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Hölle mit Vollpension

Hölle mit Vollpension

Titel: Hölle mit Vollpension Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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1

    Boris Slivka ließ sich auf den Barhocker neben mir fallen, schnitt ein Gesicht über mein fast leeres Glas und schnalzte dann gebieterisch mit den Fingern.
    »Mach mir einen Kübel Wodka-Martini !« Er hielt die Hände fünfzehn Zentimeter weit auseinander. »Etwa so voll.«
    Der Bartender blinzelte einmal, dann sah er mich an. »Ist das ein Freund von Ihnen ?« murmelte er. »Oder nur ein Irrer?«
    »Beides«, erwiderte ich wahrheitsgemäß. »Und mit etwas Glück hält sich ein Kübel Wodka-Martini bei ihm ganze fünfzehn Minuten lang .«
    »Also, wenn du darauf bestehst, trinke ich auch aus einem Glas«, räumte Boris ein. »Es gibt Grund zum Feiern«, klärte er mich dann auf.
    Ich starrte ihn an. »Hat heute nachmittag die russische Konterrevolution stattgefunden und man dir telegrafiert, ob du deines Onkels Großfürstentum zurückhaben willst ?«
    »Endlich, Larry, endlich sind wir drin !« Ein plötzliches Lächeln verklärte die untere Hälfte seines traurigen Bulldoggen-Gesichts. »Nachdem wir jetzt sechs enervierende Wochen lang diese Studiofritzen hofiert und diesen widerlichen kleinen Bankfritzen zugesehen haben, wie sie an ihren Computerfingern herumzählten, ist der historische Moment da. Historisch für das Partnerteam Slivka und Baker, die ideale Kombination von Produzent und Autor. Wir steigen auf von der Fernsehfron zu den luftigen Höhen des Breitwandschirms !«
    »Na denn«, ich hob mein Glas, »auf das Wohl der Partner Baker und Slivka .« Dann packten mich die ersten Zweifel. »Weißt du’s auch genau? Daß das gesamte Projekt unterschrieben, versiegelt und so weiter ist ?«
    »So gut wie«, sagte er. »Nur noch eine Kleinigkeit ist offen .«
    »Die verfluchten Strolche wollen, daß ich alles umschreibe«, seufzte ich verbittert.
    Boris schüttelte den Kopf. »Die sind verliebt in dein Drehbuch, Towaritsch , und sie bewundern meine Kostenaufstellung, das Dreh-Konzept und alles andere. Aber die Geldgeber bestehen auf einem großen Star für die Hauptrolle — bei diesem Budget von drei Millionen Dollar. Das Studio ist völlig ihrer Meinung, und mehr als das: Sie behaupten, es gibt nur einen Star, der dieser Rolle gerecht werden kann — und das ist Trudi Lambert .«
    »Trudi Lambert?« Meine Stimme kippte über. »Ich denke, die ist tot ?«
    »Trudi Lambert lebt, ist bei bester Gesundheit und wohnt in England«, sagte Boris schnell. »Es stimmt, sie hat in den letzten beiden Jahren keinen einzigen Film mehr gemacht, aber ihr letzter war ein Riesenerfolg. Natürlich macht sie das in den Augen des Studios und der Bank nur noch wertvoller .«
    »Und wo liegt da das Problem ?« Ich zuckte mit den Schultern. »Nun brauchen sie nur noch ihrer Gagenforderung zuzustimmen .«
    »So einfach ist es nicht, Larry. Trudi Lambert wünscht nicht mehr, ins Scheinwerferlicht zu treten .«
    Der Bartender stellte einen überdimensionalen Mixer und ein Highball-Glas vor Boris hin und wartete gespannt. Boris füllte das Glas voll, trank es ohne abzusetzen leer und stellte es zurück.
    »Ich nehme immer gern erst einen Probeschluck«, erläuterte er. »Ihre Wodka-Martinis sind ausgezeichnet, Bartender. Wir bleiben dabei .«
    Die Hand des Bartenders zitterte leicht, als er das Highball-Glas wieder füllte; ich nutzte die Gelegenheit und ließ mir auch einen einschenken, ehe er mit Nachschub für Boris Vollbeschäftigung finden würde.
    »Sie will also nicht mehr filmen ?« griff ich den Faden dort wieder auf, wo er sich in Wodka und Wermut verloren hatte.
    »Das behauptet wenigstens ihr Agent. Er hat’s aufgegeben mit ihr, nachdem sie im letzten Jahr mindestens sechs Hauptrollen ausgeschlagen hat. Folglich muß man sie überreden, für uns eine Aufnahme zu machen .«
    Ich hob die Schultern. »Das ist Sorge des Studios .«
    »Hab’ ich ihnen ja auch gesagt«, murmelte Boris, »aber sie sehen es anders .«
    »Wie denn?«
    »Es sei unser Problem .« Er nahm einen langen Zug, und vom Bartender kam ein leises Stöhnen, als das Glas abermals geleert auf die Theke zurückkehrte. »So wie sie es hinstellen, haben wir beide das größte Interesse daran, daß dieser Film gedreht wird, deshalb sollten wir Trudi Lambert auch am besten überreden können, es sich anders zu überlegen.«
    »Was für Spaßmacher«, grunzte ich.
    »Hier in meiner Tasche steckt ein Briefumschlag mit zwei Flugscheinen und einem Scheck über dreitausend Dollar — unsere Spesen. Von unserer Ankunft in England an haben wir genau eine Woche, um

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