Küss mich, Cowgirl!
1. KAPITEL
Der erste Samstag im August
Die erste nur aus Frauen bestehende Urlaubergruppe kam um zehn Uhr vormittags auf der Bar-K-Ranch an. Alles war bereit, einschließlich einiger zusätzlich für diesen Anlass angeheuerter Hilfskräfte, die sich augenzwinkernd Aushilfscowboys nannten.
Es war nicht schwer gewesen, sie zu finden. Sobald Toni in Umlauf gesetzt hatte, dass die Bar-K-Ranch voller Frauen sein würde, waren die Bewerbungen nur so hereingeströmt.
“Seid euch darüber im Klaren”, warnte Toni vorsichtig alle Bewerber, “dass Frauen jeden Alters, vom Teenager bis zur Großmutter, ihre Urlaubswoche auf der Ferienranch verbringen werden. Jede von ihnen muss wie eine Königin behandelt werden – als sei sie die wichtigste Frau auf der Welt, was sie für uns auch ist.”
Kein Problem, hatten ihre neuen Helfer versichert und insgeheim zweifellos gehofft, jemandem zugewiesen zu werden, der wie Niki Keene aussah und nicht wie Grandma Tilly.
Das erste Auto, ein schnittiger silberner Sportwagen, fuhr auf dem Hof der Ranch vor. Toni und Granny gingen zusammen die Stufen hinunter, um die beiden Frauen, die aus dem Wagen stiegen, zu begrüßen. Die Fahrerin, eine junge Blonde mit grauen Augen, die nach viel Geld aussah, kam ihnen entgegen und streckte die Hand aus.
“Hallo, ich bin Marilee Barnett. Und dies ist meine Cousine. Wir sind so aufgeregt, dass wir hier sind!”
Toni mochte die junge Frau, die nicht älter als einundzwanzig sein konnte, auf Anhieb. Sie war nicht nur hübsch, sondern hatte auch eine offene, aufrichtige Art. Sie war gekleidet wie ein schickes Cowgirl und schien sich in den Sachen nicht annähernd so unbehaglich zu fühlen wie viele der anderen Gäste auf der Ranch.
Die andere, etwa zehn Jahre ältere Frau streckte ebenfalls die Hand aus. “Ich bin Lora Miller, die Cousine dieser wilden Lady”, erklärte sie lächelnd. Im Gegensatz zu Marilee trug sie “zivile” Kleidung: eine Freizeithose aus Leinen, eine Seidenbluse und Ledersandaletten. Sie wirkte beinah amüsiert, sich auf einer Ranch zu befinden.
“Willkommen auf der Bar-K-Ranch.” Toni schüttelte beiden die Hand. “Ich bin Toni Keene, und dies ist meine Großmutter, Tilly Collins. Wir haben Ihnen die Sundance-Kid-Hütte zugewiesen.”
“Sundance Kid!” Die beiden Frauen tauschten amüsierte Blicke.
“Es ist die letzte Hütte dort hinten.” Toni deutete auf zwei Reihen L-förmig um den Pool angeordneter Blockhütten. “Sie können direkt vor die Tür fahren, um Ihre Sachen auszuladen, und anschließend den Wagen dort drüben abstellen.” Sie zeigte auf einen gekiesten Parkplatz.
“Großartig”, meinte Marilee begeistert und zwinkerte ihrer Cousine zu. “Ich kann es kaum erwarten, meinen Cowboy kennenzulernen.”
“Unseren Cowboy”, korrigierte Lora sie. “Wann wird das überhaupt sein?”
“Beim Abendessen”, versprach Toni und entdeckte eine neue näher kommende Staubwolke. “Ich denke, Sie werden in Ihrer Hütte alles zu Ihrer Zufriedenheit vorfinden. Falls wir noch irgendetwas für Sie tun können, zögern Sie nicht, uns darum zu bitten.”
“Das werden wir nicht!”, erwiderten die beiden Frauen gleichzeitig und gingen zurück zu ihrem Wagen. Als sie bei ihrer Hütte waren, erreichte die nächste Frauengruppe die Ranch.
Nachdem die Frauen ausgepackt hatten, kamen sie aus ihren Hütten, um den nach ihnen Eintreffenden zuzuschauen, bei Sandwiches und kalten Getränken im Schatten der Bäume zu sitzen oder zum Korral zu schlendern und die Pferde zu bewundern – und die Cowboys, die Anweisung erhalten hatten, bis zum Abendessen ihrer Arbeit nachzugehen. Toni war die ganze Zeit damit beschäftigt, die Neuankömmlinge zu begrüßen und zu lächeln, bis sie das Gefühl hatte, einen Krampf im Gesicht zu bekommen.
Granny, die ins Haus gegangen war, um das Abendessen vorzubereiten, kam gegen zwei Uhr wieder nach draußen. “Sind noch nicht alle da?”, erkundigte sie sich.
“Ich glaube, zwei kommen nicht. Zum Glück hätten sie eine Hütte gemeinsam gehabt.” Toni beschattete die Augen gegen die Sonne und spähte den unbefestigten Weg hinunter. Doch es war kein Wagen in Sicht. “Vielleicht verspäten sie sich aber auch nur.”
Marilee gesellte sich lächelnd zu ihnen. “Fehlt jemand?”
Toni nickte. “Aber vielleicht tauchen sie doch noch auf. Am besten, wir gehen alle schon mal hinein, damit ich Ihnen das Programm für diese Woche …” Sie hielt inne, da sie auf einmal eine Staubwolke
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