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Hoellenfeuer

Hoellenfeuer

Titel: Hoellenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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fortzubringen. Dieser Ort war so weit von allem entfernt, was ihr in diesem Augenblick wichtig hätte sein können, dass sie sich hier wie am Ende der Welt vorkam. An diesem Tag war Eleanor sich sicher gewesen, dass sie sich am falschen Ort befand; dass sie eigentlich woanders hätte sein müssen. Aber nun war sie hier. Ihr Onkel verließ die Hauptstraße und bog in eine schmale Zugangsstraße ein, die sich in engen Kurven den waldigen Hügel emporwand. Schließlich erreichten sie das große, schmiedeeiserne Eingangstor der vorderen Parkanlage. Es hatte leicht zu Regnen begonnen, wie es in diesem Teil von Cornwall häufig vorkam und Eleanors Onkel ließ den Motor laufen, während er ausstieg und zum Tor lief. Eleanor sah ihn klingeln, etwas in die Gegensprechanlage sagen und schließlich öffnete sich das Tor automatisch. Max kam zurück, stieg in den Wagen und schloss die Tür hinter sich. Dann setzte sich der Toyota wieder in Bewegung und legte die letzten Meter zu der finster aufragenden Fassade des Haupthauses zurück. Sie fuhren direkt bis unter den Kutschenvorbau, den die Erbauer des Hauses hatten errichten lassen, um beim Verlassen ihrer Kutschen nicht nass werden zu müssen, während sie die Freitreppe empor auf das imposante Eingangsportal zugingen. Eleanor und ihr Onkel Max stiegen hier aus. Dies wird also in den kommenden Wochen oder Monaten mein Zuhause sein, dachte Eleanor wehmütig, während sie hinter ihrem Onkel die große Freitreppe zum Eingang empor ging. Jetzt wünschte sie sich nur noch, dass ihr Onkel sie nicht hier allein ließ...
     
    In diesem Augenblick hörte Eleanor den Schlüssel im Schloss. Sie erhob sich resignierend von ihrem Bett und wandte sich der Tür zu. Schwester Emily betrat den Raum und lächelte Eleanor aufrichtig an. „Jetzt geht’s los, Eleanor. Dr. Marcus wartet schon.“
    Sie trat beiseite und machte Eleanor Platz, die sich an ihr vorbeischob und das Zimmer verließ. Schwester Emily blickte noch einmal in Eleanors Zimmer zurück, um sich zu vergewissern, dass alles seine Richtigkeit hatte. Bei suizidgefährdeten Patienten konnte man sich nie sicher sein. Dann schloss sie die Tür wieder ab und folgte Eleanor, die sich bereits auf den Weg gemacht hatte.
     
    Wenig später saß Eleanor Dr. Marcus in dessen Büro gegenüber. Dr. Marcus war ein vollschlanker Mittvierziger mit schütterem Haar und einer dicken Hornbrille, die seinem Gesicht etwas Behäbiges gab, was durch seine schweren Augenlider noch beträchtlich unterstützt wurde. Er bewegte sich stets bedächtig und fast ein wenig träge, doch sein Verstand war zweifellos wach und alles andere als langsam. Dr. Marcus schien seine Umwelt unablässig zu beobachten und zu bewerten. Er war ziemlich genau das, was Eleanor sich immer unter einem Seelenklempner vorgestellt hatte. Unter normalen Umständen wäre sie sich der Tatsache sicher bewusst gewesen, dass sie ihn vermutlich vollkommen falsch einschätzte und er sie wohl kaum so lauernd beäugte, wie es ihr stets vorkam. Doch es waren eben keine normalen Umstände gewesen, die sie in dieses Sanatorium gebracht hatten. Sie fühlte sich verfolgt und beobachtet, gewogen und für zu leicht befunden. Sie hasste Dr. Marcus allein für das ungerechte Bild, das sie von ihm entwickelt hatte.
    Der Psychiater blickte Eleanor mit einem freundlichen Lächeln an. Schließlich begann er: „Hast du in letzter Zeit etwas besser schlafen können?“
    Eleanor schüttelte den Kopf und blickte zur Seite. Es fiel ihr in letzter Zeit schwer, anderen Leuten in die Augen zu blicken. Sie war immer schon schüchtern und unsicher gewesen. Aber seit sie in die Psychose gefallen war, hatten diese Gefühle in geradezu beängstigender Weise zugenommen.
    „Es ist nicht schlimm, Eleanor “, sagte Dr. Marcus. „Du musst dir darüber im Klaren sein, dass jeden Menschen so etwas treffen kann. Jeder von uns kann im Leben in eine Situation geraten, die ihn die Hoffnung verlieren lässt. Die meisten kommen von allein wieder da heraus. Den wenigen, denen das nicht gelingt, wird von Leuten wie mir geholfen.“
    Eleanor blickte wortlos an ihren Handgelenken hinab, die noch immer von den Bandagen verhüllt waren, die ihre Pulsadern verdeckten. Es hätte alles längst vorbei sein können. Aber nein, man hatte sie zu schnell gefunden und nun war sie eben hier.
    Ein Kälteschauer ließ Eleanor zusammenzucken, als sie an die Geschehnisse der letzten Wochen dachte. Niemand hatte die Signale beachtet, die sie

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