Hitzeflimmern
Ungebremst loderten die Flammen auf und sengende Hitze liess ihn die Augen zusammenkneifen. Das Feuer frass weiter das siedende Öl und leckte an der Kleidung des Mannes. Er stöhnte. Für den Arbeiter konnte er nichts tun.
Er sah sich um und entdeckte den Vorarbeiter, der an der Türe rüttelte.
Karl lief zu ihm.
„Was ist denn los? “, fragte er.
„Die Tür ist zu. Wir kommen nicht raus. Die Türe ist zu!“ schrie der Vorarbeiter in Panik.
Die Hitze wurde immer sengender und als Karl sich zum prasselnden Feuer wandte, verschlug es ihm fast den Atem. Seine Lungen schmerzten und er wusste nicht zu sagen, ob es das Feuer oder seine vorherige Verletzung war.
„Verfluchte Scheisse“ , sage er.
Dann packte er den Vorarbeiter am Arm und schob ihn zur Fensterfront. Er packte eines der leeren Fässer und warf es gegen das Glas, um einen Fluchtweg zu schlagen. Doch es prallte ab und nur ein paar Splitter fielen herab.
„Diese verschissenen Fässer. Sogar dafür sind sie zu schlecht“, rief er aus.
Nun griff er zum Feuerlöscher am Boden und schlug ihn im kräftigen Bogen gegen die Stahlrahmen und die Scherben stoben splitternd hinab, während sich beide abwandten. Wieder holte Karl aus und diesmal hatte er die Rahmen genügend verbogen, so dass sie nach draussen klettern konnten. Der Vorarbeiter putze mit der schwieligen Hand die Scherben vom Rahmen und hob sich in einem kräftigen Schwung in den Stütz, um mit einem Bein über die Mauer zu gelangen.
„Nehmen Sie meine Hand“, rief er herunter und Karl liess den Feuerlöscher los, um sich an der Hand des anderen hochzuziehen. Es riss grausam in seiner Brust, als er sein eigenes Gewicht hochzog und er stöhnte schwer, als er sich endlich auf die Mauer stützte. Vorsichtig zog er sein Bein hoch und stellte sich auf der Brusthohen Mauer auf. Draussen war alles ruhig. Die Beine voran liess Karl sich schwer atmend auf den Boden hinab. Der Aufschlag gab ihm den Rest und er liess sich mit einem himmelslästerlichen Fluch zusammensinken.
Der Vorarbeiter, der hatte davonlaufen wollen und sich schnellstens in Sicherheit bringen, kam ein paar Schritte zurück.
„Wollen Sie nicht abhauen?“ fragte er erstaunt.
„ Verflucht, ich kann nicht mehr“, sagte Karl.
„ Das war Brandstiftung, Herr Graf“, sagte der Vorarbeiter. „Ohne Sie wär ich da drin verreckt. Ich weiss, dass ich dem Fertigungsmanager scheissegal bin. Aber Sie, Herr Graf, sollten Sie hier sein? Ich weiss nicht auf wen das gemünzt war. Vielleicht die Maschine, vielleicht die Firma. Aber wenn es auf Sie ging, Herr Graf, dann müssen Sie verschwinden. So schnell wie möglich.“
Karl sah zu ihm auf und staunte. Der Lärm des prasselnden Feuers hinter ihnen wurde vom Explodieren der Ölfässer übertönt, als mit ohrenbetäubendem Lärm die Maschine in Stücke ging.
„Kommen Sie, gehen wir“, sagte der Vorarbeiter und reichte Karl die Hand.
Dieser erhob sich mühsam und sie gingen über das verlassene Gelände nach der Stadt zu.
Erst als das Lagerhaus vollkommen ausgebrannt war erschienen zwei Polizisten und besahen den Schaden. Sie entdeckten an der verschlossenen Türe ein Firmenschild und nahmen Notizen. Sobald sie die Nummer der Firma herausgefunden hätten, würde CAi AG erfahren, dass es auf ihrem Areal zu einem Unfall gekommen war.
Es hatte eingedunkelt. Die Lichter der Stadt glühten im blauen Abendlicht, als die pastellfarbenen Häuser sich mit phosphoreszierender Intensität hervorhoben. Karl stand an der Kanalstrasse und griff zum Telefon.
„ Fayna?“
„Karl?“ fragte sie überrascht.
„Hör mal, ich bin heute fast umgekommen, es häuft sich. Kann ich heute Nacht bei dir bleiben?“
Fayna seufzte. „Was ist passiert?“
„Erzähl ich dir, wenn ich mich ausgeruht habe“, sagte Karl. Der Vorarbeiter, vordem er sich aus dem Staub gemacht hatte, hatte ihm eingeschärft, auf keinen Fall zu sich nach Hause zu gehen. Dort würden die immer zuerst nachsehen. Auf keinen Fall nach Hause.
„Ich kann nicht nach Hause“, erklärte er.
„Bist du verletzt?“ fragte Fayna vorsichtig.
„Ni cht schlimmer als beim letzten Mal“, sagte er leichthin. „Wo finde ich dich denn?“
„Ich komme dich holen“, sagte si e.
Karl trat durch die borstige Hecke, welche die Kanalstrasse säumte und liess sich an der Wand eines Lagerhauses in die Hocke sinken. Mit dem Vorarbeiter war er in Richtung Dnjepr gegangen. Ehe der andere sich verabschiedet hatte, unterrichtete er Karl
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