HISTORICAL WEIHNACHTEN Band 02
Wills Atem an ihrem Ohr, als er ihr Haar liebkoste. „Ich glaubte schon, ich hätte dich verloren“, sagte er mit gepresster Stimme.
„Und ich dachte …“ Sie sprach nicht weiter. Die Worte mussten nicht gesagt werden, nicht jetzt, wo jede Gefahr weit weg zu sein schien.
„Ich weiß. Es tut mir leid, Liebste.“
Sie wandte sich in seinen Armen zu ihm um. „Wieso soll dir etwas leidtun?“
„Ich traf die falsche Entscheidung. Ich wusste, es würde der Fluss oder der südliche Wald sein. Ich wählte den Wald.“
„Und wie kamst du dann an den Fluss?“
„Der Schnee hat mich geführt. Als wir einige Zeit in diese Richtung geritten waren, sah ich, dass es keine Spuren gab. Ich wusste, dass meine Vermutung falsch gewesen war. Also sind wir direkt zum Fluss geritten. Wir haben euch entdeckt, als ihr dabei wart, die Böschung hinunterzureiten. Ich verlor fast den Verstand, als ich sah, dass du bei ihnen warst.“ Er drückte sie noch fester an sich. „Ich wollte ihn sofort töten. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis er mir vor die Armbrust kam.“
„Er war im Begriff, uns zu ertränken. Stephen und ich …“
„Still, meine Liebste. Sprich nicht mehr davon. Jetzt bist du bei mir.“
„Ja, jetzt bin ich bei dir.“ Sie lächelte, während die entsetzlichen Erinnerungen verblassten. „Und nie habe ich mich sicherer gefühlt.“
„Oh, kann es sein, dass du mich schließlich doch für würdig befindest?“
„Mein Dickkopf hat es endlich begriffen. Kannst du mir verzeihen, dass es so lange gedauert hat?“
„Ich glaube, ich werde dir alles verzeihen. Lass sehen, ob du es auch kannst.“
Sie blieb stehen und warf ihm einen fragenden Blick zu.
Aber Will lächelte nur. Er legte ihr den Arm um die Schultern, zog sie an sich, und so machten sie sich beide auf den Weg in die Burg.
Dreikönig war eine Zeit der Überraschungen, und Thalsbury hatte viele davon zu bieten. Die erste war die Ankunft von Lord und Lady of Glastonbury.
Lucien, der so streng und abweisend wie immer aussah, und Alayna, deren Schönheit während der vergangenen drei Jahre Eheleben mit ihrem geliebten Mann nur noch mehr erblüht war, ritten kurz vor dem Abendmahl des Dreikönigsfestes in den Burghof. Nachdem er sich von seinem großen Streitross geschwungen hatte, ging Lucien auf Will zu und verkündete: „Ihr habt Euch geweigert, nach Glastonbury zu kommen, so bin ich zu Euch gekommen.“
Will war sprachlos, jedoch vor Freude, wie er erleichtert feststellte. Lucien fuhr fort: „Agravar erzählte mir, Ihr hättet ein Geheimnis in Gestalt eines Mädchens, dann erzählte man mir die Neuigkeit, dass Ihr an Neujahr geheiratet habt. Schließlich hörte ich, dass Eure Braut entführt worden war. Und dass sie getötet worden wäre, hättet Ihr mit Eurer Armbrust nicht so gut gezielt.“
Die Jahre friedlichen Lebens hatten Lucien ein wenig weicher werden lassen. Allerdings sah er mit seinen dunklen Haaren und Augen, dem finsteren, kurz geschnittenen Bart immer noch aus wie der Teufel, den man ihn damals genannt hatte.
„Ich würde sagen, Ihr wart beschäftigt“, fuhr Lucien fort.„Deshalb will ich Euch entschuldigen. Wie auch immer, nächstes Jahr erwarte ich Eure Anwesenheit in mei nem Saal, an meiner Seite, wo Ihr hingehört.“
Will streckte die Hand nach Olivia aus, die zögernd an seine Seite trat. „Meine Gattin und ich werden uns sehr freuen, bei Eurem Fest dabei zu sein.“
Lucien wandte den Blick Olivia zu. Will musste ein Lächeln unterdrücken, als der große Krieger sich Mühe gab, weniger furchterregend auszusehen. Allem Anschein nach berät Alayna ihn gut, dachte er.
Wie aufs Stichwort trat Luciens Gattin vor. „Ihr müsst Olivia sein. Ich habe von Euch nur Gutes gehört.“ Will schenkte sie ein betörendes Lächeln. „Wie wunderbar, Euch zu sehen, Will.“
„Und Euch ebenfalls, Mylady“, sagte er und streckte die Hände aus, um die ihren zu umfassen. Das Herz war ihm leicht dabei. Fast wurde ihm schwindlig ohne die schwere Last, an die er sich langsam schon gewöhnt hatte. „Man hat mir zu verstehen gegeben, dass Ihr zu beglückwünschen seid.“
Ihr Lächeln wurde noch strahlender. „Danke.“ Und zu Olivia gewandt erklärte sie: „Unser drittes Kind wird im Frühling geboren.“
Lucien unterbrach sie. Sein geringer Vorrat an Charme war durch die lange Begrüßung schon wieder erschöpft. „Ich bin am Verhungern, schließlich bin ich den ganzen Tag geritten. Sollen wir hier herumstehen, oder
Weitere Kostenlose Bücher