähmt über seine Schultern.
Jetzt war er in eine Unterredung mit einigen Männern in der Halle vertieft, und er wirkte größer und eindrucksvoller als jeder einzelne von ihnen. Alaynas Herz klopfte schneller vor Stolz, als sie ihn erblickte.
Lucien schien ihre Gegenwart zu fühlen und sah zu ihr herüber. Sein Blick schien sie zu durchbohren, während sie auf ihn zuging. Er strahlte die natürliche Autorität eines Schlossherrn aus, als ob er es schon sein ganzes Leben gewesen sei. Sie fragte sich, ob er jemals wieder der zärtliche Liebhaber sein konnte, den sie in der Waldhütte kennengelernt hatte.
Mit
Weitere Kostenlose Bücher