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Kleine Morde für Zwischendurch #1 (German Edition)

Kleine Morde für Zwischendurch #1 (German Edition)

Titel: Kleine Morde für Zwischendurch #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gitta Edelmann
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Johnny Blue

    Ich hab ihn gehört. Ich weiß, dass er es ist. Der Mörder von Johnny Blue. Meiner ersten großen Liebe. Wann verjährt ein Mord?

    *

    Sommer 1976. Ich war gerade 15 Jahre alt geworden und hatte festgestellt, dass ich ohne Rockmusik nicht leben konnte. Meine Mutter verdrehte die Augen und mein Vater fluchte „Negermusik“, doch wenn im Radio die Top Ten liefen, war ich nicht mehr ansprechbar. Und wenn Sunset am Sonntagnachmittag in einer der Hallen in den Nachbardörfern spielte, war ich mit Biggi dort, noch bevor die Band mit dem Aufbau fertig war. Zugegeben, das lag nicht nur an der Musik. Mein Magnet hieß Johnny. Eigentlich Johannes. Aber ein Leadsänger musste einfach Mick, Pete oder eben Johnny heißen.
    Johnny war der Schwarm aller Mädchen, trotzdem kein bisschen eingebildet. Man konnte ganz normal mit ihm sprechen, wenn die Band eine Pause machte. Meistens stand ich dann vorne an der Bühne und unterhielt mich mit ihm über Musik. Besser gesagt, ich hörte zu, was er erzählte. Er wusste sowieso viel mehr, denn er war schon 17. Berufsmusiker wollte er werden, ein Star wie Mick Jagger. Er schrieb seine eigenen Songs, und ab und zu spielte Sunset zwischen Abba und Sweet auch einen Song von Johnny Blue.
    Der Tag, der mein Leben zum ersten Mal veränderte, war so ein Sonntag. Biggi tanzte mit wildem Kopfschütteln, ich stand vorne an der Bühne vor dem Lautsprecher und fühlte den Bass in meinem ganzen Körper dröhnen. Wahrscheinlich wäre ich schon längst taub gewesen, wenn ich nicht immer Watte dabei gehabt hätte, die ich mir in die Ohren stopfte, solange die Musik spielte.
    Der Schlussakkord heulte. Johnny griff nach seiner Cola und setzte sich an den Bühnenrand.
    „Hallo“, sagte er einfach und hielt mir die Flasche hin.
    Ich nahm einen großen Schluck und stellte mir vor, dass Johnny mich küsste.
    „Übernächsten Sonntag spielen wir nicht“, informierte er mich dann strahlend. „Ich fahr nach Baden-Baden zum Talentschuppen .“
    Auch das liebte ich an Johnny. Er redete nicht nur über Erfolg, er tat auch etwas dafür. Sicher würde er gewinnen. Seine Stimme war unvergleichlich. Und seine Songs hielt ich für genauso gut wie die der Rolling Stones.
    Spontan zog ich meinen Schlüssel aus der Hosentasche und fummelte den Smiley-Anhänger ab.
    „Mein Glücksbringer“, erklärte ich ihm und drückte ihm das gelbe Scheibchen in die Hand.
    „Er soll dir auch Glück bringen.“
    Er hielt ihn in seiner Hand und sah mich nachdenklich an.
    „Du bist lieb“, sagte er schließlich. „Und ich weiß noch nicht einmal, wie du heißt. Dabei haben wir schon so oft miteinander geredet.“
    „Angela.“
    „Ah, Angie! Wünscht du dir deshalb immer diesen Rolling Stones Titel?“
    Ich nickte und merkte, wie mir die Hitze in den Kopf stieg. Sicher werde ich jetzt rot, dachte ich entsetzt. Aber Johnny lachte nicht. Ich sah ihm an, dass er verstanden hatte, dass es mir nicht nur um die Musik ging, sondern darum, dass er diesen Song für mich sang. Er lächelte, so dass mir noch heißer wurde, und beugte sich vor. Sein Kuss traf meine Nasenspitze, und wir mussten beide lachen. Dann reichte er mir die Hand und half mir auf die Bühne. Zum ersten Mal saß ich neben ihm. Wie selbstverständlich hielt er meine Hand. Unten am Tisch neben der Tanzfläche saß Biggi und sah mit großen Augen zu mir hoch.
    Ich weiß nicht mehr, worüber Johnny und ich sprachen, es war auch egal.
    Irgendwann spielte die Band wieder – für mich! Zuerst Angie , dann Lady in Black , denn Johnny war aufgefallen, dass ich fast immer schwarze Klamotten trug. Ich fand, dass so mein einziger Pluspunkt, meine langen blonden Haare, am besten zur Geltung kamen. Mein Gesicht mit den häufigen Pickeln war nicht eben sehenswert und meine Oberweite ließ auch zu wünschen übrig.
    Um Sechs war Schluss, und alles strömte zum Ausgang. Biggi zog mich mit, aber ich wollte mich noch von Johnny verabschieden.
    „Gehst du jetzt mit dem?“, fragte sie und ich wurde schon wieder rot. Wie sollte ich das wissen, wenn ich jetzt gleich nach Hause radelte?
    Seufzend blieb Biggi als treue Freundin am Bühnenrand stehen.
    „Kommt rauf, ihr könnt uns beim Einpacken helfen“, lud uns der Schlagzeuger ein. Ich glaube, sie nannten ihn Joe. Johnny tauschte mit ihm einen kurzen Blick und zog mich in einen Raum hinter der Bühne. Wir sprachen kein Wort, sahen uns nur an. Dann umarmten wir uns und er küsste mich. Küsste mich richtig, mit Zunge und

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