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Höllenjagd

Höllenjagd

Titel: Höllenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Güterwaggon angehoben wurde. Der Vorgang war bei weitem nicht so schwierig wie die Bergung der 134 Tonnen schweren Lokomotive. Sobald sich der Waggon vom Grund gelöst hatte, ging alles weitere problemlos vonstatten.
    Bell beobachtete mit einer geradezu morbiden Faszination, wie der Waggon durch die Wasseroberfläche brach und hoch in die Luft gehoben wurde, bevor der Kran langsam zum Bergungsschiff schwenkte. Geschickt bediente der Kranführer die Kontrollen und ließ den Waggon so weit herab, bis er ihn hinter der Lok und dem Tender auf dem Deck absetzen konnte.
    Während Bell den Zug betrachtete, fiel es ihm schwer, sich daran zu erinnern, wie er vor all den Jahren ausgesehen hatte. Er ging zum Waggon und wischte den Schmutz von der Seriennummer, die durch die Schlammschicht kaum zu sehen war. Dann aber war die Nummer 16455 deutlich zu erkennen.
    Bell blickte zur Waggontür hinauf. Sie stand noch immer offen, wie damals, als er herausgesprungen war. Der Innenraum war dunkel, weil Wolken die Sonne verdeckten. Erinnerungen kamen hoch, als er sich diesen schicksalhaften Tag ins Gedächtnis rief, an dem der Zug von der Fähre gerollt und auf den Grund des Sees gesunken war. Ihm graute vor dem, was er darin finden würde.
    Kaufman kam mit der Leiter, die sie zuvor dazu benutzt hatten, um in das Führerhaus zu steigen, und lehnte sie gegen die Türöffnung.
    »Nach Ihnen, Mr. Bell.«
    Bell nickte stumm und stieg langsam die Leiter hinauf. Er starrte in die Dunkelheit und lauschte darauf, wie das Wasser überall herabtropfte. Er unterdrückte ein Schaudern. Die Feuchtigkeit und der Schlamm schienen einen Geruch nach Tod, Alter und etwas Bösem zu verströmen, das absolut gespenstisch war.
    Die einstmals schmuckvollen Möbel und die Innenausstattung des palastartigen Waggons hatten etwas Albtraumhaftes. Der Plüschteppich war mit Sand und langem, schlankem Seegras bedeckt. Die geschnitzte Bar, die Ledersessel und das Sofa, die Tiffanylampen darüber, sogar die Bilder an den Wänden sahen unter der Schicht aus Schlamm und Algenbewuchs grotesk aus. Kleine Fische, die nicht rechtzeitig entkommen waren, als der Wagen aus dem Wasser aufgetaucht war, zappelten am Boden.
    Als wollte Bell das Unvermeidliche hinauszögern, stapfte er langsam durch die Schlammschicht und stieß auf die fünf an der Wand aufgereihten Lederkoffer, die er bereits im Jahr 1906 gesehen hatte. Er zog ein Klappmesser aus der Tasche und brach die rostigen und fast gefrorenen Schlösser des ersten Koffers auf. Als er den Deckel öffnete, sah er, dass das Innere kaum verschmutzt war. Vorsichtig nahm er eins der Geldbündel heraus. Das Papiergeld war feucht, hatte aber Form und Konsistenz behalten. Der Aufdruck auf den Goldzertifikaten war immer noch deutlich lesbar.
    Kaufman war zu Bell getreten und blickte fasziniert auf die Bündel Geldscheine im Koffer. »Was denken Sie, wie viel das ist?«
    Bell klappte den Deckel zu und ging zu den anderen vier Koffern. »Eine grobe Schätzung? Vielleicht vier oder fünf Millionen.«
    »Was geschieht damit?«, fragte Kaufman mit Glitzern in den Augen.
    »Es geht zurück an die Bank, deren Kunden um ihre Ersparnisse gebracht wurden.«
    »Lassen Sie das meine Crew lieber nicht wissen«, sagte Kaufman ernst. »Sonst meinen die Leute vielleicht, dass es der Bergungslohn ist.«
    Bell lächelte. »Ich bin mir sicher, dass der Aufsichtsrat der Bank in San Francisco Ihnen und Ihrer Crew einen großzügigen Finderlohn zukommen lassen wird.«
    Zufrieden ließ Kaufman den Blick durch den Waggon schweifen. »Das muss einmal ein Luxuspalast auf Rädern gewesen sein, bevor er gesunken ist. Ich habe noch nie einen Güterwaggon gesehen, der wie der Salon eines Pullmanwagens hergerichtet war.«
    »Hier wurde an nichts gespart«, sagte Bell und betrachtete diverse Flaschen Champagner und teuren Brandy, die im Schlamm verstreut auf dem Boden lagen.
    Kaufmans Gesicht nahm einen grimmigen Ausdruck an, als er mit einem Nicken auf zwei unförmige Hügel auf dem Boden zeigte. »Sind das die beiden, die Sie gesucht haben?«
    Bell nickte feierlich. »Jacob Cromwell, der berüchtigte Schlächter, und seine Schwester Margaret.«
    »Der Schlächter«, sagte Kaufman leise und ehrfurchtsvoll. »Ich dachte immer, er sei spurlos verschwunden.«
    »Eine Legende, die sich über die Jahre verbreitet hat, weil das Geld nicht wieder aufgetaucht ist.«
    Das Fettgewebe hatte sich aufgelöst und war, wie bei den beiden Leichen im Führerhaus der Lok, durch

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