Hochzeit Auf Griechisch
die Fährte war mittlerweile kalt geworden, und Faith hatte ihren Namen so oft geändert, dass der Privatdetektiv unendlich viel Zeit gebraucht hatte, um herauszufinden, was mit ihr geschehen war.
Erst kürzlich hatte der Detektiv Informationen von einem Häftling erhalten, der Faith gekannt hatte, und die wichtigsten Ereignisse waren ans Licht gekommen. Ryan litt noch immer unter der schmerzhaften Entdeckung, dass seine Schwester vor sechs Jahren durch eine Kugel gestorben war, die für ihren Freund bestimmt gewesen war, einen Drogendealer, der nun eine lebenslange Haftstrafe absaß. Außerdem hatte ihn die Nachricht verblüfft, dass Faith ein Kind gehabt hatte.
Beim Blick auf seine Hände bemerkte er, dass seine Fäuste das Lenkrad viel zu fest umklammerten, und er lockerte den Griff. An Faith zu denken, war immer schwierig für ihn, erst recht jetzt, da er wusste, was mit ihr geschehen war.
Als Heranwachsender war Ryan hin und her gerissen gewesen. Er hatte seine Schwester vermisst und sie gleichzeitig um die Freiheit, die sie gefunden haben musste, beneidet. Ihre behütete Kindheit in einem konservativen Vorort von Boston, Massachusetts, hatte niemals zu der unabhängigen Persönlichkeit seiner Schwester gepasst. Da sein älterer Bruder J.T. bereits ausgezogen war, blieb Ryan als einziges Kind zurück. Seine Eltern hatten Faith damals enterbt, und Ryan hatte sich rasch auf die Situation eingestellt und sich so verhalten, wie es von ihm erwartet wurde.
Nachdem J.T.der Tradition gefolgt und ins familieneigene Kaufhaus eingestiegen war,um Vater und Onkel zu helfen, war Ryan mit dem Segen der Familie Anwalt geworden. Er war Partner in einer Kanzlei unten in der Stadt geworden und nahm dadurch auf eine Weise Abstand von den strengen Regeln seiner Familie, wie es seine Schwester damals nicht hatte tun können.
Diese Distanz hatte ihm die Kraft verliehen, die Suche nach seiner Schwester fortzusetzen, und die hatte sich letztlich gelohnt. Er würde gleich seine Nichte treffen, ein vierzehnjähriges Mädchen namens Samantha, das seit dem Tod ihrer Mutter vor sechs Jahren zwischen Pflegeheim und Pflegefamilien hin und her pendelte. Er wollte seine Nichte vor diesem furchtbaren Schicksal bewahren und sie nach Hause bringen, wo sie hingehörte.
Er hielt vor einem gepflegten Haus in einem Vorort von Jersey. Die Holzschindeln der Außenfassade waren in einem heiteren Gelb gestrichen, und auf dem Rasen stand ein Schild mit der Aufschrift „Costas Tages-Spa. Abendtermine möglich“.
Ryan schüttelte den Kopf und machte den Motor aus. Der Ermittler hatte ihm einige Informationen über Samanthas gegenwärtige Pflegefamilie besorgt, ein merkwürdiger Haufen. Noch vor einem Jahr hatten die Costas ihren Lebensunterhalt verdient, indem sie ein Comedystück aufführten, das auf der Addams Family basierte. Nun betrieben sie ein Spa. Ryan hielt das nicht gerade für den idealen Ort, um ein Kind aufzuziehen.
Bestimmt würde seine Nichte außer sich vor Freude sein, dass sie einen normalen und zuverlässigen Onkel hatte und eine Familie, die sie bei sich haben wollte. Nun, zumindest er wollte das. Der Rest der Sippe war mit Ausnahme seines Onkels Russ weniger erpicht darauf,„das Kind seiner abtrünnigen Schwester“ in den Schoß der Familie zurückzuführen. Mit seinen engstirnigen Eltern musste er später reden. Er atmete tief durch, stieg aus dem Wagen und rückte seine Krawatte zurecht, bevor er auf das Haus zusteuerte.
Musik und Gelächter drangen aus dem Garten hinter dem Haus, und als niemand auf sein Klingeln reagierte, folgte er dem Weg, der nach hinten führte. Er blickte sich um und ließ die Szenerie auf sich wirken. Ein Diskjockey spielte laute Musik, während ein Affe … Er blinzelte und sah erneut hin. Tatsächlich: Es war ein Affe, der da mit einem hübschen blonden Teenager auf einer Bühne tanzte.
Er fragte sich, ob das Mädchen seine Nichte war, und sein Herz machte einen Satz. Ein Haufen lachender und kichernder Kinder lief an ihm vorbei. Er blickte nach oben und bemerkte zum ersten Mal das Spruchband, das zwischen zwei große Bäume gespannt war. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Sam. Willkommen in der Familie“, stand darauf.
Ein unbehagliches Gefühl stieg in ihm auf, als ihm klar wurde, dass er hier nicht hereinspazierte und seine Nichte aus einer unpassenden und feindseligen Umgebung rettete. Mit der Absicht, sich eine neue Strategie zu überlegen, wandte er sich zum Gehen, doch eine
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