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be-coming

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Titel: be-coming Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Rhys Beck
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1
    FALK
     
    Seufzend steckte ich mir eine Zigarette an. Ich rauchte nicht regelmäßig, vielleicht nur aus Langeweile. Warum hatte ich mich nur wieder einmal überreden lassen? Den wenigsten Partys konnte ich etwas abgewinnen. Und hier – nun, ein Blick hatte mir genügt, um zu erkennen, dass sich hier ausschließlich Psychologen und Juristen tummelten. Ich war nicht einmal auf einer Universität gewesen! Diese Veranstaltung entsprach auf geradezu amüsante Weise dem Klischee der High-Society-Party. Und natürlich würden alle finden, dass gerade ich hier bestens hineinpasste, vielleicht weil meine Klamotten ein Vermögen gekostet hatten, aber ich empfand das nicht.
    Ich lehnte mich an eine der kühlen Säulen und betrachtete das Treiben um mich herum, als mich jemand am Arm berührte – es war Lisa Webb, die Gastgeberin.
    »Wie schön, daß du kommen konntest, Falk.« Sie lächelte mich offen an und entblößte dabei eine hübsche Reihe kleiner weißer Zähne.
    Automatisch lächelte ich zurück.
    »Hast du dein Gepäck schon hereingeholt?«
    »Ist alles schon erledigt, Lisa«, sagte ich. Die fleißigen Hausangestellten hatten mir meine Reisetasche förmlich entrissen und mich dazu gezwungen, mir das für mich bereitgestellte Gästezimmer anzusehen.
    Ich hatte Lisa Webb vor ein paar Monaten durch einen merkwürdigen Zufall kennengelernt, bei den Recherchen zu meinem neuen Roman. Seitdem hatten wir uns einige Male getroffen und ausgesprochen gut unterhalten. Ich war mir immer noch nicht sicher, ob sie sich mehr von unserer Beziehung versprochen hatte. Vielleicht wollte sie mit mir ins Bett – wer konnte das schon so genau sagen? Doch eigentlich war ich überrascht gewesen, als sie mich zu dieser Party einlud. Sie wohnte etwa zwei Autostunden weit entfernt von meinem Heimatort und hatte daher sofort angeboten, dass ich bei ihr übernachten könne. Ein Angebot? – Platz hatten die Webbs jedenfalls reichlich, denn Lisa und ihr Bruder Cieran hatten nach dem Tod ihrer Eltern das komplette Anwesen geerbt.
    Trotzdem erschien Lisa nie großspurig, nie verschwenderisch, was ich sehr sympathisch fand. Und sie hatte es sich offensichtlich zur Lebensaufgabe gemacht, ihren jüngeren Bruder Cieran zu versorgen.
    Von einem vorbeieilenden Kellner ergatterte sie zwei Gläser Champagner und reichte mir davon eins.
    »Auf diesen Abend«, sagte sie lächelnd.
    »Cheers.« Der Champagner kribbelte in meiner Kehle. Was dieser Abend wohl noch für Überraschungen parat hielt?
    Ihre Blicke irrten durch den vollen Raum, doch schließlich schien sie gefunden, wonach sie Ausschau hielt. »Komm, Falk.«
    Ich folgte ihr neugierig. Lisa steuerte zielstrebig auf einen Mann zu, der sich angeregt mit zwei attraktiven Frauen unterhielt.
    »Darf ich dir meinen Bruder vorstellen – Cieran?«
    Er drehte sich zu uns um, und ich erstarrte. Er war unglaublich hübsch, mit hohen Wangenknochen, einer schmalen Nase und einem wohlgeformten Mund. Seine grünen Augen durchbohrten mich, und ich sah mehr Neugier in ihnen als Sympathie.
    Langsam machte er zwei Schritte auf uns zu.
    »Cieran, das ist Falk.«
    Cieran nahm meine Hand und drückte sie fest. Er hatte einen warmen, jugendlichen Händedruck. Sein Lächeln war herzlich, doch es verunsicherte mich. Ein leichter Anflug von Spott zog seine Mundwinkel nach unten. Ein eigenartiges Lächeln.
    »Falk – mein lieber Bruder Cieran.«
    »Hallo«, sagte ich. Mir war bewusst, dass wir uns neugierig musterten. Nicht unbedingt freundlich, eher wie zwei Raubkatzen.
    Ich zog mich ein wenig zurück, ich war schließlich der Erfahrenere. Cieran war sicher zehn Jahre jünger als ich.
    Er lächelte mich an. »Bist du auch einer von denen?« Er machte eine Handbewegung in den Raum hinein. Lisa bedachte ihn mit einem ärgerlichen Blick.
    Ich lachte leise. »Von den Seelenklempnern, meinst du? – Nein, ich bin Schriftsteller.«
    »Da bin ich ja beruhigt«, sagte er amüsiert. »Ich hab mich schon langsam unwohl gefühlt.«
    Lisa runzelte die Stirn. »Schriftsteller tendieren dazu, Leute noch stärker zu durchleuchten als Psychologen.«
    Er lachte auf. »Das ist ja eine richtige Röntgen-Party, was?«
    Ich grinste. Lisa drehte sich mit einem verärgerten Gesichtsausdruck um und ließ uns allein. Neugierig sah ich ihn an. Würde er ein Gespräch mit mir anfangen oder sich wieder den beiden hübschen jungen Damen widmen, mit denen er eben gesprochen hatte?
    Verunsichert sah er zwischen ihnen und mir hin und her. Ich kam ihm

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