Historical Exklusiv Band 20
Buidhe an Lamhaigh war fort. Auch der kleine Beutel mit Goldmünzen fehlte.
Sie zündete eine weitere Lampe an und durchsuchte ihre Kammer, denn sie wusste genau, dass sie das Heiligtum wieder in das Versteck neben die Goldmünzen gelegt hatte, bevor sie Tiarnan in sein Gemach gebrachte hatte. Ihr Onkel war gewiss nicht zurückgekommen, um die Lanze und das Geld zu holen – er hätte Schwierigkeiten gehabt, sich zurechtzufinden. Es erschien ihr kaum möglich, dass Tiarnan die kostbaren Gegenstände unter der Matratze entdeckt hatte.
Die Lanze muss hier irgendwo sein, redete Keelin sich unaufhörlich ein, obwohl sie die Nähe des Heiligtums nicht zu spüren vermochte.
Gründlich suchte sie alles ab. Die Lanze war nicht in der Kammer, und auch die anderen wertvollen Habseligkeiten fehlten – eine kleine goldene Brosche, die ihrer Mutter gehört hatte, und ein mit Juwelen besetzter Dolch, den ihr Vater sein ganzes Leben bei sich gehabt hatte.
Ein Eindringling musste ihre Kammer durchsucht und alles mitgenommen haben, was ihm wertvoll erschienen war. Doch dies erklärte noch nicht alles. Keelin spürte, dass mehr hinter diesem Diebstahl steckte, aber sie vermochte nicht zu sagen, was vor sich gegangen war. Wie es sich auch zugetragen haben mochte, Ga Buidhe an Lamhaigh war fort. Das war der schwerwiegendste Verlust.
Sie musste Marcus finden.
Keelin hatte sich geschworen, ihre Anstrengungen zu verdoppeln, um ihm aus dem Weg zu gehen, da sie wusste, dass seine Nähe die reinste Qual für sie bedeutete. Sie war sich sicher, seinen Zorn auf sich gezogen zu haben, weil sie am Nachmittag fortgelaufen war, aber jetzt brauchte sie seine Hilfe. Sie konnte nicht allein nach der Lanze suchen.
Als sie die Kammer verließ, stieß sie auf dem Gang mit Beatrice zusammen. Nie hatte sie ein Wort mit Isoldas Zofe gewechselt, doch von dieser Frau ging eine unerklärliche Feindseligkeit aus, spätestens seit jenem Tag, als Beatrice sie und Marcus im Garten gestört hatte.
Die alte Frau kam Keelin wie eine Spinne vor, die angegriffen wurde und sich lauernd zusammenzog. Bei dem Vergleich schauderte ihr.
„Stimmt etwas nicht, Mylady?“, fragte Beatrice.
Keelin hatte die Zofe augenblicklich in Verdacht, aber dann bezweifelte sie, dass die Frau so töricht war, einen Gast zu bestehlen. Überdies wusste sie nichts von der Lanze, es sei denn, dass Beatrice diejenige gewesen war, die an der Tür gelauscht hatte, als Keelin und Tiarnan über das Heiligtum gesprochen hatten. Es bedurfte nicht des zweiten Gesichts, um zu ahnen, dass sie nicht ganz unschuldig war.
„Beatrice“, sagte Keelin eindringlich und stellte sich der Zofe in den Weg, „was habt Ihr gerade jetzt vor meiner Kammer zu suchen? Ich verlange eine Antwort von Euch. Auf der Stelle!“
Die alte Frau schien sie mit den Augen zu durchbohren. Es war ein Blick, den Keelin schon des Öfteren gespürt hatte, doch sie hatte ihn nicht zuordnen können. „Da war ein Mann“, begann Beatrice unumwunden. „Einer aus der Besucherschar, ein Ritter … ein seltsamer Geselle … mit einem bläulichen und einem braunen Auge. Er machte sich auf, um Dinge zu stehlen, wertvolle Gegenstände, wie die Bücher von Lord Wrexton …“
Gegenstände, die man leicht mitnehmen konnte.
„Er kam aus dem Herrengemach und stieß mich beinahe um … ging dann in Eure Kammer, und als er wieder herauskam, sagte er, er sei nun ein gemachter Mann …“
„Was noch?“, forderte Keelin. „Was hat er sonst noch gesagt?“
„Nichts weiter“, erwiderte Beatrice gleichgültig. „Nur, dass er einen besseren Ort kennen würde, um den Sturm abzuwarten, und wo ihn niemand finden könnte.“
„Er muss etwas für Euch übrig gehabt haben, dass er so viel von sich preisgab.“
Beatrice zuckte die Schultern. „Mag sein.“
„Also, was hat er Euch noch erzählt?“
„Warum sollte ich Euch das sagen?“, giftete die Zofe und wich zurück. Plötzlich ballte sie die Fäuste und ließ all ihre angestaute Verbitterung heraus. „Ihr habt alles zunichte gemacht, seit Ihr in Wrexton seid, und jetzt sollen Isolda und ich hinausgeworfen werden!“
„Hinausgeworfen? Wie meint Ihr das, Frau?“
„Mein Herr wird Euch heiraten“, entgegnete Beatrice wütend. „Dann werden Isolda und ich ihm nichts mehr bedeuten.“
Keelin schüttelte ungeduldig den Kopf. Jeder wusste doch, dass sie vorhatte, nach Kerry zurückzukehren. Wie dem auch sei, je länger sie sich mit dieser widerwärtigen alten Frau aufhielt,
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