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Hoellenfeuer

Hoellenfeuer

Titel: Hoellenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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vor, dass er sich bewusst ein starkes, helles Licht aussuchte, um sich seine Aufgabe nicht allzu leicht zu machen. Manchmal bereitete es ihm ein geradezu sportliches Vergnügen, gegen eine starke Seele anzutreten und sie ins Verderben zu ziehen. In den meisten Fällen gelang ihm dies. Nur selten scheiterte er an ihnen – so wie damals, als er versucht hatte, den Tischlersohn aus Galiläa zu beeinflussen.
    Bei dem Gedanken daran wurde Samael beinahe übel. Es kam nicht oft vor, dass er so komplett scheiterte.
    Jetzt richtete er seine Aufmerksamkeit auf schwache Seelen, denn nun war ihm nicht mehr nach Herausforderungen. Sein Blick glitt über die Länder hinweg und endlich fand er, wonach er gesucht hatte. Es war gleich eine ganze Ansammlung schwacher, flackernder Lichter, die sich auf engstem Raum zusammenscharten. „Vielleicht eine Nervenheilanstalt“, dachte Samael amüsiert. „Die Menschen sind schon merkwürdig. Sie sperren einfach alle weg, die anders sind. Was sie sich wohl davon versprechen?“
    Plötzlich stutzte er. Eines der Lichter verhielt sich anders, als die anderen. Es veränderte sich wesentlich stärker, war mal hell und strahlend, dann wieder dunkel und zittrig.
    „Ein Mensch, der auf Messers Schneide steht“, dachte Samael erfreut. „Er ist schwach und anfällig. Aber er kann auch stark und sicher sein. Es gibt etwas in seinem Leben, dass ihm noch Stärke verleiht...“
    Dann erhob er sich von seinem Thron und machte sich auf den Weg zu den flackernder Lichtern, die sich alle in einem kleinen Ort in Cornwall befanden.
     
    …
     
    Dr. Marcus war erstaunt gewesen. Die Eleanor Storm, die noch vor zwei Tagen bei ihm im Büro gesessen hatte, schien kaum etwas mit dem Mädchen gemein zu haben, das gerade aus seinem Büro gegangen war. Eleanor war leicht ansprechbar und sogar freundlich gewesen. Sie hatte einige Male gelächelt und sich seinen Fragen offen gestellt. All das hatte Dr. Marcus überrascht. Ohnehin war dieser Tag ganz ausgesprochen merkwürdig. Er hatte heute Morgen feststellen müssen, dass die Tetradyxol-Tabletten aus seinem Schreibtisch verschwunden waren. Ein Einbruch in sein Büro aber war nicht feststellbar. Die Schlösser zu Büro und Vorzimmer waren intakt – nirgendwo waren Hinweise auf Gewalteinwirkung.
    Dr. Marcus hatte nachgedacht. Konnte es sein, dass er die Tabletten verlegt hatte? Durchaus möglich. Wer hatte sonst noch Kontakt mit dem Medikament gehabt? Einige Schwestern wussten von seiner Existenz. Ansonsten nur Eleanor Storm. Sie war die einzige Patientin, die zurzeit am Testprogramm für Tetradyxol teilnahm. Dr. Marcus war ein Verdacht gekommen. Eleanor Storm hatte sehr stark auf das Mittel reagiert. Konnte es sein, dass sie unter Entzugserscheinungen litt und die Tabletten im Laufe des Wochenendes gestohlen hatte? Er erinnerte sich daran, dass Eleanor vor kurzem Zeuge gewesen war, wie er die Ersatzschlüssel aus dem Vorzimmer für die Tür seines Büros benutzt hatte. Es wäre ihr also möglich gewesen, hier einzudringen und die Tabletten an sich zu nehmen.
    Das ließe sich klären. Um halb Zwölf erwartete er Eleanor Storm zu einer Therapiesitzung. Er würde Schwester Emily anweisen, in dieser Zeit Miss Storms Zimmer unauffällig zu durchsuchen. Einstweilen hatte er für heute genug von außerplanmäßigen Überraschungen. Gleich würde er zu 'Nummer Sieben' gehen und sich von dessen Gesundheitszustand überzeugen. Zumindest dort wäre nichts allzu Ungewöhnliches zu erwarten.
     
    Eleanor selbst war nach der Therapiesitzung bei Dr. Marcus zunächst auf ihr Zimmer zurückgekehrt. Sie erkannte sofort, dass in der Zwischenzeit jemand hier gewesen war und sich an ihren Sachen zu schaffen gemacht hatte. Wer immer es gewesen sein mochte, war nicht allzu geschickt vorgegangen. Ihr Koffer war im Schrank bewegt worden – vermutlich hatte man ihn aus dem Schrank gezogen, um ihn genauer durchsuchen zu können. Jetzt kam es Eleanor zugute, dass sie nicht allzu geschickt im Ordnunghalten war. Ihr Besucher hatte ihre Sachen im Koffer durchstöbert, aber anschließend einige Kleidungsstücke erneut in einer Art zusammengefaltet, wie Eleanor es niemals getan hätte.
    Eleanor ertappte sich bei einem Lächeln. In gewisser Weise genoss sie das Gefühl, der anderen Seite einen Schritt voraus gewesen zu sein. Diese Vorstellung löste ein angenehmes Kribbeln in ihrem Magen aus. Gefahr und Risiko – eine interessante Verbindung.
    Sie griff nach ihrer Jacke und ihren Schuhen und

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